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Die Babysitterin Zeichnung von Jeremie Michels. Auf dem Bild sieht man ein Wählscheibentelefon. Es ist komplett in Rot abgesehen von der schwarzen Wählscheibe und dem schwarzen Kabel, dass das Telefon mit dem Hörer verbindet. Der Hörer liegt auf der Telefongabel.
Die Babysitterin (2021)

Die Babysitterin – „Willst du nicht nach den Kindern sehen?“

Die Babysitterin ist mein Versuch, eine der bekanntesten urbanen Legenden der Welt in meiner Erzählstimme nachzuerzählen. Ich bin mir sicher, dass viele von euch die Geschichte bereits in einer ihrer zahlreichen Variantionen kennen, aber ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem.

Triggerwarnungen (Achtung Spoiler!)

– Tod eines Kindes
– Trauer

Die Geschichte:

„Ah, Jane, gut, dass du da bist“, begrüßte mich Mrs. Scott mit einem warmen Lächeln.

Als ich aus der kühlen Herbstluft ins Haus trat, schlug mir sofort eine Parfümwolke entgegen. Sie roch angenehm nach Rosen, wenn auch etwas intensiv. Wahrscheinlich hatte Mrs. Scott sich gerade erst damit eingesprüht.

„Der Abend heute dürfte recht ruhig werden. Billy schläft schon. Ich habe gerade erst nach ihm geschaut. Ich habe ihm gesagt, dass du im Wohnzimmer bist, falls etwas sein sollte. Falls du Hunger hast, stehen Reste von heute Mittag im Kühlschrank. Dein Geld liegt wie immer auf dem Tisch. George, kommst du?“, sprudelte es nur so aus ihr heraus.

Es war nicht das erste Mal, dass ich für die Scotts babysittete. Daher war ich Mrs. Scotts etwas anstrengende Art bereits gewohnt und nickte bloß, während sie zu einem erneuten Wortschwall ansetzte.

In diesem Moment kam jedoch Mr. Scott – George – in den Flur und schnitt mit einem knappen, aber bestimmten „Nabend Jane“ seiner Frau das Wort ab. „Wir sollten los Schatz, sonst kommen wir zu spät.“

„Oh, George, schick siehst du wieder aus“, kommentierte sie seinen Anzug. Dann wandte sie sich wieder mir zu. „Ich hoffe ja, dass unser kleiner Billy auch einmal so ein schicker Mann wie sein Vater wird. Wobei ihm Anzüge auch jetzt schon ausgezeichnet stehen. Neulich erst …“

Mr. Scott legte einen Arm um seine Frau, während er sie langsam Richtung Veranda schob. Sie redete fröhlich weiter. Erst, als die beiden vor der Haustür waren, verabschiedete sie sich mit einem gesungenen „Also dann viel Spaß, Jane. Bis heute Nahacht!“

Dann schloss Mr. Scott die Tür. Trotzdem konnte ich hören, wie sie draußen unaufhörlich weiterredete, während die beiden sich langsam entfernten.

Ich schüttelte belustigt den Kopf, während ich meine Jacke an einen Haken hängte. Mrs. Scott konnte zwar wirklich nett sein, aber wie hielt Mr. Scott es bloß den ganzen Tag mit ihr aus? Schmunzelnd ging ich weiter in die Küche.

Nachdem ich mir einen Kräutertee gemacht hatte, um mich aufzuwärmen, setzte ich mich ins Wohnzimmer und holte meine Hausaufgaben heraus. Da Billy schon schlief, freute ich mich auf einen ruhigen Abend. Vielleicht würde ich einen Horrorfilm gucken, wenn ich mit den Hausaufgaben durch war.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dasaß, nur noch, dass die Hausaufgaben sich ziemlich in die Länge gezogen hatten und es draußen immer dunkler wurde. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Ich betrachtete gerade die bunten Herbstbäume vor dem Fenster, die von einer Straßenlaterne beschienen wurden, und machte mir Gedanken über mein Halloweenkostüm, als plötzlich das Telefon klingelte.

Erschrocken sah ich zu dem dem roten Kasten. Ring ring! Wer rief um die späte Uhrzeit noch an? Vielleicht Mr. oder Mrs. Scott?

Ohne weiter zu zögern, ging ich zum Telefon und hob den Hörer ab. „Hallo?“

Keine Antwort. Ich hörte nur, wie jemand am anderen Ende laut atmete.

„Hallo? Wer ist denn da? Wenn sie mit Mr. oder Mrs. Scott sprechen wollen, die sind gerade nicht da. Soll ich etwas ausrichten, wenn sie wiederkommen?“

„Willst du nicht nach dem Jungen sehen?“, fragte eine tiefe Männerstimme. Der Mann sprach leise, als versuche er, gruselig zu klingen.

„Wie bitte?“

„Er schläft doch so friedlich in seinem Zimmer.“

Mir stockte für einen Moment der Atem. „Ha ha, sehr lustig!“, sagte ich genervt. Dann knallte ich den Hörer auf die Gabel.

Das war bestimmt bloß ein blöder Streich. Irgendwo saßen gerade einige Typen um ein Telefon und lachten sich scheckig. Andererseits … Woher wusste er, dass ich auf einen Jungen aufpasste? Hatte er bloß geraten?

Am liebsten hätte ich es als harmlosen Scherz abgetan und mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht, aber ich schaffte es nicht. Ich konnte erst wieder ruhig sitzen, nachdem ich durchs komplette Erdgeschoss gegangen war, um sicherzugehen, dass alle Fenster und Türen fest verschlossen waren.

Mit einem Seufzen ließ ich mich wieder auf den harten Holzstuhl sinken. Es konnte niemand in das Haus eindringen, ohne ein Fenster einzuschlagen oder ein Schloss zu knacken. Und das würde ich bestimmt merken.

Nur die Treppe rauf ins Kinderzimmer traute ich mich nicht. Nicht, weil ich panische Angst vor einem Einbrecher hatte, sondern, weil ich den kleinen Racker auf keinen Fall wecken wollte. Billy war zwar ein Engel, wenn er schlief, aber ihn zum Einschlafen zu bringen, hatte mich schon viele Stunden meines Lebens gekostet. Außerdem hatte Mrs. Scott gesagt, dass sie gerade erst nach ihm geschaut hatte, bevor sie gegangen waren.

Fast musste ich über meine eigene Dummheit lachen. Was dachte ich denn? Dass mir jemand am Telefon drohte? Mein Gott, es war zwei Wochen vor Halloween. Da gab es sicherlich unzählige solcher Anrufe!

Gerade, als ich mich wieder sicher fühlte und mit den Hausaufgaben weitermachen wollte, klingelte das Telefon erneut. Erschrocken sprang ich auf. Ich zögerte. Ring ring. War das wieder der Mann? Sollte ich das Klingeln einfach ignorieren? Ring ring. Aber was, wenn es die Scotts waren? Ring ring. Ach scheiß drauf!

Blitzschnell griff ich nach dem Hörer. Ich versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu klingen. „Hallo?“

Wieder das schwere Atmen. „Hat man dir nicht gesagt, dass es unhöflich ist, einfach aufzulegen?“

Ich ließ vor Schreck fast den Hörer los. „Was wollen Sie? Hören Sie auf, diese Nummer anzurufen!“

„Oh, ich denke, das würde dem kleinen Billy überhaupt nicht gefallen. Möchtest du nicht lieber nach ihm sehen?“

Ich erstarrte. Dem kleinen Billy? Woher kannte er seinen Namen? Also war es doch kein zufälliger Anruf gewesen. Ehe der Mann auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, knallte ich den Hörer wieder auf die Gabel.

Was war das für eine Scheiße? Wer würde so etwas tun? Vielleicht irgendein Nachbar? Oder jemand aus der Schule? Meine beste Freundin Laura spielte mir gerne ab und an einen Streich. Und sie wusste, dass ich heute auf Billy aufpasste. Aber würde sie so weit gehen? Wer es auch war, er erreichte genau das, was er wollte: Er jagte mir eine Heidenangst ein.

Und was sollte diese Aufforderung, nach Billy zu sehen? Bei beiden Anrufen wollte der Mann, dass ich ins Kinderzimmer gehe. Am besten sollte ich wirklich schnell nachsehen. Dann würde ich sehen, dass alles in Ordnung war, und könnte mich endlich wieder auf die Hausaufgaben konzentrieren.

„Oh, Laura, wenn das einer von deinen dämlichen Scherzen ist …!“, murmelte ich leise, während ich zur Treppe ging.

Bereits bei den ersten Schritten merkte ich, dass meine Knie zitterten. Als ich am unteren Treppenabsatz stand, wollten meine Beine mir schließlich überhaupt nicht mehr gehorchen. Es war, als würden sie meinen Kopf ignorieren, der ihnen wieder und wieder sagte, sie sollen die Stufen raufgehen.

Stattdessen stand ich da und starrte die Treppe hinauf. Ich war sie schon so oft hochgegangen und hatte nie Bedenken dabei gehabt, doch heute wirkte sie kalt und bedrohlich.

Ich konnte nur an eine Sache denken: Wieso wollte der Mann, dass ich nach Billy sah? War jemand im Haus? Wartete dort oben jemand auf mich? Aber dafür hätte der Mann sich ins Haus schleichen müssen, als die Scotts noch hier waren, sich vielleicht Stunden oben verstecken müssen. Das hätte niemand geschafft – oder doch?

Ich biss mir auf die Unterlippe. Es war mir fast schon peinlich. Immerhin war es mein Job, auf Billy aufzupassen, und jetzt schaffte ich es nicht einmal, nach ihm zu sehen. Aber was, wenn dort oben wirklich ein Mann war?

Was sollte ich nur tun? Sollte ich auf Nummer sicher gehen und den Notruf wählen? Hatte ich überhaupt einen Grund dazu? „Ein Mann befiehlt mir, nach meinem Babysitterkind zu gucken“ klang jedenfalls nicht nach einem triftigen Grund. Andererseits hatte er das Haus wahrscheinlich beobachtet und wusste, dass ich mit dem Kind allein war. Für genau solche Situationen gab es doch den Notruf.

Unsicher ging ich zurück zum Telefon, ohne die Tür zum Flur, in dem auch die Treppe war, aus den Augen zu lassen. Ich streckte den Finger aus, zögerte und wählte schließlich die 911. Das Freizeichen ertönte.

„Notrufzentrale. Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine Frauenstimme.

„Mein Name ist Jane Christian. Ich bin allein bei der Familie Scott und passe auf ihren Sohn auf. Ich bekomme seltsame Anrufe!“ Kurz und knapp erklärte ich, was vorgefallen war, und nannte der Frau – ich durfte sie Ann nennen – meine Adresse.

„Jane, mach dir bitte keine Sorgen. Es ist Oktober, da gibt es ständig solche Scherzanrufe“, versuchte Ann mich zu beschwichtigen.

„Nein, Sie verstehen nicht. Der Mann kennt Billys Vornamen. Er wusste sogar, dass der Kleine im Obergeschoss schläft. Ich habe Angst!“

Ann schien für eine Sekunde zu überlegen, dann ergriff sie wieder das Wort. „Ich denke nicht, dass die Anrufe ernst gemeint sind, aber ich kann diese Scherzkekse genauso wenig ab wie du. Also, ich habe einen Vorschlag: Du legst gleich auf und wartest, bis der Mann wieder anruft. Das gibt uns die Möglichkeit, seinen Anruf zurückzuverfolgen. Kannst du das für mich tun, Jane?“

Ich nickte. „Okay“, sagte ich tapfer. Am liebsten hätte ich sie angefleht, am Telefon zu bleiben, aber ich wusste natürlich, dass das nicht ging.

Nachdem sie mir das genaue Vorgehen erklärt und mir versichert hatte, dass sie mich sofort wieder anrufe, sobald sie die Adresse des Mannes habe, legte ich auf.

Angespannt saß ich vor dem Telefon. Ich starrte den roten Hörer an, wie er unschuldig auf der Gabel lag. Gleichzeitig versuchte ich, aus dem Augenwinkel die Tür zum Flur im Blick zu behalten. Ich glaubte zwar auch nicht, dass tatsächlich jemand im Haus war, aber sicher ist sicher.

Die Stille kam mir jetzt unheimlich drückend vor. Draußen hörte ich den Wind rauschen, der mal mit schwachen, mal mit stärkeren Böen über das Haus fegte. In der Küche tickte lautstark eine Uhr, als wolle sie mir sagen, dass meine Zeit langsam ablief, Sekunde für Sekunde, während ich auf den Anruf wartete.

Ring ring. Sofort griff ich nach dem Telefon. Ehe es auch nur ein zweites Mal klingeln konnte, hatte ich es bereits am Ohr. „Hallo?“

„Du hast ja immer noch nicht nach Billy gesehen. Was ist? Traust du dich nicht?“

„Jetzt hören Sie mir mal zu!“, sagte ich bestimmt. „Ich finde das langsam nicht mehr lustig. Und wissen Sie was? Ich habe die Polizei gerufen. Sie wird jeden Moment vor ihrer Haustür stehen. Dann werden wir ja sehen, wer zuletzt lacht!“

Ein triumphierendes Lächeln lag auf meinen Lippen. Ich konnte vor meinem inneren Auge fast sehen, wie der Mann am anderen Ende panisch wurde. Das hatte er nun davon. Er würde sicher gleich auflegen und …

„Das hättest du nicht tun sollen, Jane Christian“, sagte der Mann kühl. „Was jetzt mit Billy passiert ist allein deine Schuld.“

Das war nicht die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte. „Sie können mich mal!“, sagte ich laut in den Hörer und knallte ihn wieder auf die Gabel.

Der Typ hatte mich mit meinem vollen Namen angesprochen. Er wusste, wer ich bin. Vielleicht stalkte er mich sogar!

‚Ich nehm alles zurück, Laura. Bitte lass es einen von deinen blöden Scherzen sein!‘, flehte ich stumm.

Das erneute Klingeln des Telefons ließ mein Herz für einen Moment aussetzen. Mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung nahm ich ab und brüllte in den Hörer: „Hören Sie endlich auf, mich anzurufen!“ Ich kämpfte mit den Tränen.

„Jane? Jane, ich bin es“, meldete sich Ann vom Notruf. Sie sprach hektisch. Von ihrer professionellen Gelassenheit fehlte jede Spur. „Du musst sofort das Haus verlassen. Der Anruf kam aus deinem Haus!“

Das war der Moment, in dem mein Hirn aussetzte. Dass sie sagte, die Polizei sei bereits auf dem Weg, bekam ich schon nicht mehr mit. Stattdessen hatte ich den Hörer fallengelassen und war zum Flur gesprintet.

Ich war gerade durch die Zimmertür, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Wie ein erschrockenes Reh starrte ich den fremden Mann an, der oben auf der Treppe stand. Auch er schien sich vor mir erschreckt zu haben und war für einen Moment völlig reglos. Lang genug, damit ich das rot glänzende Messer in seiner Hand sehen konnte. Frisches Blut tropfte von der Klinge auf den weißen Teppich, der auf den Stufen lag. Die Kleidung des Mannes war blutverschmiert.

Ich weiß nicht, wer von uns sich zuerst wieder bewegt hatte. Vielleicht war es auch zeitgleich. Er sprintete die Treppe nach unten, nahm dabei je zwei Stufen auf einmal, während ich mich umdrehte und Richtung Hinterausgang rannte. Schwere Schritte folgten mir.

„Bleib stehen!“, brüllte er.

Ich dachte nicht im Traum daran. Stattdessen riss ich im Rennen eine Stehlampe um, um den Mann den Weg zu blockieren. Lautes Fluchen und Poltern hinter mir signalisierte mir, dass sie den Mann erwischt hatte. Doch ich traute mich nicht, mich umzudrehen. Dafür hatte er zu sehr aufgeholt.

Erst, als ich die Hintertür erreichte, konnte ich seine Spiegelung in der Scheibe sehen. Sein wutverzerrtes Gesicht mit diesen furchtbar kalten Augen. Panisch drehte ich am Schloss – es war eines dieser Schlösser, die man von innen auch ohne Schlüssel aufschließen konnte. Ich sah bereits, wie der Mann seine freie Hand nach mir ausstreckte. Endlich riss ich die Tür auf und rannte nach draußen in die Dunkelheit.

Während ich über den stockdunklen Rasen rannte, stolperte ich über ein Spielzeug, schaffte es aber, nicht zu fallen. Die Schritte des Mannes waren auf dem Rasen fast völlig lautlos.

„Hilfe! Hiiiilfe!“, brüllte ich jetzt aus voller Lunge.

Dann sah ich, dass im Nachbarhaus noch Licht brannte. Sofort steuerte ich den Eingang an.

„Hiiiiiiiiiiiiiiilfeeee!“, kreischte ich noch einmal.

Ich sprang auf die Veranda und rannte weiter zur Klingel, die ich wie eine Wahnsinnige betätigte.

Ein panischer Blick nach hinten verriet mir, dass der Mann weg war. Wahrscheinlich war er geflohen – zumindest hoffte ich das. Trotzdem wollte ich keine Sekunde länger hier draußen warten.

Ein älterer Herr öffnete schließlich die Tür. „Ja bitte?“, fragte er mit kratziger Stimme.

Dann musste er die Panik in meinen Augen gesehen und entschieden haben, dass von mir keine Gefahr ausging. Jedenfalls ließ er mich ins Haus, wo er mir ein Glas Wasser anbot und ich ihm ziemlich wirr erzählte, was passiert war. Gemeinsam warteten wir auf die Polizei.

Als sie endlich ankam, fanden die beiden Officers Billy tot in seinem Bett vor. Es war ein Blutbad. Nach meiner Zeugenaussage schrieben sie denn Mann zur Fahndung aus. Er wurde nie gefunden.

Was aus den Scotts geworden ist, weiß ich nicht. Sie haben seit jenem Tag kein einziges Wort mehr mit mir gesprochen. Ich denke, sie geben mir die Schuld an allem.

Einige Jahre später sah ich Mrs. Scott noch einmal im Supermarkt. Obwohl sie sich äußerlich kaum verändert hatte, hatte ich sie kaum wiedererkannt. Von ihrer fröhlichen, etwas aufgedrehten Art war nichts mehr übriggebliegen. Stattdessen war aus ihr eine traurige, schweigsame Frau geworden.

Und ich? Ich lebte mein Leben weiter, versuche noch immer, jenen Abend zu vergessen. Und trotzdem frage ich mich manchmal: War es wirklich meine Schuld gewesen, dass Billy gestorben ist? Der Mann hatte es am Telefon behauptet. Aber hätte ich damals tatsächlich etwas ändern können?

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Die Legende:

Die Babysitterin, eigentlich „The Babysitter and the Man Upstairs“ (englisch für „Der Babysitter und der Mann im Obergeschoss“), ist eine der bekanntesten urbanen Legenden, die es gibt.

Sie war wahrscheinlich die erste urbane Legende, die sich um eine Babysitterin dreht und hat mit großer Wahrscheinlichkeit die zahlreichen anderen Babysitter-Legenden, wie z. B. Die Clownstatue, inspiriert.

Es ist eine typische urbane Legende, die oft einem Bekannten oder dem Freund eines Freundes passiert sein soll.

Ablauf:

Die Babysitter-Legende ist eine der meisterzähltesten urbanen Legende der Welt. Daher gibt es davon mehrere Variationen und auch die Namen der Beteiligten können von Geschichte zu Geschichte anders sein.

In den meisten Erzählungen soll die Babysitterin, eine Teenagerin oder eine junge Frau, auf ein, zwei oder drei Kinder aufpassen, während die Eltern unterwegs sind. Entweder beginnt es damit, dass sie die Kinder ins Bett bringt oder sie bereits schlafen. Jedenfalls dauert es nicht lange, bis sie fernsieht oder Hausaufgaben macht, während die Kinder ein Stockwerk über ihr in ihren Betten liegen.

Bald darauf klingelt das Telefon. Als die Babysitterin rangeht, meldet sich entweder nur ein schweres, manchmal obszönes Atmen oder eine Männerstimme, die sagt: „Ich bin oben bei den Kindern.“/„Willst du nicht nach den Kindern sehen?“

Natürlich erschreckt sich die Babysitterin, sie kontrolliert, ob die Haustür verschlossen ist, denkt sich aber nichts weiter dabei.

Erst, als der Mann ein weiteres Mal anruft, wird sie schließlich ängstlich. Da sie sich nicht traut, nach den Kindern zu sehen, und die Eltern nicht erreichen kann, wählt sie die 911. Dort erklärt man ihr, dass es sich wahrscheinlich um einen harmlosen Streich handelt, sie jedoch versuchen werden, den Anrufer zurückzuverfolgen, sollte er sie noch einmal anrufen.

Und tatsächlich ruft der Mann noch einmal an. Die Babysitterin versucht, ihn hinzuhalten, schafft es jedoch entweder nicht oder legt aus Angst selbst schnell wieder auf. Das Telefon klingelt fast sofort wieder. Diesmal ist es die Notrufzentrale. Die Frau solle sofort das Haus verlassen, da sie den Anruf an ihre Adresse zurückverfolgen konnten, der Mann also im Haus sei.

Das Ende kann sich je nach Version stark unterscheiden: Auch wenn es für die Kinder meist zu spät ist, endet die Geschichte mal damit, dass die Babysitterin sofort aus dem Haus rennt, ohne den Mann gesehen zu haben, mal damit, dass sie den Mann im Haus sieht – meist mit einer blutigen Axt oder einem blutigen Messer – oder damit, dass die Polizei später nur noch ihre Leiche findet.

Ort des Geschehens:

Der Ort des Geschehens ist normalerweise ein zweistöckiges Haus in einer abgelegenen Gegend einer Vorstadt oder einer Kleinstadt. Sie spielt ursprünglich in Amerika, kann aber theoretisch in anderen Versionen fast überall auf der Welt spielen.

Ursprung:

Der Ursprung der Legende ist wahrscheinlich ein Mordfall, der sich am 18. März 1950 in der Stadt Columbia in Missouri, USA zutrug.

Damals wurde die 13-jährige Babysitterin Janett Christman in der Nacht ermordet. Kurz vor ihrem Tod soll sie den Notruf gewählt und nach Hilfe gerufen haben. Am anderen Ende vernahm man jedoch nur Schreie und ein „Come quick!“ („Kommt schnell!“).

Im Gegensatz zu der Geschichte konnte der Anruf jedoch nicht zurückverfolgt werden, weshalb Christman erst gefunden wurde, als die Romacks, auf deren Sohn Christman aufpassen sollte, zurück nach Hause gekommen waren.

Der 3-jährige Gregory Romack schlief in seinem Bett und blieb unversehrt. Der Täter wurde nie gefasst.

Die urbane Legende „The Babysitter and the Man Upstairs“ verbreitete sich besonders in den 60er Jahren. Da Babysitterinnen oft im schul- oder collegealter waren – die perfekte Zielgruppe für urbane Legenden – erfreute sich die Geschichte großer Beliebtheit und verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Sie inspirierte u. a. dem Horrorfilm „Das Grauen kommt um 10“ („When a Stranger Calls“) von 1979 und fand in allerlei anderen Filmen wie „Halloween“ oder „Scream“ Verwendung.

Auch heute ist die Legende noch eine beliebte Gruselgeschichte, die oft erzählt wird. Ich bezweifle jedoch stark, dass viele ihrer Erzähler oder Zuhörer von dem Fall Janett Christman wissen – dem wahren Horror hinter der Legende.


Was haltet ihr von Die Babysitterin? Kanntet ihr die Legende bereits? Hat euch die Geschichte trotzdem gefallen? Wie hättet ihr an Janes Stelle reagiert? Schreibt es in die Kommentare!

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6 Kommentare

  1. Stocki schreibt:

    Mal wieder eine großartige Geschichte, das ist wahrscheinlich eine der gruseligsten Situationen, die ich mir vorstellen kann. Ich persönlich würde wahrscheinlich schon nach dem ersten Anruf abhauen, weil ich es nicht aushalten könnte, aber ich bin halt auch ein Angsthase😅

    • Jeremie Michels schreibt:

      Danke. Es hat auch sehr viel Spaß gemacht, sie zu schreiben (auch wenn ich lügen würde, wenn ich sage, dass es nicht anstrengend war).
      Wie ich auf Instagram schon geschrieben habe, würde ich wahrscheinlich nicht abhauen, sondern mich, um das Kind nicht allein zu lassen, im Klo einschließen. Aber ich würde bei so etwas auf jeden Fall auch sehr schnell paranoid werden. 😅

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