Startseite » The Doggy Lick

The Doggy Lick Zeichnung von Jeremie Michels. Das Bild zeigt eine Badezimmerwand. Die unteren zwei Drittel sind mit weißen Fliesen gefliest, das obere Drittel besteht aus blauer Tapete. Auf der rechten Seite steht in Blut "The Doggy Lick" geschrieben, auf der linken Seite ist eine weiße Tür.
The Doggy Lick (2022)

The Doggy Lick

The Doggy Lick ist eine urbane Legende aus den USA, die hauptsächlich unter einem anderen Namen bekannt ist (mehr dazu weiter unten). Da der Name jedoch das Ende spoilert, empfehle ich, erst die Geschichte zu lesen.

Viel Spaß beim Gruseln!

Triggerwarnungen (Achtung Spoiler!)

– Blut
– Tod eines Hundes

Die Geschichte:

„Also gut Kaitlyn“, sagte Mom, bevor sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. „Wir sehen uns am Sonntag. Stell nicht zu viel Blödsinn an!“

„Würde ich nieee tun“, erwiderte ich mit einem breiten Grinsen.

Mom ignorierte es. Stattdessen drückte sie mich noch einmal an sich. „Wenn irgendetwas sein sollte, ruf uns an.“ Dann ließ sie mich los und ging gemeinsam mit Dad zum Auto.

„Ich schick die heißen Jungs am Sonntag rechtzeitig weg. Die nehmen dann auch den Alkohol wieder mit!“, rief ich ihnen nach, was Dad mit einem strengen Blick beantwortete. Dann waren meine Eltern weg.

Nachdem sie außer Sichtweite waren, schloss ich die Haustür hinter mir und seufzte schwer. Ich war allein. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich sturmfrei.

Ich hörte das Klackern von Krallen auf Parkett. Na gut … Ich war nicht ganz allein. Mein Hund Charlie war bei mir. Ein großer Schäferhund, der auf mich aufpassen würde – auch wenn Charlie dafür alles andere als geeignet war. Er war so treudoof, dass er einem Einbrecher wahrscheinlich schwanzwedelnd entgegenlaufen würde. Aber zumindest war niemand da, der mir sagen konnte, was ich zu tun und zu lassen hatte.

Und so saß ich höchstens fünf Minuten später mit einer Schale Vanilleeis vor meinem Laptop und schaute Hilda auf Netflix. Meine Hausaufgaben lagen keine drei Meter von mir entfernt auf dem Wohnzimmertisch – natürlich unbearbeitet.

Selbstverständlich wusste ich, dass ich bis Sonntag noch meinen Hintern aufraffen musste, um die Aufgaben zu erledigen – andernfalls würde Dad mir die Hölle heiß machen. Jetzt aber wollte ich einfach nur hier sitzen, mein für die Jahreszeit viel zu kaltes Eis essen, mich in meine Wolldecke kuscheln und dem stürmischen Herbstwind lauschen, der um das Haus heulte. Währenddessen schaute ich Hilda und streichelte Charlie durch sein weiches Fell. Selten war mir unser Wohnzimmer so gemütlich vorgekommen. Das Einzige, was jetzt noch gefehlt hätte, war ein Kamin.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war – es war nicht ganz eine Staffel gewesen – als ich beiläufig auf meinem Smartphone durch die sozialen Medien scrollte. Mit einem leisen ‚Pling‘ tauchte die Vorschau für eine Nachricht aus meiner Klassengruppe auf. Sie war von meiner Klassenlehrerin und begann mit einem „Achtung ihr Lieben“. Neugierig klickte ich die Nachricht an. Als ich sah, wie lang sie war, pausierte ich Netflix.

Achtung ihr Lieben. Es kam gerade in den Nachrichten: Aus der Mount Massive Nervenheilanstalt ist heute Vormittag ein gefährlicher Krimineller geflohen. Wahrscheinlich müsst ihr euch keine Sorgen machen, aber die Behörden empfehlen, Fenster und Türen zu verschließen. Passt auf euch auf und habt ein schönes Wochenende!

Ich saß einige Sekunden nur reglos da und starrte mit rasenden Gedanken auf mein Handy. Natürlich wusste ich, dass mir nichts passieren konnte. Das Mount Massive war über eine halbe Stunde Fußweg von hier entfernt. Und selbst, wenn der Entflohene ein Auto stehlen konnte, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er ausgerechnet in mein Haus einbrechen würde? Viel wahrscheinlicher war es doch, dass er so schnell wie möglich versuchte, so weit wie möglich wegzukommen.

Und trotzdem saß ich hier und fühlte, wie sich meine Nackenhaare langsam aufstellten.

„Alles wird gut, Charlie. Uns passiert schon nichts“, sagte ich mehr zu mir selbst, als zu Charlie, während ich ihn hinter den Ohren kraulte.

Dann wanderte mein Blick zum Fenster. Es war geschlossen. Wie sollte es auch anders sein? Immerhin war es Herbst. Aber was war mit den anderen Fenstern – das Fenster im Bad zum Beispiel? Oder mit der Hintertür?

Zögerlich und mit mehr Überwindung, als ich zugeben möchte, hob ich die Wolldecke an, schob meine Beine vom Sofa und stand auf. Der Parkettboden kam mir unglaublich kalt unter meinen Socken vor, während ich einen Fuß vor den anderen setzte.

Auf dem Weg zum Bad schaltete ich jedes einzelne Licht ein, das ich finden konnte. Ich achtete auf alle Geräusche, hörte von draußen aber nur den Wind und von drinnen nur das vertraute Klackern von vier Hundepfoten direkt neben mir. Es verstummte erst, als wir die Badezimmertür erreichten. Sie war nur angelehnt.

„Wenn jemand im Haus ist, sagst du mir das doch, oder?“, fragte ich Charlie, der mich daraufhin bloß mit seinen treuen braunen Augen ansah. Er gab mir nicht einmal ein bestätigendes Bellen.

Ich schluckte schwer, während ich langsam die Badezimmertür aufdrückte. Stück für Stück konnte ich mehr erkennen, während das Licht des Flurs das Bad ins Halbdunkel tauchte. Die leere Duschkabine, daneben die Badewanne mit dem beiseitegezogenen Vorhang, das Fenster, das tatsächlich auf kipp stand und schließlich die Toilette neben dem Waschbecken. Das Badezimmer war leer.

Schnell wandte ich mich wieder dem Fenster zu. Mit schnellen Schritten ging ich hin, knallte es zu und drehte den Fenstergriff so ruckartig nach unten, dass niemand auch nur die Gelegenheit gehabt hätte, das Fenster von draußen aufzustoßen.

Erst jetzt merkte ich, wie schnell ich atmete, wie sehr mein Herz raste. Das war doch bescheuert. Nur weil meine Eltern mal ein Wochenende weg waren, wurde ich gleich paranoid. Ich sagte mir wieder und wieder, dass nichts passieren würde.

Als Nächstes nahm ich die Hintertür in Angriff. Sie war zum Glück verschlossen. Danach ging ich aber nicht zurück ins Wohnzimmer. Ich rannte durchs ganze Haus, überprüfte jedes einzelne Fenster und schloss sogar die Haustür doppelt ab. Lediglich in den dunklen Keller traute ich mich nicht runter, aber da unten waren eh alle Fenster geschlossen – so dachte ich jedenfalls.

Erst, nachdem ich meine Runde ein zweites Mal beendet hatte, fühlte ich mich wieder sicher genug, um mich mit meinem Laptop zurück aufs Sofa zu setzen. Charlie sprang sofort neben mich.

Aber während ich versuchte, mich auf die nächste Folge Hilda zu konzentrieren, wanderte mein Blick immer wieder zur Wohnzimmertür oder zum dunklen Fenster. In meinem Kopf spielten sich Bilder ab, wie plötzlich ein Mann mit erhobenem Messer hereingestürmt kam oder wie er mich mit wahnsinnigen Augen durch das Fenster beobachtete. Als ich mir dann auch noch vorstellte, wie ein Wahnsinniger wieder und wieder mit seiner Faust gegen mein Fenster donnerte, schauderte ich. Meine Kehle hatte sich zugeschnürt. Ich war verdammt nahe an einem Nervenzusammenbruch.

Charlie, der meinen Zustand bemerkt haben musste, rückte sofort etwas näher. Er begann, meine Hand abzulecken. Das tat er immer, wenn er mich beruhigen wollte – und was soll ich sagen? Es funktionierte.

„Ach Charlie, du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass du hier bist“, sagte ich laut. Ohne ihn hätte man mich am Sonntag wahrscheinlich selbst in die Nervenheilanstalt einweisen müssen.

Mit Charlies seelischer Unterstützung schaffte ich es schließlich, noch zwei Folgen zu gucken und mir ein Brot zu schmieren, das ich bei einer dritten und letzten Folge aß. Als ich dann jedoch allmählich müde wurde, musste ich mich einer Sache stellen, vor der ich mich diesen Abend bisher gedrückt hatte: Charlie musste noch raus.

Normalerweise machten Mom oder Dad den Abendspaziergang mit ihm. Häufig kam ich mit. Aber allein war ich so spät noch nie mit ihm gegangen – immerhin war es um diese Uhrzeit nicht unbedingt sicher für eine Jugendliche wie mich. Darum hatten meine Eltern vorgeschlagen, dass ich Charlie abends kurz in den Garten lassen solle. Aber selbst das kam mir gerade mehr als nur unheimlich vor.

Als ich schließlich vor der Hintertür stand, atmete ich tief durch. Ich legte meine Hand auf das kalte Drehschloss. Wieder kostete es mich einige Überwindung, bis ich es schließlich schaffte, daran zu drehen. Die Tür machte leise Klick. Nun musste nur jemand die Klinke runterdrücken – entweder von drinnen oder von draußen – und die Tür wäre offen. Ich merkte, wie mein Herz zu rasen begann.

Bevor ich es mir anders überlegen konnte, öffnete ich die Tür vorsichtig einen Spalt breit. Während ich nach draußen spähte, um sicherzugehen, dass niemand in unserem Garten war, schlug mir sofort ein kalter Wind ins Gesicht. Laub wurde raschelnd über den Rasen geweht.

 Schnell sah ich nach links und rechts. Ich sah den hohen Holzzaun, der unseren gesamten Garten einschloss, das fest verschlossenen Gartentor, unseren Schuppen und die Kastanienbäume. Wenn ich so darüber nachdachte, gab es hier mehr als genug Orte, an denen sich ein fremder Mann hätte verstecken können.

Charlie kümmerte das nicht. Sobald die Tür weit genug offen stand, spazierte er fröhlich nach draußen. Er brachte das Laub auf unserem Rasen zum Rascheln, ehe er sich erwartungsvoll zu mir umdrehte. Wahrscheinlich wollte er spielen, doch ich traute mich keinen Zentimeter vor die Tür.

„Wir können morgen spielen“, sagte ich laut. Beinahe erschrak ich vor dem Klang meiner eigenen Stimme.

Zum Glück nahm Charlie mir nicht übel, dass ich nicht mit ihm rausging. Vielleicht hatte er auch die Unruhe in meiner Stimme bemerkt. Er erledigte sein Geschäft und war kurz darauf zurück bei mir in der sicheren Wärme.

Nachdem ich die Tür wieder abgeschlossen hatte, wäre ich beinahe zu Boden gesunken und hätte vor Erleichterung geweint. Lediglich der Gedanke, wie bescheuert das wäre, hielt mich davon ab. Selten war ich in meinem Leben psychisch so fragil gewesen. Ich wusste nicht, wie ich das ein ganzes Wochenende oder auch nur eine einzige Nacht durchhalten sollte. Das Beste wäre wohl, wenn ich sofort ins Bett ging, um zu schlafen. Wenn es draußen wieder hell war, sähe die Welt sicher ganz anders aus.

Und so beeilte ich mich, Zähne zu putzen, auf Toilette zu gehen, in meinen Schlafanzug zu schlüpfen und kurz darauf zwischen Kopfkissen und Bettdecke zu versinken. Charlie lag wie jede Nacht in seinem Körbchen direkt neben meinem Bett.

Noch immer fegte der Wind ums Haus. Aber während ich es vorhin noch als gemütlich empfand, kam es mir jetzt vor wie das Geheul von Geistern, die, genau wie der entflohene Irre, irgendwie einen Weg nach drinnen suchten.

Unruhig drehte ich mich auf die Seite. Jetzt mischte sich ein anderes Geräusch unter das Heulen: ein langsames und regelmäßiges Atmen. Es war Charlie, der seelenruhig in seinem Körbchen lag. Ich streckte meinen Arm aus, um ihm vorsichtig durch sein weiches Fell zu streicheln, bevor er anfing, meine Hand abzulecken. Es war warm und feucht, aber auch so unglaublich sanft. Genauso sanft wie mein geliebter Charlie selbst. Ich bekam es kaum mit, aber ich war bald eingeschlafen.

Als ich die Augen aufschlug, war es noch immer stockdunkel um mich herum. Der Wind hatte sich gelegt, aber dafür drang jetzt ein anderes Geräusch an meine Ohren: Plitt, plitt, plitt. Das tropfende Geräusch kam aber nicht von draußen, sondern aus dem Haus. Von der Richtung her könnte es aus dem Badezimmer kommen. Hatte ich den Wasserhahn nicht richtig zugedreht? Am besten sollte ich aufstehen und nachsehen.

Aber als ich meinem Körper den Befehl zum Aufstehen gab, bewegten sich meine Beine keinen Zentimeter. Auch schaffte ich es nicht, die Arme zu bewegen, um meine Decke zurückzuwerfen. Allein der Gedanke, aufzustehen und durch das dunkle verlassene Haus zu gehen, ließ meinen Körper erstarren.

Nachdem ich bestimmt fünf Minuten versucht hatte, mich zu überwinden, gab ich schließlich auf. Sollte der Wasserhahn doch tropfen. Ich würde ihn morgen früh zudrehen.

Also drehte ich mich wieder auf die Seite und ließ meine Hand aus dem Bett Richtung Körbchen gleiten. „Du passt doch auf mich auf, oder Charlie?“, fragte ich in die Dunkelheit.

Fast sofort fühlte ich ein bestätigendes Lecken, als eine warme feuchte Zunge meine Hand traf. Trotzdem reichte es diesmal nicht aus. ‚Plitt, plitt, plitt, plitt‘, drang es unerbittlich an meine Ohren. Erst, als ich mich wieder auf das langsame, ruhige Atmen neben meinem Bett konzentrierte, während die Zunge wieder und wieder über meine Finger schleckte, fiel ich endlich zurück ins Reich der Träume.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem warmen Sonnenstrahl geweckt, der durch eine Lücke zwischen den Vorhängen fiel. ‚Plitt, plitt, plitt‘, ertönte es noch immer in der Ferne.

Ich streckte mich herzhaft. „Guten Morgen, Charlie“, sagte ich, während ich nach dem Körbchen neben meinem Bett fühlte. Es war leer.

Verwirrt schlug ich die Augen auf, setzte mich hin und sah mich um. Charlie war nicht in meinem Zimmer. Dafür stand die Tür einen Spalt breit offen. ‚Komisch‘, dachte ich. Wahrscheinlich hatte ich in meiner Panik letzte Nacht vergessen, sie zu schließen. Charlie lag bestimmt auf dem Sofa oder war in der Küche.

Plitt, plitt, plitt, plitt.

Gemächlich pellte ich mich aus dem Bett, zog mir warme Kuschelsocken über und wuschelte mir durch die wirren Haare, als ich in den Flur ging.

„Charlie?“, rief ich. Keine Reaktion. „Chaaarlie?“

Da ich kein Pfotengeklacker hören konnte, das sich freudig näherte, ging ich weiter Richtung Wohnzimmer. Neben dem Badezimmer blieb ich jedoch stehen. ‚Plitt, plitt, plitt, plitt‘, konnte ich das Tropfen jetzt ganz deutlich hören.

Ich dachte mir nichts weiter dabei. Also drückte ich die Badezimmertür auf und trat ein. Ich war bereits dabei, auf das Waschbecken zuzugehen, als ich in der Bewegung gefror. Hatte ich aus dem Augenwinkel nicht etwas bei der Badewanne gesehen?

Mit einer langsamen Bewegung drehte ich den Kopf. Dort hing etwas Großes. „Charlie!“, kreischte ich entsetzt.

Mein geliebter Charlie hing mit dem Kopf nach unten reglos über der Badewanne. Sein braunes Fell, die Wanne und die weißen Fliesen waren voller Blut. Aus einer klaffenden Wunde an Charlies Hals rann die dunkelrote Flüssigkeit. ‚Plitt, plitt, plitt‘, machte es, während sie an seiner Schnauze hinunterrann und tropfenweise in die Badewanne fiel.

Ich merkte, dass meine Beine schwach wurden. Tränen schossen mir in die Augen, während ich mich fühlte, als würde jemand meinen Brustkorb zusammenpressen. Lediglich der Gedanke, dass die Person, das Monster, das Charlie das angetan hatte, noch immer im Haus sein konnte, hielt mich auf den Beinen.

Panisch wandte ich mich der Tür zu, doch dort wartete bereits der nächste Schock auf mich. In blutiger Schrift stand an der Wand ein Satz geschrieben: „Humans Can Lick Too!“ – Menschen können auch lecken.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Charlie war schon tot gewesen, als irgendwer oder irgendetwas letzte Nacht meine Hand geleckt hatte.

Übelkeit stieg in mir auf. Aber ich wartete keine Sekunde länger. Wie eine Wahnsinnige sprintete ich aus dem Bad. Ich rannte durch den Flur zur Haustür, wo ich hektisch an dem Türgriff zerrte. Die Tür war verschlossen. Ich hatte sie gestern abgeschlossen. Also rannte ich zu unserer Kommode, auf der der Schlüssel lag. Noch war der Flur leer. Ich rammte den Schlüssel ins Schloss, verfehlte in meiner Panik zweimal, bevor es klappte. Dann endlich ließ er sich drehen und ich rannte raus auf die Straße.

Ich schrie wie am Spieß, während ich zu den Nachbarn rannte. „Hilfe! Ich brauche Hilfe!“, kreischte ich, um irgendwie auf mich aufmerksam zu machen.

Mrs. Fergus war noch an der Tür, ehe ich ihre Auffahrt erreichte. „Kaitlyn, du lieber Gott, was ist passiert?“, fragte sie, während sie noch dabei war, ihren rosa Bademantel zu schließen.

Sie ließ mich sofort rein. Zuerst rief sie meine Eltern an und anschließend die Polizei. Sie kümmerte sich um mich, bis meine Mutter mich endlich in die Arme schließen konnte.

Die Polizei hingegen hörte sich nur flüchtig meine Aussage an, ehe sie das gesamte Haus und kurz darauf die komplette Nachbarschaft auf den Kopf stellte. Von dem Täter fehlte jede Spur.

Wie ich später herausfand, war es wirklich der Mann gewesen, der aus dem Mount Massive geflohen war. Ich verfolgte den Fall noch eine ganze Weile. Der Mann wurde nie gefasst.

Bleibt auf dem Neusten Stand und folgt mir auf:

Facebook  Twitter  Instagram

Die Legende:

The Doggy Lick (englisch für „Das Hundelecken“), auch „Humans Can Lick Too“ („Menschen können auch lecken“) oder „The Licked Hand“ („Die geleckte Hand“) genannt, ist eine urbane Legende aus Amerika.

Sie handelt von einem Mädchen, das mit ihrem Hund allein zu Hause ist. Als sie von einem entflohenen Sträfling oder Irren erfährt, schließt sie sich vorsichtshalber ein, vergisst dabei aber ein Fenster.

Täter:

Über den Täter aus The Doggy Lick ist nicht viel bekannt, außer, dass er aus dem Gefängnis oder einer Nervenheilanstalt geflohen sein soll und in den meisten Varianten ein Mann ist.

In sehr seltenen Fällen kannte der Täter das Opfer bereits vorher, da er z. B. ihr Ex-Freund ist.

Ablauf:

The Doggy Lick beginnt damit, dass ein Mädchen oder eine junge Frau mit ihrem Hund allein zu Hause ist, weil ihre Eltern weggefahren sind.

Sie guckt z. B. Fernsehen, spielt mit dem Hund, liest ein Buch o. Ä., als sie auf dem Handy, im Radio oder im Fernsehen mitbekommt, dass ganz in ihrer Nähe ein gefährlicher Mann aus einer Nervenheilanstalt oder einem Gefängnis geflohen sein soll.

Daraufhin fühlt sie sich unwohl und verschließt sämtliche Türen und Fenster im Haus, vergisst dabei aber die Hintertür oder ein Kellerfenster. In einigen Varianten gibt es auch ein Fenster, das sich nicht vollständig schließen lässt, in anderen ist der Täter bereits im Haus.

Der restliche Abend verläuft ohne ungewöhnliche Vorkommnisse, bis die Protagonistin schließlich ins Bett geht. Sie hält ihrem Hund, der unter oder neben dem Bett schläft, ihre Hand hin, woraufhin er an ihr leckt, da das sein Frauchen immer beruhigt.

Mitten in der Nacht wird sie wach, weil sie ein seltsames Tropfen aus dem Flur, um genau zu sein aus dem Badezimmer, hört. Sie hat zu viel Angst, um nachzusehen, also hält sie wieder ihrem Hund ihre Hand hin, damit er sie mit seinem Lecken beruhigt, bis sie wieder eingeschlafen ist.

Am nächsten Morgen, als sie das Tropfen noch immer hören kann, ist sie mutiger. Sie geht ins Badezimmer, um nachzusehen, und findet ihren Hund ermordet im Bad hängen. Das tropfende Geräusch, das sie auch schon in der Nacht gehört hat, kommt von dem Blut, das von der Hundeleiche auf den Boden oder in die Badewanne tropft. Außerdem steht mit dem Blut an der Wand ein Satz geschrieben: Humans Can Lick Too – Menschen können auch lecken.

Häufige Alternativen:

Wie bei den meisten urbanen Legenden, die so bekannt sind wie The Doggy Lick, gibt es so viele Versionen, wie es Erzählende gibt.

Zum Beispiel handelt es sich bei der Protagonistin in anderen Versionen um einen Jungen oder eine alte Frau.

Außerdem wird die Geschichte gelegentlich noch weiter erzählt, sodass man erfährt, dass der Täter nie gefunden wurde, oder aber die Protagonistin wird am Ende umgebracht.

Manchmal wird auch der Ort vom Badezimmer in die Küche verlegt, wo die Protagonistin den Kopf des Hundes im Kühlschrank findet.

Außerdem kann die Schrift des Täters auf dem Badezimmerspiegel, dem Fußboden oder einem Zettel stehen.

Ich habe sogar eine Version von The Doggy Lick finden können, in der der Hund verschont wurde. Hier hat die Protagonistin lediglich – nachdem ihre Hand bereits geleckt wurde – herausgefunden, dass die Eltern den Hund in einem Zimmer im Haus eingesperrt hatten.

Ort des Geschehens:

Im Normalfall spielen urbane Legenden wie The Doggy Lick immer in der Nähe des Ortes, an dem sie erzählt werden. So spielte sie zu Anfang fast ausschließlich in den USA, mit steigender Bekanntheit aber bald auch in Kanada, Großbritannien und schließlich dem Rest der Welt.

Ursprung:

Auch wenn es bei den meisten urbanen Legenden, die vor der Zeit des Internets entstanden sind, unmöglich ist, zu sagen, woher sie kommen, gibt es im Fall von The Doggy Lick zwei sehr ähnliche Geschichten, die bereits aus den Jahren 1871 und 1919 stammen.

Die erste, „The Diary of a Victorian Squire“ (1871) von Dearman und Emily Birchall, enthält eine Szene, in der eine Frau meint, dass ein Einbrecher unter ihrem Bett läge. Ihr Mann erwidert jedoch, dass es nur der Hund sei, da er gerade seine Hand geleckt habe. Am nächsten Morgen fehlt Schmuck aus ihrem Zimmer.

In dem anderen Buch, „The Diary of Mr. Poynter“ (1919) von M. R. James, streichelt ein Mann seinen Hund – zumindest denkt er, dass es sein Hund sei. In Wirklichkeit ist es ein menschenähnliches Wesen, das komplett aus Haaren besteht, wie er entsetzt feststellt.

Ob diese Geschichten die Legende tatsächlich inspiriert haben, ist natürlich nicht bekannt, es wäre aber durchaus denkbar, dass sie ihren Teil dazu beigetragen haben, dass „The Doggy Lick“ Einzug in die Übernachtungspartys und Lagerfeuergeschichten gefunden hat.

Jedenfalls hat sich die urbane Legende seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts stark verbreitet.

Inzwischen ist sie so bekannt, dass die Handlung von The Doggy Lick in diversen Serien und Filmen eingebaut wurde, wie z. B. Supernatural, The L Word, Urban Legends: Final Cut, Campfire Tales und vielen anderen.

Außerdem wurde die Handlung in mehreren Creepypastas aufgegriffen.

Was haltet ihr von The Doggy Lick? Kanntet ihr die Legende bereits? Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr allein zu Hause wärt und erfahrt, dass ganz in der Nähe ein gefährlicher Wahnsinniger geflohen ist? Schreibt es in die Kommentare!

Wenn ihr mehr solche Geschichten oder Legenden lesen wollt, abonniert auch gerne meinen Newsletter, oder folgt mir auf Twitter, Facebook oder Instagram!

14 Kommentare

  1. Didi schreibt:

    Einfach Gänsehaut und heftige Angst beim lesen gehabt 😵‍💫😅😅 mega gut! Ich kann jetzt erst mal nicht schlafen 😂😂😂😂🥳🙏👌

    • Jeremie Michels schreibt:

      Oje. Das tut mir leid und freut mich gleichzeitig natürlich sehr. 😁

      Ich hoffe, du konntest trotzdem einigermaßen gut schlafen. 😅

  2. Stocki schreibt:

    Das wird wahrscheinlich eine meiner lieblings Geschichten sein, weil ich so mitfühlen kann, dass ist eins der Szenarien vor denen ich am meisten Angst habe und darum so mitgenommen werde, alles ins allem großartig

    • Jeremie Michels schreibt:

      Wieder eine neue Lieblingsgeschichte? 😬
      Es freut mich jedenfalls wie immer, dass dir die Geschichte gefällt. Und ja, ich wäre in der Situation wahrscheinlich auch super paranoid. 😅

  3. L1n4 schreibt:

    Ich kannte die Geschichte schon, aber in einer anderen Version. Wenn ich alleine Zuhause wäre und das mit bekommen würde, hätte ich wahrscheinlich mega Panik und würde mir allesmögliche überlegen wie ich mich verteidigen kann.

    • Jeremie Michels schreibt:

      Uhh, das wäre eine super Idee für die Geschichte gewesen. Aber na ja … 😅
      Ich würde wahrscheinlich nur paranoid in irgendeiner Ecke sitzen.

  4. Rabbat07 schreibt:

    falls ich allein währe und von sowas wüsste würde ich so Panik kriegen das ich mich kaum aus dem Zimmer raustrauen könnte und vor Stress alle möglichen Dinge fantasiere

    • Jeremie Michels schreibt:

      Das kann ich sehr gut verstehen. Als ich den Text geschrieben habe, saß ich allein in einem dunklen Zimmer mit einem großen Fenster hinter mir. Ich hab mir mehr als 1x vorgestellt, wie jemand steht und mich beobachtet. Und wenn DANN auch noch eine Nachricht von einem entlaufenden Wahnsinnigen rumgegangen wäre … 😱

      • RosesReallySmellLikePooPoo schreibt:

        Puh, ich hatte beim Lesen ganz schön Gänsehaut. Und obwohl ich die Geschichte kannte (auch in einer anderen Version) hat es mir die ganze Zeit im Nacken gekribbelt und ich habe darauf gewartet „dass es passiert“. Das habe ich bei Horrorfilmen auch manchmal. Dieser Moment, wenn man ganz genau weiß, dass etwas passiert aber noch nicht genau wann und wie.

        Ich glaube, auch bei X- Faktor gab es mal eine Folge darüber. Nur mit einer älteren Dame und ihrem kleinen Hund. Aber auch über Erzählungen in diversen Formen kannte ich die Geschichte.

        Genau solche Geschichten sorgen manchmal dafür, dass man sich zuhause alleine im Dunkeln und bei schlechtem Wetter unwohl fühlt und gruselt 😆

        Danke auf jeden Fall wieder für deine wundervolle Arbeit. Jetzt bin ich mega traurig, dass ich WIRKLICH all deine Geschichten schon durch habe, die du bis jetzt veröffentlicht hast.

        • Rabbat07 schreibt:

          das mit den ,,alle Geschichten durch“ kenne ich. seid Monaten habe ich seine Geschichten durch, aber er beeilt sich schnell neue hochzuladen, und es steigert die Freude wenn nach dem warten die Benachrichtigung ,,neuer Blogeintrag“ oben am Handy erscheint 😀

        • Jeremie Michels schreibt:

          Beim Schreiben solcher Geschichten hab ich tatsächlich oft Angst, dass zu lange nichts passiert. Also dass ihr euch stellenweise langweilt. Mal das Gegenteil zu hören ist auch jeden Fall sehr beruhigend. 😬

          Und ja, das kann sein. Ich kenn die Folge zwar nicht, aber X-Faktor hat sich häufiger solche urbanen Legenden vorgenommen. Wenn ich so drüber nachdenke, müsste ich das mal wieder gucken. 🤔

          Ich kann mich nur bei dir bedanken für deine Treue und mich entschuldigen, dass es nicht mehr Geschichten gibt. Ich bleib aber auf jeden Fall am Ball und es werden mehr Geschichten kommen. 😄

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert