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Bunny Man Zeichnung von Jeremie Michels. In der Mitte des Bildes steht ein Mensch in einem weißen Hasenkostüm. Er hält eine Axt mit blutiger Klinge in beiden Händen. Sein Kostüm ist dreckig und mit Blutspritzern übersäht.
Bunny Man (2019)

Der Bunny Man (überarbeitet):

Der Bunny Man war einer meiner ersten Beiträge. Ich hatte ihn 2019 als Oster Special hochgeladen. Passend zu Ostern habe ich mich daher entschieden, den alten Beitrag zu überarbeiten.

Die Geschichte:

Gut gelaunt fuhr ich durch den dunklen Wald. Es gab hier zwar ab und ein Haus, aber nur wenige Straßenlaternen, weswegen ich ohne meine Scheinwerfer kaum etwas gesehen hätte. Die meisten Bäume, an denen ich vorbei fuhr, verschwanden in völliger Finsternis, sobald sie aus meinem Scheinwerferlicht verschwunden waren. Es beunruhigte mich nicht weiter. Ich war dunkle Wälder gewohnt.

Fröhlich trommelte ich im Takt mit den Fingern auf dem Lenkrad, während ich lautstark den Countrysong mitsang, der im Radio spielte. Erst, als mein Navi mir sagte, dass ich mein Ziel bald erreichen würde, schaltete ich Radio und Navi aus.

Ein Lächeln zog sich über meinen Lippen. Es lag aber nicht an meiner ausgelassenen Stimmung, sondern an meiner Vorfreude. Wenn ich recht hatte, würde ich heute Nacht etwas finden, wofür die anderen Geisterjäger mich endlich ernstnehmen mussten.

Auf dem letzten Stück der Strecke gab es überhaupt keine Straßenlaternen mehr. Um mich herum herrschte vollkommene Dunkelheit. Dann endlich tauchte eine Eisenbahnbrücke mit einem schmalen Tunnel vor mir auf: die Bunny Man Bridge.

Ich bemerkte einige „Parken verboten“-Schilder. Ich ignorierte sie. Für mein Video brauchte ich eine gute Beleuchtung.

Nachdem ich mein Auto so geparkt hatte, dass meine Scheinwerfer die Brücke gut sichtbar ausleuchteten, holte ich meine Kamera heraus. Ich richtete sie auf mein Gesicht.

„Hey. Peter Fanning hier. Ich bin heute, am Ostersonntag, dem 21. April 2019, bei der berühmten Bunny Man Bridge in Clifton, Virginia.“

Ich drehte meine Kamera, sodass sie auf die Brücke gerichtet war.

„Vor über einhundert Jahren soll genau hier, bei dieser Brücke, ein Gefangenentransporter, der eine Gruppe Insassen einer Nervenheilanstalt transportiert hatte, verunglückt sein. Die meisten Menschen starben, doch einige Insassen konnten entkommen. Darunter war auch Douglas J. Grifon, heute besser bekannt als der Bunny Man. Er soll eingewiesen worden sein, weil er sich an einem Ostersonntag, genau wie heute, ein Hasenkostüm angezogen und seine gesamte Familie mit einer Axt abgeschlachtet hat.“

Ich machte eine dramatische Pause, während ich den Motor ausschaltete, mir meine Stirnlampe aufsetzte und langsam ausstieg. Dann richtete ich die Kamera wieder auf mein Gesicht.

„Nachdem die Insassen von der Unfallstelle geflohen waren, wurden sofort Suchtrupps ausgesandt. Immerhin waren einige schlimme Verbrecher unter ihnen. Sie spürten acht der zehn Insassen auf. Alle, außer Douglas J. Grifon und einem Mann namens Marcus Wallster.

Die Polizei vermutete, die beiden seien entkommen und schrieb sie zur Fahndung aus. Es dauerte jedoch nicht lange, bis in der Nähe der Brücke Tierkadaver – hauptsächlich Hasen und Kaninchen – gefunden wurden, die übel zugerichtet waren.

Die Leute vermuteten, dass die geflohenen Insassen dahinter steckten, also sandte man weitere Suchtrupps aus. Diesmal wurden sie fündig: Sie fanden Marcus Wallster. Er war tot und genauso verstümmelt, wie die Hasen und Kaninchen.

Als man schließlich auch Douglas J. Grifon fand, war er völlig verdreckt und blutüberströmt. Die Polizei versuchte, ihn festzunehmen, doch der Insasse rannte davon. Bevor sie ihn daran hindern konnten, kletterte er den Bahndamm hinauf auf die Bunny Man Bridge, wo er von einem Zug erfasst wurde. Es heißt, dass er dabei wie wahnsinnig gelacht habe und sein Lachen selbst nach seinem Tod noch einen Moment nachklang.“

Jetzt betrat ich den Tunnel unter der Brücke. Dem „Betreten verboten!“-Schild schenkte ich genauso viel Beachtung, wie dem Parkverbot.

„Wenn man der Legende glaubt, soll hier, direkt über mir, vor über einhundert Jahren ein wahnsinniger Mörder gestorben sein. Und es heißt, dass sein Geist noch immer hier herumspukt und seine Opfer fordert.“

Jetzt sah ich mich im Tunnel genauer um. Ich hielt die Kamera vor mich, sodass sie das aufnahm, was auch ich sehen konnte.

Meine anfängliche Erwartung schwand jedoch schnell wieder. Der Tunnel war nur wenige Meter lang und war sehr unauffällig. Er hatte schlichte, weiße Wände. An einigen Stellen waren Sachen an die Wand gekritzelt, aber es gab hier nicht einmal Graffiti.

Davon wollte ich mich jedoch nicht entmutigen lassen. Einige Legenden handelten zwar von dem Tunnel, aber in den meisten ging es um den Wald in der Umgebung. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich etwas abseits der Straße umzusehen.

Als ich mich von der Straße entfernte, sah ich mich fast durchgehend um – nicht, weil ich Angst hatte, sondern weil ich nichts übersehen wollte. Meine Stirnlampe war weit uns breit die einzige Lichtquelle.

Während ich ging, versuchte ich, auf alles zu achten: jedes Rascheln, jedes Knacken, jedes auffällige Geräusch. Doch das einzige Rascheln und Knacken verursachte ich selbst. Ansonsten war es – abgesehen von gelegentlichen Vogelrufen – komplett still um mich herum.

Bald spürte ich, wie mich der Mut mehr und mehr verließ. War es ein Fehler gewesen, herzukommen? War Ostern vielleicht doch nicht der richtige Zeitpunkt?

Ich war kurz davor, aufzugeben, als mir plötzlich ein süßlicher Duft in die Nase stieg. Der Geruch war sehr schwach, doch ich kannte nur eine einzige Sache auf der Welt, die so roch: Verwesung.

Es war, als hätte ich meine Motivation auf einen Schlag zurückbekommen. Natürlich wusste ich, dass etwas Verwesendes im Wald nichts allzu Seltenes war, aber ich würde nicht mit gutem Gewissen heimfahren können, ehe ich nicht wusste, woher der Geruch kam.

In den nächsten paar Minuten irrte ich ziellos durch den Wald. Ich verließ mich voll und ganz auf meine Nase, während ich versuchte, den Ursprung des Geruchs auszumachen. Als der Gestank schließlich so intensiv war, dass ich würgen musste, sah ich mich näher um.

Ich suchte systematisch den Boden ab. Nichts. Dann suchte ich in den Bäumen, drehte mich im Kreis, während ich versuchte, nichts auszulassen. Und dann sah ich es: Keine fünf Meter von mir entfernt, hing etwas in den Ästen. Ungläubig hielt ich die Kamera darauf, während ich darauf zu ging. Es waren die Überreste eines Hasen. Er hatte kein Fell, keine Haut mehr auf den Muskeln und Knochen. Seine Organe waren entnommen worden. Doch was viel wichtiger war: Er wies Bissspuren auf – menschliche Bissspuren!

„Wisst ihr noch, als ich vorhin von verstümmelten Hasen geredet habe?“, fragte ich aufgeregt in die Kamera. „Das hier ist einer davon. Kein Scheiß. Ihr könnt es googeln. Sie sollen genauso aussehen: gehäutet und ausgeweidet. Und seht ihr das hier?“ Ich zeigte auf die Bissspuren. „Wenn mich nicht alles täuscht, war das ein Mensch.“

Ich war völlig aus dem Häuschen, fast schon euphorisch. War das hier wirklich echt?

„Verdammt, ich wusste es“, fuhr ich begeistert fort. „Die meisten Leute kommen im Oktober her, weil sie glauben, dass der Bunny Man sich nur zu Halloween zeigt. Wenn man sich mit seiner Vergangenheit beschäftigt, findet man jedoch schnell heraus, dass er nichts mit Halloween zu tun hat, dafür aber einiges mit Ostern. Immerhin hat er zu Ostern seine Familie ermordet.

Klar, einige Leute sagen, der Bus sei zu Halloween verunglückt oder Douglas J. Grifon am 31. Oktober gestorben, aber das ist Schwachsinn. Die Leute verlegen gruselige Sachen immer auf Halloween. Nein. Ich war mir sicher, wenn der Bunny Man tatsächlich auftaucht, muss es zu Ostern passieren. Und jetzt habe ich den Beweis.“

Noch ehe ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, ertönte plötzlich ein Rascheln hinter mir. Es klang wie Schritte.

Schnell drehte ich mich um. Ich schwenkte die Kamera bei jeder Bewegung mit, damit ich bloß nichts verpasste. Dann ein Rascheln rechts von mir. Wieder fuhr ich herum. Jetzt links!

Während ich mich umdrehte, glaubte ich für einen kurzen Moment, etwas Weißes aufblitzen zu sehen. Als ich mich in der Richtung jedoch genauer umsah, konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Hatte ich es mir eingebildet?

Schnell pausierte ich die Aufnahme auf meiner Kamera. Mit vor Aufregung zittrigen Händen startete ich die Videovorschau und spulte vor. Ich sah, wie ich durch den Wald irrte, schließlich den Kadaver fand und mich hektisch umdrehte. Jetzt ließ ich die Aufnahme in Echtzeit ablaufen. Das Rascheln war deutlich zu hören. Auch hörte ich mich atmen – schwerer, als es mir vorgekommen war. Ich drehte mich hin und her und … Da! Langsam spulte ich Frame für Frame zurück, bis ich es deutlich erkennen konnte: Da war etwas Weißes auf dem Bildschirm, mitten in der Dunkelheit, nur erhellt vom Schein meiner Stirnlampe.

Ich versuchte, genauere Umrisse zu erkennen, doch auf den wenigen Frames, auf denen es drauf war, war nur ein verschwommener Fleck zu sehen. Aber er war groß. Größer als jedes bekannte Tier, das in diesen Wäldern lebte. Um ganz sicherzugehen, verglich ich die Abbildung auf der Kamera mit dem Wald vor mir. Es dauerte nicht lange, bis ich die Stelle wiedergefunden hatte. Von etwas Weißem war nichts zu sehen.

Eigentlich hätte ich mich über den Fund freuen müssen. Mein erster solider Hinweis auf die Existenz des Bunny Man. Stattdessen spürte ich bloß, wie sich Unbehagen in mir ausbreitete.

Hatte ich nicht genau das gewollt? War ich nicht extra hergekommen, um den Bunny Man zu finden? Trotzdem … Was hatte ich mir dabei nur gedacht, allein herzukommen, nicht einmal eine Waffe mitzunehmen? Immerhin war der Bunny Man der Geist eines wahnsinnigen Killers.

Ich versuchte, mich zu beruhigen, langsam zu atmen, doch es war zu spät. Ich war bereits dabei, in Panik zu verfallen.

Ein erneutes Rascheln in meiner Nähe ließ mich zusammenzucken. Ich steckte die Kamera in meine Jackentasche, um die Hände frei zu haben. Dann entschied ich mich um und hob einen dicken Stock auf, um etwas zur Verteidigung in der Hand zu haben. Aber konnte ich mich wirklich gegen einen Geist verteidigen?

Ich entschied, es nicht darauf ankommen zu lassen. Doch aus welcher Richtung war ich gekommen? Wo stand mein Auto? Auf der Suche nach dem Kadaver hatte ich völlig die Orientierung verloren.

Erneut irrte ich durch den Wald, hatte bei jedem Schritt das Gefühl, das mich jemand verfolgte. Ich suchte nach irgendetwas, das mir bekannt vorkam. Aber ich war kein Pfadfinder, hatte mich nie für solche Dinge interessiert. Für mich sah ein Baum aus wie der andere.

Als ich bei meinem Herumirren schließlich etwas Großes, Dunkles sah, das sich über den gesamten Horizont zu erstrecken schien, rannte ich darauf zu. Die dunkle Wand aus Kieseln entpuppte sich schnell als der Bahndamm. Er kam mir wie ein Segen vor. Ich müsste ihm nur folgen und würde bald wieder zurück zur Straße finden.

Jetzt ging ich in einen Sprint über. Das trockene Laub und die Äste unter meinen Füßen machten einen riesen Lärm, während ich sie aufwirbelte. Das Licht meiner Stirnlampe sprang bei jedem Schritt. Es war mir egal. Ich wollte bloß weg von hier.

Schließlich konnte ich die Straße vor mir sehen. Ich kämpfte mich durch einige Büsche, um keinen Umweg gehen zu müssen, bevor ich endlich festen Asphalt unter den Füßen spürte. Ich hatte es geschafft.

Meine Erleichterung schwand jedoch genauso schnell, wie sie gekommen war.

„Was machst du hier? Das ist Privatgelände. Betreten verboten“, rief eine krächzende Stimme links von mir. Sie war leicht gedämpft. Außerdem klang in ihr ein Hauch von Wahnsinn mit.

Als ich mich zum Tunnel umdrehte, krampfte sich mein Magen zusammen: Eine weiße Gestalt stand dort mitten im Tunneleingang.

Er sah genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Das weiße Fell seines Hasenkostüms war dreckig, der Kopf überdimensioniert, wie bei einem Maskottchen. Seine starre, lächelnde Fratze starrte mich leer an. Die Axt in seinen Händen sah alt aus und hatte einen hölzernen Griff. Der Bunny Man war real.

Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich darüber nach, meine Kamera hervorzuholen. Ich entschied mich jedoch lieber dazu, den Stock, den ich noch immer bei mir hatte, kampfbereit in beide Hände zu nehmen.

„Wenn du näher kommst, schlage ich dir den Schädel ein!“, brüllte der Bunny Man. Dann kam er schnellen Schrittes auf mich zu, obwohl ich mich keinen Zentimeter bewegt hatte.

Panisch warf ich den Stock zu Boden. Ich konnte mir nichts mehr vormachen. Mit einem Stock könnte ich mich nicht verteidigen. Stattdessen sprintete ich zu meinem Auto. Ich öffnete die Fahrertür und sprang hinein. Dann verriegelte ich sie von innen.

Während ich versuchte, den Schlüssel ins Zündschloss zu schieben, starrte ich nach draußen, um zu sehen, wie weit der Bunny Man noch entfernt war. Das war ein Fehler. Nicht nur, dass ich den Bunny Man nirgends sehen konnte, ich verfehlte auch noch das Zündschloss und ließ dabei den Schlüssel fallen. Er verschwand mit einem Klimpern im Fußraum.

„Shit, Shit, Shit!“, fluchte ich laut, während ich mich vorbeugte, um den Boden abzutasten. Wieso musste mein Auto nur so verdammt klein sein?

Meine Hand berührte etwas Metallisches. Doch in genau dem Moment, in der sich meine Finger um den Schlüssel schlossen, sah ich eine Bewegung vor meinem Fenster.

Ein lautes Klirren ertönte und ich spürte, wie Scherben von der Seite auf mich herabregneten. Der Bunny Man hatte mit seiner Axt die Fahrerscheibe eingeschlagen.

Besagte Axt steckte jetzt in meiner Kopfstütze. Hätte ich mich nicht gebückt, um nach dem Schlüssel zu greifen, wäre ich jetzt tot gewesen. Doch was viel wichtiger war: Die Axt schien festzustecken. Der Bunny Man hatte Probleme damit, sie freizubekommen.

Ich reagierte sofort. In dem Moment, wo er die Axt freibekam, schaffte ich es, meine Hände um den hölzernen Griff zu schließen. Der Autoschlüssel fiel in meinem Schoß.

Der Bunny Man und ich rangen um die Axt, aber ich hatte einen Vorteil: Der Stoff des Hasenkostüms schien keinen guten Halt zu finden und so rutschte die Axt Stück für Stück aus seinen Händen.

Als ich es endlich schaffte, sie loszureißen, geschah es mit solch einem Ruck, dass ich mir mit der Schneide quer durch die Nase schnitt. Blut quoll sofort aus der Wunde.

Obwohl es höllisch wehtat, beachtete ich es nicht weiter. Stattdessen warf ich die Axt in den Fußraum des Beifahrersitzes, nahm den Schlüssel von meinem Schoß und schob ihn ins Zündschloss – diesmal achtete ich darauf, es wirklich zu treffen.

Der Motor startete sofort, während etwas Weißes durch das kaputte Fenster schoss. Ich wich den Armen des Bunny Man aus, während ich das Gaspedal durchtrat.

Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, den Armen auszuweichen und gleichzeitig zu lenken, doch es sah gut aus. Mein Auto steuerte genau auf die Tunnelöffnung zu. Gleichzeitig drohten die Arme des Bunny Man, die jetzt panisch nach Halt suchten, aus dem Auto gerissen zu werden – zumindest, bis sie den unteren Teil des Lenkrads zu packen bekamen.

Dann ging alles sehr schnell: Ich spürte, wie der Wagen nach rechts gerissen wurde, während mein Körper nach links geschleudert wurde. Dann prallte das Auto gegen die Wand des Tunneleingangs und ich spürte, wie mein Kopf hart aufschlug.

Benommen lag ich auf dem Lenkrad. Ich fühlte eine warme Flüssigkeit an meiner Schläfe kleben. Der Airbag war nicht ausgelöst worden. Ich blinzelte mehrfach, während ich versuchte, mich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz in meinem Kopf und meinem Nacken hinderten mich an jeder weiteren Bewegung.

Selbst, als der Bunny Man ans Fenster trat, konnte ich nichts tun, als zusehen. Tränen verschleierten meine Sicht, als ich sah, wie er sich mit seinem starren, trostlosen Lächeln langsam zu mir beugte.

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Die Legende:

Der Bunny Man (englisch für „Hasenmann“), auch Bunnyman geschrieben, ist eine urbane Legende aus den USA. Sie handelt von einem Serienmörder, der ein Hasenkostüm trägt.

Aussehen:

Der Bunny Man ist in den meisten Fällen ein als Hase verkleideter Mann oder der Geist eben dieses Mannes. Das Hasenkostüm kann je nach Geschichte variieren – mal ist es blutig, mal verdreckt, mal ist es weiß, mal hat es eine andere Farbe. Nur in sehr wenigen Versionen trägt der Bunny Man kein Kostüm.

Auch die Waffe, die er stets bei sich trägt, kann sich von Version zu Version unterscheiden. Am häufigsten ist es jedoch eine Axt oder ein Beil.

Eigenschaften:

Der urbanen Legende zufolge treibt sich der Bunny Man im Wald nahe der nach ihm benannten Bunny Man Bridge herum. Dort soll er sich – sofern er noch lebt – von Hasen, Kaninchen und anderen kleinen Tieren ernähren, die er jagt, häutet, ausweidet und roh anknabbert.

Angeblich kann man die verstümmelten Tierkadaver häufig in den Bäumen nahe der Bunny Man Bridge hängen sehen.

Doch der Bunny Man jagt nicht nur Tiere. Sollte sich ein Mensch – besonders zu Halloween – nachts in dem Wald herumtreiben, greift der Bunny Man auch ihn an.

Wenn er ihn erwischt – so heißt es – tötet er ihn mit seiner Axt, häutet ihn, weidet ihn aus, knabbert ggf. an ihm und hängt ihn in die Bäume oder an die Brücke.

Besonders häufig sollen Kinder und Jugendliche zu seinen Opfern zählen.

Lebensraum/Vorkommen:

Es heißt, dass der Bunny Man hauptsächlich in der Nähe des Colchester Overpass, einer Eisenbahnbrücke in Clifton, Virginia, USA, gesichtet wird. Daher nennt man die Brücke auch Bunny Man Bridge.

Dieser Name ist so weit verbreitet, dass die Brücke inzwischen sogar auf Google Maps unter diesem Namen zu finden ist.

Ursprung:

Die urbane Legende:

Es ranken sich zahlreiche Legenden um den Ursprung des Bunny Man. Häufig ist eine haarsträubender als die andere. Die beliebteste Legende handelt von einem entflohenen Insassen einer Irrenanstalt.

Ein Mann namens Douglas J. Grifon wurde angeblich Ende des 19. oder Beginn des 20. Jahrhunderts in eine Irrenanstalt in Clifton, Virginia eingewiesen, nachdem er seine Familie an einem Ostersonntag ermordet hat, während er ein Hasenkostüm trug.

Als die Irrenanstalt 1904 jedoch geschlossen wurde, sollten die Insassen in eine andere Anstalt verlegt werden. Bei dem Transport verunglückte einer der Busse jedoch am Colchester Overpass – der späteren Bunny Man Bridge.

Die meisten Leute starben bei dem Unfall, während es zehn Insassen – darunter auch Douglas J. Grifon – schafften, zu entkommen. Je nach Version wurden acht oder neun von ihnen von Suchtrupps aufgespürt. Douglas J. Grifon bliebt jedoch verschollen.

In den folgenden Wochen wurden immer wieder gehäutete, halb gegessene Tierkadaver gefunden, die in den Bäumen hingen, woraufhin weitere Suchtrupps losgeschickt wurden.

Sie fanden jedoch nur einen Mann namens Marcus Wallster – je nach Version ein Unbeteiligter oder der zweite vermisste Insasse. Er war genau wie die Hasen gehäutet, ausgeweidet und zum Teil gegessen worden, bevor er in einen der Bäume gehängt wurde. Von Douglas J. Grifon fehlte weiterhin jede Spur.

Je nach Geschichte hat die Polizei Grifon entweder nie gefunden oder ihn schließlich am Colchester Overpass, wo auch der Bus verunglückt war, aufgespürt. Sie schafften es jedoch nicht, ihn zu verhaften, da er auf die Gleise rannte, wo er von einem Zug erfasst wurde. Es heißt, dass er dabei wie verrückt gelacht habe. In manchen Versionen soll sein Lachen sogar noch zu hören gewesen sein, als der Zug ihn bereits erwischt hatte.

Seitdem sollen in der Gegend angeblich immer wieder verstümmelte Tierkadaver oder sogar menschliche Opfer gefunden worden sein, die nahe der Bunny Man Bridge in den Bäumen oder an der Brücke selbst hingen.

Einige Leute behaupten sogar, man könne in manchen Nächten eine schattenhafte Gestalt unter der Brücke sehen.

Inzwischen wurde diese Variante als falsch entlarvt. Zum einen gab es Anfang des 20. Jahrhunderts keine Irrenanstalt in Clifton, zum anderen wurde der Colchester Overpass erst 1906 gebaut.

Was tatsächlich geschah:

Die urbane Legende des Bunny Man entstand erst in den 1970er Jahren. Damals gab es zwei Polizeieinsätze, die die Legende inspiriert haben.

1970 war ein Ehepaar zu Besuch bei einem Verwandten in Burke, Virginia. Das Paar saß nachts im stehenden Auto, als plötzlich ein Mann mit einem Beil aufgetaucht war. Er beschuldigte die beiden, dass sie sich unbefugt auf dem Grundstück befänden, bevor er sein Beil durch eines der geschlossenen Autofenster warf. Das Paar blieb unverletzt, doch der Mann konnte fliehen. Das Einzige, was man von ihm fand, war das Beil, das im Auto am Boden lag. Der Polizei erzählte der Mann schließlich, dass der Täter weiß gekleidet war und Hasenohren auf dem Kopf trug, während die Frau der Meinung war, dass es auch eine weiße Kapuze hätte sein können.

Der zweite Vorfall ereignete sich ebenfalls in Burke etwa zwei Wochen später. Ein Wachmann ertappte einen als Hasen verkleideten Mann mit einem Beil auf der Veranda eines noch unbewohnten Neubaus. Als der Verkleidete den Wachmann sah, beschuldigte er ihn, sich unbefugt auf dem Grundstück zu befinden und drohte, ihm den Schädel einzuschlagen, bevor er begann, mit seinem Beil auf einen der Verandapfosten einzuhacken.

Als der Wachmann zu seinem Auto rannte, um eine Waffe zu holen, rannte der Verkleidete in einen nahegelegenen Wald. Wieder konnte er fliehen.

Nach den beiden Vorfällen gab es in kurzer Zeit insgesamt über 50 weitere Sichtungen des Bunny Man in Virginia, die jedoch nicht belegt werden konnten. Der Täter wurde nie gefasst.

Kurz darauf begannen die Leute – hauptsächlich Jugendliche – die urbane Legende des Bunny Man zu erzählen.


Was haltet ihr von dem Bunny Man? Kann es wirklich der Geist eines Verrückten oder Mörders sein? Ist an der „Bunny Man Bridge“ überhaupt etwas dran? Oder denkt ihr, dass es nur ein Mensch in einem Hasenkostüm war, der zu der Entstehung der Legende geführt hat? Schreibt es in die Kommentare!

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6 Kommentare

    • Jeremie Michels schreibt:

      Da hast du natürlich völlig recht. Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht! ^^

      Es ist jedenfalls wirklich sehr unwahrscheinlich, dass an der Sache mit der Irrenanstalt irgendetwas dran ist. Die Geschichte passt vorne und hinten nicht. 🤔

  1. Monika schreibt:

    Die Geschichte ist gut geschrieben. Leider kann ich mit der Legende nicht wirklich was anfangen.

    Zu den Fragen:
    ~Was haltet ihr von dem Bunny Man? Kann es wirklich der Geist eines Verrückten oder Mörders sein?
    Nicht viel, da ich Legenden, die Menschen missbrauchen könnten um anderen, unbehelligt, Schaden zuzufügen, nicht wirklich mag und eher Geschichten zu Wesen bevorzuge, die etwas überirdisches an sich haben und nicht so was „banales“ wie den Geist eines Verrückten und/oder Serienmörders.

    ~Ist an der „Bunny Man Bridge“ überhaupt etwas dran? Oder denkt ihr, dass es nur ein Mensch in einem Hasenkostüm war, der zu der Entstehung der Legende geführt hat?
    Die Geschichte dahinter – egal, welche davon jetzt richtig ist – wird bestimmt stimmen. (zumindest zum Teil) Vor allem, wenn es diese Brücke wirklich gibt. (Egal, ob sie jetzt so heißt, oder nicht).
    Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, dass die Geschichte durch Camper entstanden ist.

    Liebe Grüße
    Monika

    • Jeremie Michels schreibt:

      Hallo Monika,

      Ich mag an solchen Legenden hauptsächlich den Lagerfeuergeschichten-Flair, da ich es mir schon immer spannend vorgestellt habe, um ein Lagerfeuer zu sitzen und sich Gruselgeschichten zu erzählen. Leider habe ich so etwas noch nie miterlebt. ^^‘

      Das ist zwar reine Spekulation, aber ich denke, dass es den Verrückten im Hasenkostüm wirklich gab, der tatsächliche Bunny Man aber erst – wie du ja schon gesagt hat – durch Camper entstanden ist. Lagerfeuergeschichten sind schließlich eine sehr häufige Verbreitungsart von Legenden. ^^

      Gruß
      Jeremie

      • Monika schreibt:

        Ich selbst habe immer nur im Garten „gecampt“. XD

        Meine Schwester war einmal wirklich mit Freunden campen. Zwar nicht in einem Wald, sondern irgendwo auf einem Feld, aber mit Zelt und Lagerfeuer.
        Leider weiß ich nicht, ob sie sich da Gruselgeschichten erzählt haben.

        So ne Art Lagerfeuer machen ich eigentlich nur einmal im Jahr mit meinen Verwandten. Aber dabei erzählen wir uns keine Gruselgeschichten, sondern reden über lustige Dinge, die im Alltag passiert sind.

        Was mir übrigens kurz nen Schauer über den Rücken gejagt hat, war das Bild der Bunny Man Bridge und die Tatsache, dass man sie sogar bei Google Maps findet.^^°

        Liebe Grüße

        • Jeremie Michels schreibt:

          Jaa, im Garten haben wir auch gecampt, als wir noch klein waren. Mein Bruder und ich haben uns damals aber sehr häufig gezankt, weswegen es meist frühzeitig abgebrochen wurde … xD

          Wir hatten mal eine kleine Grillhütte, in der wir häufiger ums Feuer saßen. Ansonsten hab ich als Kind mal ab und an Stockbrot gemacht, aber für Gruselgeschichten waren wir wohl noch zu jung. ^^

          Es gibt schon gruselige Bilder von der Brücke. Besonders die im halbdunklen, wo man die Silhouette eines Hasenkostüms sieht, finde ich super! 😀

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