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The Killer in the Window Zeichnung von Jeremie Michels. Das Bild zeigt ein dunkles Fenster, hinter dem Mann einen Mann mit schwarzer Kleidung und Mütze sieht, der hineinstarrt. Im Hintergrund fliegen Schneeflocken.
The Killer in the Window (2019)

The Killer in the Window – Der Mörder im Fenster (überarbeitet)

Meine Version von The Killer in the Window war eine der ersten Weihnachtsgeschichten, die ich auf meinem Blog veröffentlicht habe. Einen komplett neuen Beitrag habe ich im Vorweihnachtsstress leider zeitlich nicht geschafft, aber ich wollte euch trotzdem noch einen letzten Beitrag in meine Winterpause mitgeben. Mein nächster Beitrag kommt voraussichtlich Ende Januar/Anfang Februar. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen zweiten Weihnachtstag, einen guten Rutsch und wie immer:

Viel Spaß beim Gruseln!

Die Geschichte:

Während ich am Fenster stand, beobachtete ich die dicken Schneeflocken, die lautlos im Wind tanzten. In der Dunkelheit sah ich die funkelnden und blinkenden Lichter der Butlers – unserer Nachbarn. Sie waren mit ihren beiden Söhnen über Weihnachten im Ski-Urlaub, ließen ihre Weihnachtsbeleuchtung aber auf Zeitschaltung laufen, damit keine zwielichtigen Gestalten bemerkten, dass niemand im Haus war.

Es gab zwar eigentlich keinen Grund dafür, da es in unserer Gegend noch nie Einbrecher gab, aber trotzdem tat ich es ihnen gleich. Meine Eltern waren beide auf Geschäftsreise, und das ausgerechnet am zweiten Weihnachtstag. Obwohl ich also allein im Haus war, hatte ich am Abend in zwei verschiedenen Zimmern das Licht eingeschaltet. Außerdem hatte ich mir fest vorgenommen, täglich die Post reinzuholen, und ließ den Fernseher ein Stück lauter laufen, als ich es normalerweise tat.

Mir war selbst klar, wie paranoid das klingt, aber dafür würde hier zumindest niemand einsteigen – so dachte ich zumindest.

Ich hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, als ich plötzlich Gepolter hörte. Ruckartig drehte ich mich um. Kam das aus dem Haus? Oder von draußen?

Angestrengt lauschte ich, aber es blieb ruhig. Dann schlich ich durchs Haus. Ich kontrollierte unsere Haustür, die Fenster im Erdgeschoss und die Hintertür. Alles war fest verschlossen.

Plötzlich musste ich lachen. Das war doch bescheuert! Wieso dachte ich auch über Einbrecher nach? Es war doch klar, dass ich mir jetzt bei jedem kleinsten Geräusch Sorgen machte.

Ich ging in die Küche. Ein beruhigender Tee würde mir jetzt sicher guttun.

Während das Wasser kochte, überkam mich plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Unruhig sah ich mich um. Immer wieder fiel mein Blick dabei in den dunklen Flur. Der Durchgang hatte keine Tür. Ich musste mir vorstellen, wie ein Mann aus dem Flur ins Licht trat. Ich wäre völlig wehrlos. Selbst, wenn ich mich mit irgendetwas bewaffnen würde, was könnte ich gegen einen erwachsenen Mann schon ausrichten?

Der Gedanke bereitete mir Unbehagen. Ich merkte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten, also wandte ich mich ab und versuchte, mich auf die Küche zu konzentrieren. Auf einmal kam ich mir sehr klein vor. Der Kühlschrank ragte über mich hinaus. Die Wandregale, an denen ich gerade so ankam, wirkten, als würden sie Meter über mir hängen. Dann fiel mein Blick auf den kleinen Plastikweihnachtsmann auf der Fensterbank. Er sah aus, als würde er mich schadenfroh angrinsen. Ich wünschte, Mama und Papa wären im Haus …

Pling!

Mir entfuhr ein spitzer Aufschrei. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass das Geräusch vom Wasserkocher gekommen war. Wieder musste ich über mich selbst lachen.

„O mein Gott, jetzt beruhig dich mal wieder, Josy“, murmelte ich zu mir selbst.

Meine Eltern waren heute Morgen erst losgefahren. Wie sollte ich die restliche Woche überleben, wenn ich jetzt schon so eine Panik schob?

Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer umklammerte ich meine Teetasse. Ich versuchte, mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Trotzdem ließ ich vorsichtshalber das Licht in der Küche brennen.

Aber spätestens, als ich in meiner dicken Wolldecke eingekuschelt vor dem Fernseher saß, weihnachtliche Märchen guckte und meinen Apfel-Zimt-Tee trank, der sein Aroma schnell im Raum verteilte, hatte sich die Stimmung um 180 Grad gedreht. Ich fühlte mich richtig geborgen. Das Märchen im Fernsehen weckte meine Fantasie, der Weihnachtsbaum in unserem Wohnzimmer funkelte mit der Dekoration der Butlers um die Wette und am Fenster flogen noch immer dicke Schneeflocken vorbei. Obwohl meine Eltern nicht da waren, hatte sich unser Wohnzimmer selten so nach Weihnachten angefühlt.

Dann bemerkte ich vor dem Fenster noch etwas anderes. Es war eine Art dunkler Schatten, ein verschwommener Umriss. Stand dort draußen jemand?

‚Jetzt hör aber mal auf! Das ist bestimmt irgendetwas völlig anderes! Mach dich nicht verrückt!‘, redete ich in meinen Gedanken auf mich ein.

Ich traute mich jedoch nicht einmal, den Mund zu bewegen, um es vor mich herzumurmeln, so verkrampft saß ich da und starrte aus dem Fenster.

Dann bewegte sich der Umriss plötzlich. Er trat näher ans Fenster heran und starrte zu mir rein. Jetzt war kein Irrtum mehr möglich. Dort draußen Stand ein dunkel gekleideter Mann mit einer schwarzen Mütze und einem blassen Gesicht. Mit einem fast wahnsinnigen Ausdruck im Gesicht hielt er meinem Blick stand.

Aber obwohl ich mich fast zu Tode erschreckte, entfuhr mir kein Schrei. Ich sprang auch nicht auf oder rannte weg. Stattdessen arbeitete mein Hirn auf Hochtouren. Was sollte ich jetzt tun?

Ehe ich jedoch auch nur einen sinnvollen Gedanken fassen konnte, bewegte der Mann sich plötzlich. Er griff in seine Jacke und zog etwas Glänzendes hervor. Es war ein Messer!

Wieso ich mir meine Decke, in die ich gekuschelt war, über den Kopf riss, wusste ich selbst nicht so genau. Vielleicht war es die kindliche Hoffnung, dass mir darunter nichts passieren konnte. Fast gleichzeitig hörte ich ein schepperndes Geräusch, als meine Teetasse auf dem Boden zerschellte und Apfel-Zimt-Tee auf dem Parkett verteilte.

Ich ignorierte es. Stattdessen kramte ich mit möglichst unauffälligen Bewegungen mein Handy aus der Hosentasche. Immerhin wusste ich nicht, wie der Mann reagierte, wenn er sah, dass ich telefonierte. Als ich es endlich in der Hand hatte, rief ich sofort die Polizei.

Erst jetzt merkte ich, dass ich weinte. „Bitte“, jammerte ich ins Telefon. „Sie müssen mir helfen. Da ist ein Mann vor meinem Fenster. Er hat ein Messer!“

An viel mehr erinnerte ich mich nicht mehr. Ich weiß noch, wie ich der Frau am anderen Ende der Leitung meinen Namen und die Adresse mitteilte. Dann erklärte sie mir, wie ich mich zu verhalten hatte. Sie blieb die ganze Zeit am Telefon und redete beruhigend auf mich ein. Doch ich hörte sie kaum. Stattdessen achtete ich auf jedes noch so leise Geräusch im Haus.

Immerhin konnte es sein, dass der Mann nicht länger am Fenster wartete, sondern sich Zugang zum Haus verschaffen wollte.

Plötzlich hörte ich Schritte. Vor Anspannung hielt ich den Atem an. Kamen sie aus dem Wohnzimmer? Oder doch nur aus dem Fernseher? Es knirschte Laub. Also doch nur der Film!

Ich weiß nicht, wie lange ich noch in meinem auffälligen Versteck unter der Decke kauerte, während die Frau am Telefon, deren Namen ich nicht mitbekommen hatte, auf mich einredete. Jedenfalls traute ich mich erst wieder hervor, als ich von draußen Sirenen hörte. Sofort rannte ich zur Tür. Die Polizisten kamen bereits auf mich zu.

„Sind Sie Josy?“, fragte der Kleinere von ihnen.

Ich nickte.

„Wo haben Sie den Mann gesehen?“

Ich erklärte es ihnen, woraufhin der Polizist sofort in meinen Garten lief.

Der andere Polizist beruhigte mich in der Zwischenzeit: „Keine Sorge. Sie sind jetzt in Sicherheit.“

Wenig später kam der zweite Polizist wieder zurück. Er hatte seine Stirn in tiefe Falten gelegt.

„Und?“, erkundigte sich sein Kollege.

„Nichts. Ich war bei dem Fenster, von dem aus man die Couch sieht, aber dort waren keine Fußspuren.“

Jetzt legte auch ich meine Stirn in Falten. Keine Fußspuren? Das war unmöglich! Der Mann stand doch genau vor dem Fenster.

Ehe die Polizisten mich aufhalten konnten, rannte ich los, um selbst nachzusehen.

„Josy, warten Sie!“, rief einer von beiden mir nach.

Ich beachtete ihn nicht. Schnurstracks rannte ich zu meinem Wohnzimmerfenster und starrte den halbdunklen Schnee an. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Nichts. Dort waren nur die Fußspuren des Polizisten!

Einer der Polizisten, die mich inzwischen eingeholt hatten, räusperte sich. „Vielleicht haben Sie sich geirrt?“, fragte er ruhig. „Wenn ich in Ihrem Alter ganz allein in so einem großen Haus wäre …“

„Ich … Ich hab mir das doch nicht eingebildet!“, sagte ich laut. „Der Mann war wirklich da!“

„Josy, bleiben Sie ruhig. Vielleicht war es ja ein anderes Fenster? Zeigen Sie uns das Ganze doch bitte einmal von drinnen.“

Ein anderes Fenster?! Als würde ich mein Haus nicht kennen. Natürlich war das das richtige Fenster! Trotzdem nickte ich. „Ist gut.“

Auf dem Weg nach drinnen wirbelten meine Gedanken durcheinander. Ich hatte den Mann doch deutlich gesehen! Wieso waren da keine Fußspuren im Schnee?

Der Polizist vor mir blieb abrupt stehen. Ich rannte voll in ich hinein. „Oh, sorry!“, sagte ich sofort.

Doch der Polizist reagierte gar nicht darauf. „Josy“, sagte er ruhig. „Ich glaube, Sie haben verdammt viel Glück gehabt!“

„Wieso? Was meinen Sie?“, fragte ich. Ich sah nervös an dem Polizisten vorbei.

„Der Mann, den Sie gesehen haben … Ich glaube nicht, dass er draußen stand. Sie haben seine Reflexion im Fenster gesehen.“

Jetzt sah ich es auch: Nasse Fußspuren führten von der Küche bis zum Sofa.

„O mein Gott“, hauchte ich.

Als ich den Mann mit dem Messer gesehen hatte, musste er direkt hinter mir gestanden haben!

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Die Legende:

Der Mörder im Fenster (engl. „The Killer in the Window“) ist eine bekannte urbane Legende aus Amerika.

Der Täter:

Über den Täter wird meist nicht viel erzählt. Gelegentlich kommt die klischeehafte Aussage, dass er ein entflohener Sträfling oder Insasse einer Nervenheilanstalt sei, ansonsten ist aber nur bekannt, dass er ein Mann ist.

Was sein Aussehen betrifft, wird er oft als typischer Einbrecher beschrieben: dunkle Kleidung, Handschuhe und eine Ski-Maske oder Mütze.

Ablauf:

Wie bei den meisten urbanen Legenden dieser Art gibt es bei „The Killer in the Window“ fast so viele Variationen, wie es Erzählungen gibt. Generell ist der Ablauf jedoch immer sehr ähnlich.

Die Hauptperson der Legende ist meist eine Teenagerin oder junge Erwachsene. In einigen Versionen arbeitet sie als Babysitterin, während das Kind oder die Kinder schon schlafen, in anderen ist sie alleine im Haus.

Es ist spät abends, als die Frau im Wohnzimmer sitzt und fernsieht. Aus dem Augenwinkel bemerkt sie dabei, wie ein Mann an das Fenster tritt und sie beobachtet. Je nach Geschichte steht er nur da oder holt etwas – z. B. ein Messer – aus seiner Tasche.

Die Frau greift sofort nach dem Telefon, versteckt sich unter einer Decke und wählt die 911. Als sie sich unter der Decke hervortraut, ist der Mann verschwunden.

Alternativ versteckt sich die Frau erst und ruft die Polizei an, nachdem sie merkt, dass der Mann verschwunden ist.

Als die Polizisten den Garten durchsuchen, fällt ihnen auf, dass im Schnee vor dem Fenster keine Fußspuren zu sehen sind. Sie gehen zu der Frau, um ihr davon zu berichten. Im Haus stellen sie jedoch entsetzt fest, dass nasse Fußspuren bis zu dem Sofa führen. Sie erzählen der Frau, dass sie Glück gehabt habe, da der Mörder gar nicht vor dem Fenster stand. Sie habe nur seine Reflexion gesehen. Er war also in Wirklichkeit bei ihr im Wohnzimmer.

Häufig endet die Geschichte hier, manchmal wird aber noch erwähnt, dass die Polizei zwar das Haus durchsucht habe, den Einbrecher jedoch nicht finden konnte.

Ort des Geschehens:

Der genaue Ort, an dem die Legende spielt, ist nicht beschrieben. Das Haus, in dem die Geschichte sich zuträgt, steht aber oft in einer Kleinstadt oder der Vorstadt.

Ursprung:

Über den Ursprung der Legende habe ich nicht viel herausfinden können.

Man erzählt sich die Geschichte bereits seit dem Jahre 2000, es ist aber gut möglich, dass sie noch älter ist.

Ob sie auf einer wahren Begebenheit beruht, ist nicht bekannt. Man konnte es bisher weder beweisen noch widerlegen.


Was haltet ihr von The Killer in the Window? Kanntet ihr die Legende bereits? Kennt ihr vielleicht ähnliche Legenden? Wie hättet ihr in Josys Situation reagiert? Schreibt es in die Kommentare!

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4 Kommentare

  1. Monika schreibt:

    Aaahhh… Gänsehaut. DX

    Obwohl ich der Meinung bin, dass das ein ziemlich schlechter Killer ist, der vor seinem Opfer steht und dann nicht angreift.

    Zu den Fragen:
    ~Wie fandet ihr meine Geschichte zu „The Killer in the Window“? Kanntet ihr die Legende bereits?
    Diese Geschichte ruft in mir das gleiche Gefühl hervor, wie die der Clownstatue und gefällt mir daher sehr gut. Da ich sie davor auch noch nicht kannte, war das Gefühl umso schlimmer.

    ~Kennt ihr vielleicht ähnliche Legenden?
    Ich würde gerne… tue ich aber leider nicht. 🙁

    Liebe Grüße
    Monika

    • Jeremie Michels schreibt:

      Aaahhh… Gänsehaut. DX
      Ouha, wirklich? In diesem Fall habe ich wahrscheinlich eher der Legende zu danken, als meinem Schreibstil, aber ich hoffe, er hat mit dazu beigetragen! 😀

      Obwohl ich der Meinung bin, dass das ein ziemlich schlechter Killer ist, der vor seinem Opfer steht und dann nicht angreift.
      Um das zu beurteilen, weiß man wohl zu wenig über den Killer. Vielleicht war er ein Serienmörder und konnte in diesem Fall aus irgendwelchen Gründen seine typische Tötungsmethode nicht anwenden. Vielleicht hatte er plötzlich Mitleid mit dem Mädchen. Oder aber, er hat sich selbst erschrocken, dass sie ihn gesehen hat und ist lieber geflüchtet.

      Diese Geschichte ruft in mir das gleiche Gefühl hervor, wie die der Clownstatue und gefällt mir daher sehr gut. Da ich sie davor auch noch nicht kannte, war das Gefühl umso schlimmer.
      Ich finde das echt sehr spannend. Hätte ich vorher raten müssen, hätte ich bei dieser Geschichte (genau wie bei der Clownstatue) gedacht, dass sie dir wieder nicht so gut gefällt. ^^

      Ich würde gerne… tue ich aber leider nicht. 🙁
      Dann hoffe ich, dass ich dir in Zukunft noch bei weiteren Legenden solcher Art zeigen kann! :’D

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