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Die Wilde Jagd Zeichnung von Jeremie Michels. Das Bild zeigt eine Art Nebel im Hintergrund, in dem weiße, verschwommene menschliche Umrisse zu sehen sind. Im Vordergrund ist ein durchsichtiger weißer Reiter auf einem durchsichtigen weißen Pferd. Er trägt alte Kleidung und hat ein Kriegshorn an die Lippen erhoben, Das Pferd und er haben beide blau leuchtende Augen. Am unteren Rand des Bildes sind die Spizen einiger verschneiter Tannen zu sehen.
Die Wilde Jagd (2021)

Die Wilde Jagd

Die Wilde Jagd ist ein kleiner Ersatz für das diesjährige Weihnachtsspecial. Da ich wegen der Boosterimpfung den Beitrag zu letzter Woche nicht mehr ganz fertig bekommen habe, passt das Thema jedenfalls sehr gut.

Dafür werdet ihr dieses Mal nicht viel von meiner Winterpause merken, da der nächste Beitrag wahrscheinlich schon am 10. oder 17. Januar kommt. Rutscht gut ins neue Jahr!

Die Geschichte:

„Wow“, hauchte Lina. „Michelle, das ist fantastisch.“

Es war Nacht. Von hier oben auf der Lichtung am Berghang hatten wir einen großartigen Ausblick auf unser Dorf: Überall hingen Lichterketten. Der große Tannenbaum bei der Feuerwache, der mit bunten Lichtern funkelte, ein leuchtender Rentierschlitten auf einem der Dächer, der glitzernde Schnee und die beleuchtete Kirche, die auf die Entfernung aussah, als käme sie direkt aus einer Schneekugel, verwandelten die kleine Ansammlung an Häusern in ein Winterwunderland. Es war ein magischer Anblick – besonders, wenn man Weihnachten so sehr liebte wie Lina.

Ich hatte hingegen keine Augen für das kleine Paradies, das wir unsere Heimat nannten. Meine ganze Aufmerksamkeit galt Lina. Ihre Augen funkelten, als wäre sie wieder ein Kind, während ihr Mund zu einem begeisterten Lächeln geformt war. Sie sah so glücklich aus. Und das wiederum machte mich glücklich.

Meine Verlobte‘, dachte ich. Trotz der kalten Dezembernacht breitete sich eine wohlige Wärme in meiner Magengegend aus. Ein Gefühl, dass ich in letzter Zeit oft gefühlt hatte. Seit Heiligabend, um genau zu sein. Seit sie mir einen Antrag gemacht hatte.

„Was?“, fragte Lina, als sie meinen Blick bemerkte.

„Nichts“, erwiderte ich lächelnd. „Ich bin nur so glücklich.“ Dann beugte ich mich vor, um sie in einen liebevollen Kuss zu ziehen. Ich roch ihr liebliches Rosenparfum. Eine Freudenträne löste sich aus meinem linken Auge und rollte meine Wange hinab, während sich das wohlige Gefühl in meinem ganzen Körper ausbreitete. So lange hatten wir dafür gekämpft, hatten Freunde verloren, Lina sogar Familie, weil wir, zwei Frauen, einander liebten. Und jetzt? Jetzt würden wir endlich heiraten.

Plötzlich löste sich Lina aus dem Kuss – etwas zu ruckartig, wie ich fand. Als ich irritiert die Augen öffnete, sah ich, wie sie sich umsah.

„Ich glaube, ich habe etwas gehört“, erklärte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon. Im Dorf wissen doch eh alle von unserer Beziehung. Sogar die alte Frau Walters hat uns gratuliert“, erinnerte ich sie und wollte sie wieder zu mir ziehen.

Doch Lina schüttelte den Kopf. „Nein, das meinte ich nicht.“

Ich sah sie fragend an.

Jetzt lächelte sie wieder. „Egal. Lass uns weitergehen.“

Also griff ich nach ihrer Hand und zog sie sanft mit. Es war wahrscheinlich besser so. Zwar waren wir nicht in Eile, aber ich wollte ihr noch die geschmückten Bäume weiter den Berg rauf zeigen. Sie waren fester Teil meiner jährlichen Weihnachtsspaziergänge. Und wärmer wurde es auch nicht.

Schnee knirschte unter unseren Schuhen. Obwohl der Hang nicht sonderlich steil war, überprüfte ich mit jedem Schritt, wie glatt der Boden war. Das Letzte, was ich jetzt wollte, war, meiner Verlobten einen unvergesslichen Spaziergang versprochen zu haben, nur um dann auf halber Strecke abzubrechen, weil ich mich bei einem Sturz verletzt hatte.

An einer besonders steilen Stelle hielt ich mich gerade an einem Baum fest, um erst mich und dann meine Verlobte hochzuziehen, als irgendwo in der Ferne ein Geräusch ertönte. Es klang wie eine Art Jagdhorn. Um ehrlich zu sein, kannte ich solch ein Geräusch bisher nur aus Filmen. Trotzdem schenkte ich ihm keine weitere Beachtung. Lina hingegen blieb wie angewurzelt stehen.

„Hast du das gehört?“, fragte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. „Bestimmt nur eine Autohupe oder so“, erwiderte ich knapp und dachte, dass es damit erledigt sei.

Lina hingegen warf den Kopf in den Nacken und blickte nach oben, als würde sie den Himmel nach irgendetwas absuchen.

Belustigt beobachtete ich sie dabei. Mit einem Schmunzeln sagte ich: „Da oben wirst du bestimmt keine Autos finden. Oder suchst du nach dem Weihnachtsmann? Tut mir leid, Schatz, aber da bist du ein paar Tage zu spät.“

Lina sah mich todernst an. „Lass uns nach Hause gehen, ja?“, schlug sie vor.

Ich runzelte sie Stirn. „Es ist nicht mehr weit, versprochen. Oder ist dir kalt?“

Doch sie schüttelte den Kopf. „Vertrau mir einfach, okay?“

Vorsichtig kletterte ich das kurze Stück zu ihr zurück. „Natürlich. Aber was ist denn los? Hat es mit dem Geräusch zu tun?“ Vielleicht hatte es bei ihr unschöne Erinnerungen geweckt.

Lina musterte mich. In ihren Augen lag eine Mischung aus Sorge und einem Ausdruck, als wisse sie nicht, wie sie es erklären solle.

Vorsichtig streichelte ich ihre Wange. Ich wollte ihr sagen, dass es schon in Ordnung sei, ihre erklären, dass sie mir – was auch immer es war – später erklären könne, doch ehe ich auch nur ein Wort hervorbringen konnte, schnitt die seltsame Hupe wieder durch die stille Nacht. Diesmal war sie deutlich näher. Viel näher, als irgendeine Straße sein konnte.

Jetzt kamen auch andere Geräusche dazu, erst leise, dann immer lauter: Ein Donnergrollen wie tausend Pferdehufe, lautes Gebrüll, so wirr, dass man kein einziges Wort verstehen konnte, das Bellen von Hunden und wieder diese Hupe, dieses Jagdhorn.

Was zur Hölle war das? Panisch sah ich mich um. Schnee, Bäume, noch mehr Schnee. Erst, als ich zu meiner Verlobten sah, bemerkte ich, dass sie wieder in den Himmel starrte. Instinktiv folgte ich ihrem Blick.

Zuerst sah ich auch dort nichts Auffälliges – den sichelförmigen Mond, die Sterne, ein paar Wolken –, doch dann kam, wie aus dem Nichts, eine Art leuchtender Nebel über die Bäume hinweg geschossen. Der Lärm war jetzt fast unerträglich, wie hunderte wirre Stimmen, die Geräusche von schnaubenden und galoppierenden Pferden und das Gebell. Und dann erkannte ich es: Das über uns war kein Nebel, es war eine Armee. Ein Heer aus geisterhaften Soldaten, Frauen, Kindern, Hunden und Pferden.

Wie gebannt starrte ich sie an, während sie mit rasendem Tempo über uns hinwegzogen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was passierte hier?

Erst, als Lina an meinem Arm zog, konnte ich meinen Blick von ihnen lösen.

„Das ist die Wilde Jagd!“, schrie sie mir entgegen. Ich hatte noch nie davon gehört, doch die Panik in ihren Augen reichte aus, um mich in Alarmbereitschaft zu versetzen.

„Es sind Geister!“, erklärte sie flüchtig. „Halt den Kopf gesenkt! Du darfst sie nicht ansehen! Wenn du kannst, dann bete mit mir!“

Ich wusste nicht mehr, was ich glauben oder denken sollte. Eigentlich glaubte ich weder an Gott noch an Geister, aber wie sonst sollte man das erklären, was dort über uns tobte? Also kniete ich mich mit Lina in den Schnee und betete. Sie sprach das Vaterunser auf, laut genug, dass ich es verstehen konnte, und ich redete es ihr nach.

Gerade, als wir bei „Und führe uns nicht in Versuchung“ angekommen waren, ertönte ein Jagdhorn direkt über uns. Ohne darüber nachzudenken, riss ich den Kopf nach oben. Dort stand ein Reiter mitten in der Luft, er setzte das Horn vom Mund ab, ehe er mir direkt in die Augen starrte. Erst dann erinnerte ich mich daran, dass ich die Geister nicht ansehen durfte.

„Scheiße, scheiße, scheiße!“, fluchte ich, während ich den Kopf wieder nach unten riss.

Der Mann hatte auf mich gezeigt und mit wütender Stimme irgendetwas Unverständliches gebrüllt.

„Ich hab sie angesehen!“, brüllte ich meiner Verlobten panisch zu.

Sie wagte einen flüchtigen Blick nach oben, riss die Augen auf, packte meine Hand und zog mich wieder auf die Füße. „Wir müssen ins Haus! Da sind wir sicher!“

Wir rannten den Hang hinunter. Immer wieder warf ich einen Blick über die Schulter. Inzwischen hatte das Heer, die Wilde Jagd, wie Lina es nannte, seinen Kurs gewechselt. Es war jetzt deutlich näher am Boden – und steuerte direkt auf uns zu. Wir würden es niemals schaffen!

Ich achtete kaum noch auf meine Schritte, stolperte, rutschte und schlitterte fast mehr, als dass ich rannte. Es dauerte nicht lange, bis ich Lina überholt hatte. Während sie am Anfang noch mich mitgezogen hatte, zerrte ich jetzt an ihrem Arm. Doch je schneller ich wurde, desto unvorsichtiger wurde ich auch. Schließlich rutschte ich weg, verlor Linas Hand, überschlug mich, rollte den Hang hinunter, knallte gegen einen Stamm und blieb einige Meter weiter unten im eiskalten Schnee liegen.

Mein gesamter Körper schmerzte. Alles drehte sich. Meine Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich explodieren, während ich panisch nach Luft schnappte. Doch das hielt mich nicht davon ab, mich aufzurappeln. Ich musste weitermachen, durfte nicht aufgeben.

Ich hatte es gerade geschafft, mich auf die Knie zu stützen, als sich von hinten etwas auf mich stürzte. Es riss mich wieder zu Boden. Panisch schrie ich auf, schlug um mich und versuchte, mich zu wehren.

„Michelle! Michelle, ich bin‘s!“, kreischte eine genauso panische Stimme über mir. Dann roch ich ihr Parfum.

„Bleib liegen!“, kreischte Lina über den Lärm hinweg, während sie mich fest zu Boden drückte.

Ich drehte den Kopf zur Seite. Erst jetzt sah ich die Wilde Jagd. Sie preschte über uns hinweg, gerade so weit über dem Boden, dass die Hufe der Pferde uns nicht erwischten. Das Getose war ohrenbetäubend.

Trotzdem kreischte Lina mich weiter an. Ich verstand nicht alles, aber das Wichtigste: „Wenn sie vorbei sind, müssen wir weiter! Sie können nicht ins Haus, wenn alle Fenster und Türen geschlossen sind. Wir …“

Mit einem plötzlichen Aufschrei verstummte meine Verlobte. Im selben Moment merkte ich, wie das Gewicht von meinem Rücken gerissen wurde.

„Lina?“, kreischte ich. „Linaaa!“

Ich sah, wie sie von einem Reiter mitgerissen wurde. Demselben Reiter, der mir in die Augen gesehen hatte. Er hatte sie an der Jacke gepackt und auf sein Pferd gehoben. Schnell war sie aus meinem Blickfeld verschwunden.

„Lina!“, brüllte ich ihren Namen erneut, doch meine Stimme wurde von dem Bellen eines Hundes wie ein Streichholz im Sand erstickt. Nein! Das durfte nicht sein. Es durfte so nicht zu Ende gehen!

Während die Geisterarmee über mich hinweg zog, hatte ich mein Gesicht in den Schnee gepresst. Meine fest geschlossenen Augen konnten die Tränen nicht zurückhalten, während ich mir die Hände krampfhaft auf die Ohren presste.

Wieder uns wieder hörte ich Linas Schrei in meinem Kopf. Ich sah vor meinem inneren Auge, wie sie von mir weggerissen wurde, mit panisch aufgerissenen Augen ihre Hand nach mir ausstreckte, wie sie in der Ferne kleiner und kleiner wurde.

„Nein. Nein“, murmelte ich weinend vor mich hin.

Mir war eiskalt, wie ich im Schnee lag, doch selbst, als die Wilde Jagd vorbeigezogen und auch das letzte Hundegebell verstummt war, schaffte ich es nicht, mich aufzuraffen. Ich hatte keine Kraft dazu, keine Motivation, keinen Antrieb. Ich hatte den Menschen verloren, der mir am wichtigsten im Leben war. Den Menschen, der mir jeden Tag ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Den Menschen, der meinem Leben einen Sinn gegeben hatte.

Ich weiß nicht, ob ich dort gestorben wäre, wenn mein Handy nicht geklingelt hätte, ob ich mich je wieder bewegt hätte. Doch mein Handy klingelte. Wie in Trance holte ich es aus der Tasche. Ich sah den Namen auf dem Display, ohne ihn wahrzunehmen. Erst, als ich das Handy am Ohr hatte und ihre Stimme hörte, realisierte ich, wer mich da anrief.

„M-Michelle?“, meldete sich Lina mit zittriger Stimme. „Sie haben mich abgesetzt. Kannst du mich abholen?“

Trotzdem mir noch immer alles wehtat, war ich schneller auf den Beinen, als sie mir sagen konnte, wo sie war. Ich rannte nach Hause, stieg ins Auto und fuhr sofort zu ihr. Die Wilde Jagd hatte sie mitten auf einem Feld zurückgelassen, etwa eine Viertelstunde mit dem Auto entfernt.

Als ich ankam, stand sie bereits am Straßenrand. Sie sah aus, als hätte sie geweint.

„Lina! Schatz!“, rief ich, während ich aus dem Auto sprang. „Alles in Ordnung? Was ist passiert?“

Sie brachte kein Wort heraus. Stattdessen schloss sie mich in die Arme und begann bitterlich zu weinen.

Ihr Körper war eiskalt, also brachte ich sie sofort ins Auto und stellte die Heizung auf die höchste Stufe. Sie redete die gesamte Fahrt über kein einziges Wort.

Seitdem sind fünf Jahre vergangen. Inzwischen haben wir geheiratet und eine kleine Tochter adoptiert. Lina geht es wieder gut. Trotzdem weiß ich bis heute nicht, was meine Frau in jener Nacht durchmachen musste. Sie kann noch immer nicht darüber reden.

Also habe ich eine Bitte: Mach nicht denselben Fehler wie ich. Wenn du in den Rauhnächten, das sind die Tage zwischen Heiligabend und dem sechsten Januar, seltsame Geräusche aus dem Himmel hört, senk deinen Kopf und bete. Und egal, was du tust, egal, was du auch hörst, sieh niemals in den Himmel. Es könnte die Wilde Jagd sein.

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Die Legende:

Die Wilde Jagd, auch Wildes Heer oder Wütendes Heer genannt, ist eine in Europa, also auch Deutschland, und Teilen Kanadas verbreitete Legende. Dem Volksglauben nach soll in den Rauhnächten – den Tagen und Nächten vom 25. Dezember bis zum 05. Januar – ein Heer aus Geistern durch den Himmel ziehen.

Angeblich soll zu dieser Zeit die Welt der Toten der Welt der Lebenden am nächsten sein.

Beteiligte:

Die Wilde Jagd besteht zum Großteil aus Geistern von Menschen, die auf nicht-natürliche Weise gestorben sind – Mord, Unfälle, Krankheit etc. Also die Art von Toten, denen man häufig nachsagt, als Geist auf der Erde zu wandeln.

Außerdem reiten sie oft auf Pferden und werden von Hunden (meist Jagdhunden) begleitet.

Neben den „normalen“ Geistern sollen aber auch einige Sagengestalten wie z. B. der germanische Gott Wotan/Wodan – besser bekannt unter seinem nordgermanischen Namen „Odin“ –, Frau Perchta, Frau Holle oder Frau Harke der Wilden Jagd beiwohnen.

Sofern das Heer einen Anführer, Wilder Jäger genannt, hat, soll es oft eine dieser Sagengestalten sein. Besonders Odin wird oft nachgesagt, die Wilde Jagd anzuführen.

Andere häufig genannte Anführer sind ein Schimmelreiter oder der Geist eines Jägers, der das Jagen so geliebt haben soll, dass er zu Karfreitag jagen ging – eine schlimme Sünde. Als Strafe soll er dazu verdammt worden sein, die Wilde Jagd anzuführen.

Besonders früher galt das Heer hingegen als führerlos.

Eigenschaften:

Die Wilde Jagd kündigt sich meist durch einen tosenden Lärm an, der aus dem Himmel kommt: das Rasseln von Kette, donnernde Hufe, Gebell, das Gebrüll von Kriegern, Jagd- und Kriegshörner, das Wiehern und Schnauben von Pferden, Knallen von Peitschen und das Gejammer von Geistern.

Tatsächlich soll dieser Lärm oft das Einzige sein, was man von dem Wilden Heer mitbekommt. Und das ist wahrscheinlich auch besser so. Die Wilde Jagd zu beobachten soll nämlich ein schlechtes Omen sein: Es bringt Unglück und kündigt Krankheit, Krieg, Dürre oder Tod an.

Solltet ihr die Wilde Jagd hören, wird empfohlen, sich im Haus zu verstecken und zu beten.

Könnt ihr nicht rechtzeitig ins Haus fliehen und ihr seht, wie das Heer durch den Himmel zieht, solltet ihr euch demütig zu Boden werfen, bis es vorübergezogen ist.

Auf gar keinen Fall solltet ihr das Heer verspotten oder absichtlich versuchen, es zu erspähen. Das könnte die Geister verärgern.

Selten soll es auch vorkommen, dass die Geisterarmee sich dem Boden nähert und durch die Straßen oder gar durch Häuser reitet. In diesem Fall muss man ausweichen und dem Heer Platz machen, da es sonst die Betroffenen mitreißen soll. Das kann entweder bedeutet, dass man mitsamt Körper mitgerissen und getötet oder erst mehrere Kilometer entfernt wieder abgesetzt wird. In anderen Versionen soll hingegen die Seele der Betroffenen mitgerissen werden, auf ewig dazu verdammt, der Wilden Jagd beizuwohnen.

Um das zu verhindern, muss man in den Häusern bleiben Türen und Fenster fest geschlossen halten.

Auch wird geraten, in den Rauhnächten keine schwere Arbeit zu verrichten und keine Wäsche zum Trocknen draußen aufzuhängen, da der Tod in dem Stoff hängenbleiben soll.

Aber die Wilde Jagd bringt nicht nur Schlechtes. So heiß es, dass die Ernte dort besonders gut ausfällt, wo das Wilde Heer gesehen oder gehört wurde.

Wenn man Musik hört, während das Heer über einen hinweg zieht, soll es sogar ein gutes Omen sein.

Ort des Geschehens:

Wie bereits erwähnt, findet man die Wilde Jagd besonders im Volksglauben weiter Teile Europas. Dort soll sie auch am meisten gesichtet werden.

Außerdem gibt es eine Abwandlung der Legende, die Einwanderer nach Kanada gebracht haben: Dort hat sie sich mit dem indianischen Glauben vermischt, weshalb von einem Kanu die Rede ist, das durch den Himmel fährt.

Ursprung:

Der verbreitete Volksglauben an die Wilde Jagd lässt sich auf das Germanische zurückführen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Legende noch älter ist – dafür spricht, dass es sehr alte Sagen über das Wilde Heer gibt, in denen es noch nicht von Wotan/Odin angeführt wurde.

Entstanden ist die Legende mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Angst vor Winterstürmen. Die angeblich gehörten Stimmen lassen sich mit Tierstimmen und dem Wind, der durch die Wälder, Täler und über die Dächer geheult hat, erklären. Außerdem galten Winterstürme damals als besonders schlimm, da sie – im Gegensatz zu Herbststürmen – nicht nur Wind, sondern auch Kälte mit sich brachten, der schon viele Menschen zum Opfer gefallen sind.

Der Name „Die Wilde Jagd“ stammt übrigens von den Gebrüdern Grimm, die die Legende behandelt und so den Namen etabliert haben.

Was haltet ihr von der Wilden Jagd? Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr plötzlich Lärm aus dem Himmel hören würdet? Würdet ihr nachsehen wollen? Oder euch verstecken? Schreibt es in die Kommentare!

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2 Kommentare

  1. Joyce schreibt:

    Ich finde geschichten immer so interessant ich lese sie voll gerne. Ich liebe eh alles was mit horror, legenden oder sonstiges gehört ❤️

    • Jeremie Michels schreibt:

      Tut mir leid für die späte Antwort. Mein Blog war noch in der Winterpause. Es freut mich wirklich sehr, dass dir meine Geschichten gefallen! 😄

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