Startseite » Der Fremde auf dem Dachboden – Er ist in deinem Haus!

Der Fremde auf dem Dachboden Zeichnung von Jeremie Michels. Man sieht ein dunkles Haus, in dem lediglich das Licht im Dachboden brennt. Im Dachbodenfenster sieht man eine dunkle Gestalt, die gebückt oder sitzend im Haus ist. Außerdem stehen hinter der dunklen Auffahrt einige Büsche und direkt neben der Haustür eine beleuchtete Kürbislaterne.
Der Fremde auf dem Dachboden (2022)

Der Fremde auf dem Dachboden – Er ist in deinem Haus!

Hattet ihr schon einmal das Gefühl, nicht allein in eurem Haus zu sein? Der Fremde auf dem Dachboden entführt euch auf eine kleine, gemütliche Halloweenparty, die eine unerwarte Wendung nimmt.

Mein nächster Beitrag wird übrigens das diesjährige Halloween-Special werden. Ich weiß zwar noch nicht, was ich dieses Jahr machen werde, des Datums wegen werde ich es aber um eine Woche verschieben und erst am 31. Oktober veröffentlichen.

Viel Spaß beim Gruseln!

Die Geschichte:

Ich stellte gerade die prall mit Snacks, Cola und Bier gefüllte Einkaufstasche auf den Küchentisch, als mein Blick auf die Spüle fiel. Dort, direkt neben dem Waschbecken, stand ein benutztes Glas.

Komisch‘, dachte ich. Mit gerunzelter Stirn ging ich näher. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es von allen Seiten, als wollte ich mir sicher sein, dass es echt ist. Ich hatte die Küche doch gerade erst saubergemacht, direkt bevor ich Einkaufen gefahren war. Wie konnte ich da ein Glas übersehen haben?

Während ich es mit Wasser und Spüli abwusch, wanderten meine Gedanken zu den zahlreichen anderen unerklärlichen Phänomenen, die in den letzten Monaten in meinem Haus passiert waren: Türen standen plötzlich offen, obwohl ich sie eigentlich geschlossen hatte. Stühle waren nicht mehr am Tisch, wenn ich nach Hause kam. Einmal hatte ich nachts sogar Schritte auf dem Flur gehört, aber als ich hingerannt war, um nachzusehen, war niemand da gewesen.

Ich weiß nicht genau, wann der ganze Spuk angefangen hatte, aber es musste irgendwann Anfang des Jahres gewesen sein. Vielleicht im Februar. Zu Anfang dachte ich noch, ich bildete es mir bloß ein, aber nein: Es spukte tatsächlich in meinem Haus. Dessen war ich mir inzwischen sicher. Und genau das war der Grund, warum die Halloweenparty dieses Jahr bei mir stattfand. Ich hatte keinen teuren Beamer wie Alice oder ein riesiges Wohnzimmer wie Karsten, aber meine Freunde wollten unbedingt einmal in einem Haus übernachten, in dem es spukte.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Vorbereitungen. Ich dekorierte das Wohnzimmer, stellte überall Kerzen auf, mixte einen meiner berühmten Cocktails, füllte Schalen mit Chips, Mini-Schokoriegeln und Popcorn, machte Käsehäppchen mit Weintrauben fertig und stellte eine Playlist mit gruseliger Ambientemusik zusammen.

Wenn ich schon unsere jährliche Halloweenparty veranstalten durfte, wollte ich dafür sorgen, dass alles perfekt wird – eine unvergessliche Nacht sozusagen. Wie unvergesslich die Nacht tatsächlich werden würde, hätte jedoch niemand von uns ahnen können.

Dann war es endlich so weit. Als es an der Tür klingelte, ging ich mit einer großen Schale voller Süßigkeiten hin. Statt der erwarteten Kinder standen mir jedoch ein breit grinsender Peer und eine lächelnde Alice gegenüber.

„Süßes oder Saures!“, sagte Peer laut. Er streckte sofort seine Hand aus, um nach den Süßigkeiten zu greifen.

Ich hielt die Schale schnell außer Reichweite. „He! Die sind für die Kinder“, sagte ich. „Für uns hab ich genug Kram im Haus. Kommt rein.“

Das ließen die beiden sich nicht zweimal sagen. Ich konnte die Süßigkeitenschale gerade noch wegstellen, als Peer mich im Flur mit einer festen Umarmung begrüßte, wobei er so tat, als ob er mich zerquetschen wolle.

Alice hingegen boxte mir zum Gruß sanft gegen die Schulter. „Schön dich wiederzusehen, Marc“, sagte sie, während ihr Nasenpiercing im Licht aufblitzte. „Ich hoffe, ihr habt mich im Laden nicht zu sehr vermisst?“

„Ach, es war wie immer ruhig. DVDs kauft eh kaum noch jemand. Wie war dein Urlaub?“, fragte ich. Dann sah ich neugierig nach draußen. „Kommt deine Freundin nicht mit?“

Alice schnaubte abwertend. „Die blöde Kuh hat sich ‘ne Neue gesucht“, erwiderte sie. „Der Urlaub war trotzdem geil.“ Mehr wollte sie zu dem Thema nicht sagen.

Also wartete ich, bis meine Freunde Schuhe und Jacken ausgezogen hatten, bevor wir gemeinsam ins Wohnzimmer gingen.

Dort angekommen pfiff Peer anerkennend. „Alle Achtung“, sagte er. „Du hast dich ja ganz schön ins Zeug gelegt.“

Er bestaunte die Zierkürbisse auf meinem Tisch, ehe er die Girlanden musterte und probehalber in eines der künstlichen Spinnnetze griff. Es blieb natürlich nicht an seiner Hand kleben.

„Karsten kommt übrigens etwas später“, erklärte er, während er sich aufs Sofa fallenließ. „Er meinte, wir sollen ruhig schon mit dem Film anfangen. Halloween gucken wir ja eh jedes Jahr.“

„Und jedes Jahr ist er gut“, erwiderte Alice mit hochgezogener Augenbraue. „Hier werden keine halben Filme geguckt. John Carpenters Halloween ist ein Klassiker!“

Ich schmunzelte. Bei Filmen verstand sie keinen Spaß. Trotzdem mussten wir ihr zustimmen. Mit unseren Halloweentraditionen zu brechen fühlte sich nicht richtig an. Also entschieden wir, gemeinsam auf Karsten zu warten.

In der Zwischenzeit erzählte Alice uns schließlich doch von ihrer Trennung: Jasmin, ihre Ex-Freundin, hatte sich kurz vor dem Urlaub unter dem Vorwand von ihr getrennt, dass ihr eine Beziehung neben zwei Jobs zu anstrengend sei, nur um einen Tag später von Alice mit einer anderen Frau händchenhaltend im Kino erwischt zu werden.

Das war natürlich ziemlich scheiße. Wir regten uns gemeinsam eine Weile darüber auf, bis es endlich an der Tür klingelte. Ich rannte sofort hin.

Zuerst stand nur eine Gruppe Kinder vor mir, die davon sangen, dass sie kleisteressende Geister seien, ehe ich ihnen ihre Süßigkeiten gab. Gerade als ich die Tür wieder schließen wollte, drang jedoch eine vertraute Stimme an mein Ohr: „Marc, warte!“

Karsten joggte die Auffahrt rauf, bis er völlig aus der Puste vor mir stand. Er war in vollem Michael Myers Kostüm mit Overall und Maske, auch wenn er Letztere nur in der Hand hielt.

„Ich dachte, wir wollten keine Kostüme anziehen?“, stellte ich mehr fest, als dass ich es fragte.

Karsten holte tief Luft. „Sorry. Meine Schwester sollte mit einer Freundin und deren Mutter gehen, aber die Mutter ist krank geworden. Und weil unsere Eltern schon andere Pläne hatten …“

„… bist du mit den beiden gegangen“, beendete ich seinen Satz, als er erneut nach Luft schnappte.

Er nickte, bevor sein Blick an mir vorbei wanderte.

„Yooooo!“, hörte ich Peers Stimme hinter mir. Er trat vor die Tür und machte mit Karsten einen dieser super-komplizierten Handschläge, wie man sie sonst nur aus irgendwelchen Teenie-Comedyserien im Fernsehen kannte.

Alice beäugte das Ganze genauso skeptisch wie ich. Unsere beiden Verrückten waren wieder vereint.

Wenn ich unsere kleine Truppe beschreiben müsste, würde mir das nicht schwerfallen: Wir hatten Peer, meinen besten Freund aus Kindertagen, der nie etwas ernstnehmen konnte und immer für einen Scherz zu haben war, Karsten, der mindestens ein genausogroßer Kindskopf war, aber ein Herz hatte, das größer war, als ihm guttat, Alice, eine der toughsten Frauen, die ich kannte, die sich selbst von unserem sexistischen Boss nicht die Stirn bieten ließ und irgendwie damit durchkam, und zu guter Letzt ich, der wohl durchschnittlichste Normalo, den man sich vorstellen konnte, der keine Ahnung hatte, womit er diese wundervollen Freunde verdiente. Wenn wir zusammen waren, konnte es gar nicht langweilig werden.

Und was soll ich sagen? Die Halloweenparty war da nicht anders. Trotz des kuschlig-kleinen Wohnzimmers und einem Fernseher, für den man fast ein Fernglas brauchte, genossen wir die Filme, unterhielten uns, tranken unsere Cocktails und das Bier, knabberten Süßkram und verschenkten Süßigkeiten an verkleidete Kinder.

Aber ihr seid wahrscheinlich nicht hier, damit ich euch von einer gelungenen Halloweenparty erzähle. Ihr seid hier, um mehr über die seltsamen Vorkommnisse in meinem Haus zu erfahren – genau wie meine Freunde.

Es war bereits spät geworden, die letzten Kinder hatten vor über einer Stunde geklingelt und der Alkoholpegel unserer kleinen Gruppe hatte ein fortgeschrittenes Level erreicht. Wir waren nicht völlig betrunken – so viel tranken wir fast nie –, aber es trug durchaus zu unserer heiteren Stimmung bei. Wir lachten über die einfachsten Dinge und alberten rum, bis wir uns schließlich in einem Kreis auf den Boden setzten und meine drei Freunde mich erwartungsvoll ansahen.

„Also gut, also gut“, sagte ich. „Ihr wollt wissen, warum ich denke, dass es in meinem Haus spukt?“

Meine Freunde nickten. Aber das wäre gar nicht nötig gewesen. Ich konnte ihnen die Antwort an ihren neugierigen Gesichtern ablesen.

„Ihr wisst ja, ich glaube eigentlich nicht an sowas“, begann ich. „Erst war ich selbst superskeptisch gewesen. Mir fiel immer wieder auf, dass Dinge plötzlich anders standen, als ich sie hinterlassen hatte: Geschlossene Türen waren plötzlich offen, Esszimmerstühle standen nicht mehr am Tisch, obwohl ich sie nicht benutzt hatte. Sowas halt. Heute Mittag stand sogar plötzlich ein Glas auf der Spüle, obwohl ich gerade erst den Abwasch gemacht hatte. Trotzdem dachte ich mir noch vor ein paar Monaten nichts weiter dabei. Ich vermutete, dass ich bloß zu müde oder zu abgelenkt gewesen war, um mich daran zu erinnern. Dann stand jedoch eines Tages mein Lieblingssessel anders. Und ihr wisst, wie empfindlich ich bin, wenn ihn jemand umstellt.“

Wie auf Kommando drehten Alice, Peer und Karsten ihre Köpfe zu dem Sessel, auf dem gerade eine halbleere Schale mit Chips stand. Er hatte eine hohe Lehne, war völlig durchgesessen und war in einem verblassten Rot. Aber was soll ich sagen? Ich liebte das hässliche Teil.

„Und du hast ihn wirklich nicht selbst bewegt? Vielleicht bist du geschlafwandelt?“, warf Peer ein.

Ich sah ihn mit ernstem Blick an. „Während ich einkaufen war? Der Sessel wurde tagsüber bewegt. Außerdem erklärt das nicht die anderen seltsamen Ereignisse. Die Schritte auf dem Flur zum Beispiel, die ich nachts einmal gehört habe. Als ich jedoch nachgesehen hatte, war niemand zu sehen.“

Alice und Karsten tauschten flüchtige Blicke aus, ich glaubte sogar, Gänsehaut auf Karstens inzwischen freien Armen zu erkennen.

Lediglich Peer blieb skeptisch. „Du weißt, ich steh total auf so gruseliges Zeug, aber bist du sicher, dass das kein Einbrecher war?“, fragte er.

Jetzt ergriff Karsten das Wort: „Über Monate hinweg? Für mich klingt das eher nach einem Poltergeist. Bei meiner Oma hat so einer früher auch gespukt.“

Nun war er an der Reihe mit erzählen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass er mir die Bühne klauen wollte, es war viel mehr ein lockeres Gespräch unter Freunden.

„Damals haben auch Dinge auf unerklärliche Weise ihre Position geändert“, erklärte er. „Stühle, Tische, Tassen. Einmal hatte ich sogar gesehen, wie meine Holzeisenbahn wie von Geisterhand quer durch das Wohnzimmer geschoben wurde. Ich war sofort zu Mama gerannt, um es ihr zu erzählen, aber natürlich glaubte sie mir nicht. Niemand tat das. Sie alle dachten, es lag nur an meiner kindlichen Fantasie. Alle bis auf Oma, heißt das. Sie wusste von dem Geist. Das konnte ich an ihrer Reaktion sehen, auch wenn sie es niemals zugegeben hatte. Wenn Marc also sagt, dass es in seinem Haus spukt, dann glaube ich ihm.“

Jetzt sagte auch Peer nichts mehr. Spätestens, als wir Karsten löcherten und die Erlebnisse mit meinen verglichen, dachte niemand von uns mehr an einen Einbrecher. Poltergeister passten nun einmal viel besser zu unserem heutigen Abend, als die Vorstellung irgendeines menschlichen Einbrechers. Zumal meines Wissens nach nie etwas gestohlen wurde.

Und so unterhielten wir uns noch eine ganze Weile. Irgendwann wechselten wir das Thema zu Kinofilmen, unseren liebsten Horrorgeschichten und was uns auch sonst noch in den Sinn kam. Erst, als gegen vier Uhr morgens die Kerzen schon fast alle runtergebrannt waren und wir mehr gähnten, als dass wir sprachen, entschieden wir uns, diesen großartigen Abend zu beenden und ins Bett zu gehen.

Wider Erwarten schliefen wir am nächsten Tag jedoch nicht bis in die Puppen. Bereits früh am Morgen, eigentlich viel zu früh, um überhaupt ansprechbar zu sein, weckte mich ein aufgeregtes Flüstern.

„Marc. Marc!“, flüsterte eine Stimme, während jemand an mir rüttelte. „Wach endlich auf, du verdammte Schlafmütze!“

„Was? Wie?“, murmelte ich verschlafen. Ich wurde aus einem Traum gerissen, in dem ich gerade mit Jason Vorhees einen überdimensionierten Schokoriegel gegessen hatte. Jasons Maske, die er trotz Schokoriegel nicht abgenommen hatte, verschwamm und wurde von dem aufgeregten Gesicht von Peer abgelöst.

Seine Augen waren weit aufgerissen und er wirkte hellwach. „Wir müssen hier weg. Da ist ein fremder Typ im ersten Stock!“, flüsterte er aufgeregt. Noch immer rüttelte er an mir.

„Mhnn. Lass mich schlafen!“, grummelte ich, während ich versuchte, mich von ihm wegzudrehen. Ich hatte keine Lust auf seine schlechten Scherze. Schon gar nicht so früh am Morgen!

Doch Peer ließ nicht locker. „Ich mein es ernst! Es ist jemand mit uns im Haus!“

Er machte so lange weiter, bis ich schließlich aufgab. Grimmig pellte ich mich aus dem warmen und gemütlichen Bett, warf eine Hose und meinen Pulli über und folgte Peer in den Flur. Alice und Karsten waren ebenfalls da. Sie sahen keinen Deut wacher aus als ich.

„Also? Was soll das alles?“, maulte Alice, als wir vor ihnen standen. „Bring deinen blöden Scherz hinter dich und lass uns weiterpennen, Peer.“

Doch Peer sah nicht aus, als wäre ihm nach einem Scherz zumute. „Ihr müsst mit rauskommen. Jetzt!“, sagte er todernst.

Wir drei waren zu perplex, um zu widersprechen. Zwar murrte Alice noch ein wenig, aber trotzdem standen wir nur wenige Sekunden später draußen bei Peers Auto.

Endlich klärte er uns auf. „Ich wollte es drinnen nicht so direkt sagen, falls er uns hört, aber da ist ein fremder Mann im Haus. Ich musste vorhin dringend zur Toilette und da hab ich einen halbnackten Typ in der Küche gesehen.“

Wir sahen ihn ungläubig an.

„Ein halbnackter Typ?“, fragte ich.

„Wenn du uns jetzt wirklich für einen deiner blöden Scherze in aller früh aus dem Bett geholt hast, nur um uns in die Kälte zu scheuchen …“, drohte Alice ihm.

Und selbst Karsten, der sonst so leichtgläubig war, kaufte es ihm nicht ab: „Das hast du bestimmt nur geträumt“, warf er ein.

„Du glaubst doch nicht, dass ich danach weitergeschlafen habe!“, erwiderte Peer scharf. „Ich stand die ganze Zeit reglos im Badezimmer und hab beobachtet, wie der Typ aus der Küche gegangen und die Treppe raufgegangen ist. Er ist die restliche Nacht nicht mehr runtergekommen, bis ich mich endlich getraut habe, mich wieder zu bewegen. Ich hab euch sofort geweckt.“

Alice hob skeptisch eine Augenbraue. Und auch Karsten und ich glaubten es ihm nicht so wirklich. Als er jedoch sein Handy herausholte und für uns alle sichtbar die 110 wählte, wurde mir schließlich doch mulmig zumute. Er erzählte dem Mann am anderen Ende der Leitung haargenau das, was er uns auch gesagt hatte, während Alice, Karsten und ich einander entsetzte Blick zuwarfen.

Eine Viertelstunde später waren die Beamten da. Peer erklärte auch ihnen die Situation, woraufhin ich ihnen den Haustürschlüssel gab und sie im Haus verschwanden.

Die nächsten Minuten, in denen die Polizisten das Haus durchsuchten, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Meine Gedanken überschlugen sich, aber keiner von uns sagte ein Wort, während wir gebannt auf die Haustür starrten.

Schließlich tat sich etwas. Die Tür öffnete sich wieder und die Beamten kamen zurück. Einer von ihnen hielt einen alten Mann am Arm gepackt, um den halbherzig eine Wolldecke geschlungen war. Darunter trug der Fremde nur eine Unterhose, die seinen abgemagerten Körper mit der schlaffen Haut kaum bedeckte. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen.

Der Mann sah mit seinen dünnen grauen Haaren, die so lang waren, dass sie ihm bis ins Gesicht hingen, völlig verwirrt aus. Seine Unterlippe zitterte, während er wie ein Wahnsinniger hin und her starrte. Sein Blick blieb nicht eine Sekunde auf irgendetwas ruhen. Trotzdem ging er mit den Beamten, ohne sich großartig zu wehren. Er sprach kein einziges Wort, während die Polizisten ihn in ihr Auto brachten.

Wie sich herausstellte, hatte sich der Mann auf meinem Dachboden eingenistet. Wir fanden mit Urin gefüllte Flaschen, Essensreste vom Vortag, Süßigkeitenpapier und einen Eimer, den er wohl als Toilette benutzt hatte. Seit Monaten hatte der Mann sich heimlich durchs Haus bewegt. Wann immer ich unterwegs gewesen war oder geschlafen hatte, hatte er sich an meinem Kühlschrank bedient, die Dusche benutzt, ferngesehen und wer weiß was noch alles getan. Wirklich übel wurde mir, als er gestand, dass er sogar meine Zahnbürste benutzt hatte.

Ich muss es wahrscheinlich nicht extra erwähnen, aber die seltsamen Vorkommnisse verschwanden gemeinsam mit dem Mann. Doch obwohl ich jetzt endlich meine Ruhe hatte, fühlte ich mich in meinen eigenen vier Wänden nie wieder wohl. Ich sah mich bald nach einem neuen Haus um. Diesmal eins ohne Dachboden.

Bleibt auf dem Neusten Stand und folgt mir auf:

Facebook  Twitter  Instagram

Die Legende:

„Der Fremde auf dem Dachboden“, in anderen Versionen auch z. B. „Die Frau im Schrank“, „Der Mann in der Wand“ oder „Der Mann in der Decke“, ist eine urbane Legende, die eigentlich gar keine ist.

Es geht um das Phänomen, dass eine fremde Person im eigenen Haus, der eigenen Wohnung oder dem eigenen Zimmer lebt, ohne dass man etwas davon weiß. Tatsächlich gibt es mehrere solcher Fälle, die wirklich passiert sind.

Täter:

Die Täter können völlig verschiedene Menschen sein und unterschiedlichste Motive haben. Ich habe Berichte und Erzählungen von jungen und alten Männern und Frauen gefunden. Einige davon waren Stalker, andere Obdachlose, einige früher mit den Opfern befreundet und bei anderen sind die Motive unbekannt.

Ablauf:

Obwohl die Fälle und Geschichten, in denen eine fremde Person heimlich in einem Haus oder einer Wohnung lebt, sich stark unterscheiden können, folgen sie oft einem ähnlichen Muster.

Meist beginnt es damit, dass einer der Bewohner feststellt, dass seltsame Dinge im Haus passieren: Türen stehen offen, die eigentlich geschlossen waren, Lichter sind plötzlich an, wenn jemand nach Hause kommt, Essen verschwindet aus dem Kühlschrank usw.

Hierüber wundern sich die Betroffenen zwar meistens, denken sich aber nichts weiter dabei. Erst, wenn die Dinge auffälliger werden, zu lange andauern oder sie eine fremde Person in ihrem Haus erwischen, merken sie, dass sie es sich nicht nur eingebildet hatten. Wobei es auch hier schon Fälle gab, in denen die Leute überzeugt waren, dass es in dem Haus spukt.

Manchmal wundern sich die Personen auch, woraufhin sie Kameras aufstellen und den Eindringling auf frischer Tat ertappen.

Wie es weitergeht, kann sich stark unterscheiden. Mal flieht die fremde Person, mal greift sie die Bewohner an und wieder andere Male ergibt sie sich, wenn die Polizei gerufen wird.

Ort des Geschehens:

Der Ort des Geschehens kann genauso unterschiedlich sein, wie der Täter. Meist sind es Einfamilienhäuser, ich habe aber auch von Wohnungen, Villen, Poolhäusern oder sogar einem Studentenzimmer in einem College gelesen.

Ursprung:

Ihr mögt jetzt vielleicht denken, dass, wenn so ein Fall überhaupt schon einmal vorgekommen ist, es sich um Einzelfälle handelt. Wenn man sich über die Thematik informiert, muss man aber schnell feststellen, wie viele Zeitungsartikel und andere seriöse Berichte es über Menschen gibt, die sich heimlich in fremden Häusern eingenistet haben.

Einer der bekanntesten Fälle ist wohl der von Tatsuko Horikawa, einer 58-jährigen Japanerin, die 2008 heimlich im Haus eines 57-jährigen Mannes gelebt hat. Sie hat sich nur im Haus bewegt, wenn der Bewohner weg war, und sich die restliche Zeit in einem Regal über dem Kleiderschrank aufgehalten. Dort soll sie über ein Jahr unbemerkt gewohnt haben.

Aber es gibt auch andere Berichte über ähnliche Fälle. Eine geistig verwirrte Frau, die mehrere Tage heimlich in einem Haus in Österreich gewohnt hat, ein Ex-Freund, der ohne ihr Wissen auf dem Dachboden seiner Ex-Freundin von vor 12 Jahren eingezogen ist, ein Stalker, der eine Woche im Poolhaus von Jennifer Lopez gewohnt hat usw.

Kurz: Es gibt Dutzende ähnliche Fälle, die sich überall in der Welt zugetragen haben sollen. Natürlich sind darunter auch viele tatsächliche urbane Legenden und ausgedachte Geschichten, aber es ist in der Realität deutlich häufiger vorgekommen, als ich es erwartet hätte.

Sollte euch also das nächste Mal etwas seltsam vorkommen, wenn ihr allein zuhause seid, denkt lieber zweimal nach, ehe ihr es als bloße Einbildung abtut …

Was haltet ihr von „Der Fremde auf dem Dachboden“? Wie hättet ihr euch an Marcs Stelle verhalten? Wärt ihr auch von einem Spuk ausgegangen oder hättet ihr vermutet, dass außer euch jemand im Haus ist? Schreibt es in die Kommentare!

Wenn ihr mehr solche Geschichten oder Legenden lesen wollt, abonniert auch gerne meinen Newsletter, oder folgt mir auf Twitter, Facebook oder Instagram!

14 Kommentare

  1. L1n4 schreibt:

    Ich bin so froh, dass mir das nicht passieren kann. In unserer Wohnung ist nicht genug Platz um sich zu Verstecken, und es ist eh fast immer jemand Zuhause 😥

  2. Rabbat07 schreibt:

    ich wohne mit meinen zwei brüdern, dem Hund, meinen Eltern und meiner Oma, ja, das gefühl nicht allein Zuhause zu sein kenn ich (:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert