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Trolle (Mythologie) Bild von Jeremie Michels. Das Bild zeigt einen Troll mit großer Nase, grauen Augen, einem aus dem Mund ragenden Zahn, Glatze, einem dicken Bauch und einem Lendenschurz. Er hat einen leicht dümmlichen Gesichtsausdruck, während er sich mit der rechten Hand an der Schläfe kratzt.
Troll (2021)

Trolle (Mythologie)

Die Trolle der nordischen Mythologie sind ein Thema, vor dem ich mich bisher gedrückt habe, weil die Recherche sehr umfangreich ist. Da ich aber ein großer Fan von Skandinavien bin, habe ich mich jetzt entschieden, den Beitrag endlich zu schreiben.

Außerdem habe ich mich – wie bereits angekündigt –, dazu entschlossen, aus Zeitgründen nur noch jeden zweiten Montag ein Beitrag hochzuladen. Dafür werde ich dann endlich wieder Zeit haben, an meinem Buch zu arbeiten.

Die Geschichte:

„Bist du sicher, dass wir nicht lieber umkehren sollten?“, fragte ich, als Maja zum dritten Mal die Karte in ihren Händen hin- und herdrehte.

Sie nahm die Taschenlampe aus dem Mund und leuchtete mir ins Gesicht. „Stine, du wolltest mir doch nicht glauben, dass ich als Kind einen echten Troll gesehen habe“, erwiderte sie schnippisch. „Außerdem sind wir fast da. Es muss hier irgendwo sein.“

Unwohl sah ich mich um, während ich meine pinke Jacke enger um mich schlang. Es war stockdunkel. Ohne unsere Taschenlampen hätten wir wohl nichts als die zahlreichen Sterne am Himmel gesehen. Die Berge hätte man maximal erahnen können. Wieso hatte Maja sich nicht wenigstens eine Vollmondnacht für ihr kleines Abenteuer ausgesucht?

Ihr mochte es vielleicht nichts ausmachen, sich die halbe Nacht durch die Berge zu schlagen. Sie war für so etwas geboren, hatte als Kind schon immer nur Forscherin oder Kriegerin spielen wollen. Ich hingegen war eher ein Mädchen für Nagellack und Glitzerzeug. Ich brauchte keine Nachtwanderung durch die dunklen Berge, um einen Kick zu bekommen. Ein Shoppingtrip hätte mir völlig gereicht.

Aber vielleicht sollte ich erst einmal erzählen, wie ich in diese Situation gekommen war. Es hatte alles mit einem Streit begonnen. Maja, meine Mitbewohnerin, hatte mir beim Frühstück vor der Uni erzählt, wie sie früher mit ihrem Vater häufig in den Bergen war. Bei einer Nachtwanderung hätten die beiden sogar einmal einen echten, lebenden Troll gesehen. Ich glaubte ihr natürlich kein Wort. Trolle gab es nur in Märchen, Kindergeschichten und Filmen. Hätte jemals jemand einen echten Troll gesehen, hätte es davon bestimmt Bilder auf Instagram gegeben.

Maja hingegen war von ihrer angeblichen Begegnung so überzeugt, dass sie mich keine Woche später nachts mit in die Berge nehmen wollte, um es mir zu beweisen.

Sie war wie besessen von der Idee. Einen Tag, nachdem ich meine Bedenken geäußert hatte, dass wir uns im Dunklen verirren könnte, hatte sie mir eine Signalpistole auf den Tisch gelegt. Die fallen unter das Waffengesetz! Sie nahm das Thema jedenfalls sehr ernst. Und so bin ich schließlich eingeknickt.

Inzwischen war ich mir trotz Signalpistole in meinem Rucksack jedoch ganz und gar nicht mehr sicher, ob das so eine gute Idee war. Obwohl Maja mir versichert hatte, dass sie sich in den Bergen auskenne, irrten wir bereits seit über einer halben Stunde umher.

„Lass uns einfach wieder gehen. Bitte“, flehte ich. „Hier sind keine Trolle.“

Maja warf mir einen giftigen Blick zu.

Ich rollte bloß mit den Augen. Ohne weiter darüber nachzudenken, legte ich die Hände um den Mund und brüllte aus voller Lunge: „Hallooo? Ist hier irgendwo ein Troll? Dann soll er bitte herkommen!“

Stille.

„Siehst du? Hier sind keine Trolle“, sagte ich schließlich.

Wieder ein giftiger Blick. Dann machte Maja plötzlich große Augen.

Ein seltsamer Gestank breitete sich um uns herum aus.

„Riechst du das?“, zischte Maja mir zu.

Es stank wie eine ganze Fußballmannschaft nach einem Spiel im Hochsommer. Wie sollte ich das nicht riechen?

„Damals hat es genauso gestunken!“

Ich starrte sie ungläubig an. Konnte an ihrer Trollgeschichte doch etwas dran sein?

Vorsichtshalber schaltete ich die Taschenlampe aus und versteckte mich in einem Gebüsch.

Im Schein von Majas Lampe konnte ich jetzt sehen, wie sie triumphierend grinste. Sie machte keine Anstalten, sich zu verstecken. „Glaubst du immer noch, dass ich mir alles eingebildet habe? Außerdem bringt Verstecken nichts. Trolle können dich riechen. Wenn du ihnen entkommen willst, wirst du sie schon austricksen m-“

„Mit wem redest du?“, unterbrach sie eine grobe Stimme. Sie war sehr tief und klang, als würde ein Mann betont dümmlich sprechen.

Erschrocken drehte Maja sich um. Sie leuchtete das Wesen direkt an.

Ich blieb mit offenem Mund völlig reglos im Busch sitzen. Das was dort vor Maja stand, war ein Troll. Anders konnte man es nicht nennen. Es traf genau auf die Beschreibung zu, die Maja mir gegeben hatte: große, knollige Nase, hässlich und mit unintelligentem Gesicht. Davon abgesehen sah er fast wie ein Mensch aus – ein mehrere Meter großer Mensch.

„I-ich …“, stammelte Maja. Dann schien sie sich wieder zu fassen. „Na mit dir“, antwortete sie frech.

„Du redest mit mir?“, fragte der Troll.

„Ja, wir reden doch gerade miteinander, oder?“, erwiderte Maja gelassen.

Der Troll kratzte sich nachdenklich am Kopf.

„J-ja“, sagte er leicht verwirrt.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte Maja nur so ruhig bleiben? Hatte sie mir nicht neulich noch erzählt, dass Trolle Menschen fressen?!

„Aber warum rede ich mit dir?“, dachte der Troll laut. „Mama sagt, ich soll nicht mit dem Essen reden.“

Mama? Gab es hier in der Gegend eine ganze Trollfamilie?

„Ach ja? Und machst du immer, was deine Mama dir sagt?“, erwiderte Maja noch immer viel zu entspannt.

Wieder kratzte der Troll sich am Kopf. „Ja, eigentlich schon. Mama ist eine schlaue Frau. Ich sollte dich einfach essen.“

Der Troll bückte sich leicht, als er seine große Hand nach Maja ausstreckte.

„Warte. Warte!“, schrie Maja, während sie zurückwich, endlich mit etwas Panik in ihrer Stimme. „Du solltest mich lieber mit in deine Höhle nehmen und dort kochen. Roh schmecke ich ganz fürchterlich.“

Jetzt fiel ich aus allen Wolken. Was zur Hölle hatte sie vor? So dumm, wie der Troll sich anstellte, hätte es tausend andere Möglichkeiten gegeben, Zeit zu gewinnen. Wieso wollte sie sich von ihm entführen lassen.

Der Troll dachte nicht einmal erst über ihr Angebot nach. Stattdessen klatschte er und sprang voller Vorfreude von einem Bein auf das andere, sodass der Boden bebte. „Oh ja, oder ich brate dich. Ich liebe gebratenen Mensch.“

Dann schnappte er sich Maja und schwang sie über seine Schulter. Sie wehrte sich nicht einmal.

War das irgendeine Art Zauber? Konnten Trolle Menschen gefügig machen? Oder hatte sie einen Plan?

Was es auch war, ich musste hinterher. Ich durfte den Troll nicht mit meiner Mitbewohnerin entkommen lassen.

Ich stolperte mehr, als dass ich rannte. Das Licht von Majas Taschenlampe, die sie immer noch in der Hand hielt, reichte so gerade aus, damit ich die gröbsten Umrisse vor mir erkennen konnte. Zum Glück ging der Troll nicht sonderlich schnell. Sein Gang erinnerte mich eher an die langsame, aber bedrohliche Gangart eines Filmbösewichtes.

Nach ein paar Metern räusperte Maja sich schließlich. Doch anstatt etwas zu sagen, damit der Troll sie gehen ließ, verwirrte sie mich bloß noch mehr.

„Weißt du, Herr Troll, wenn mich jemand suchen sollte, braucht er sich keine Sorgen machen.“

Der Troll blieb verwirrt stehen, um das fast reglose Bündel auf seiner Schulter zu betrachten. „Was? Wieso sollte er sich keine Sorgen machen?“

„Na ja, ich werde doch eh bald von dir gegessen“, erwiderte sie völlig gleichgültig.

„Stimmt.“ Dann ging der Troll entspannt weiter.

War das eine Botschaft für mich gewesen? Es musste eine Botschaft sein. Aber was wollte Maja mir damit sagen? Dass sie einen Plan hatte? Ich wünschte, ich hätte sie fragen können.

Nach einigen weiteren Metern ergriff sie erneut das Wort. „Herr Troll? Stimmt es eigentlich, dass Trolle Gold und Silber sammeln?“

„Heh“, gab der Troll dümmlich von sich. „Alles, was glänzt. Ich habe eine beachtliche Sammlung zu Hause.“

Meine Augen weiteten sich. War das Majas Plan? Wollte sie dem Troll seine Wertsachen stehlen? Dafür würde sie doch nicht ernsthaft ihr Leben aufs Spiel setzen?

„So, wir sind gleich da“, erklärte der Troll.

Noch immer wehrte sich Maja nicht. War sie wirklich so leichtsinnig? Oder stand sie doch unter irgendeinem Zauber?

Inzwischen hatte ich Probleme, dem Troll zu folgen. Der Boden war so uneben und felsig geworden, dass ich mich mehr auf meine Bewegungen, als auf ihn konzentrieren musste. Ich kletterte, rutschte und stolperte langsam voran.

Als der Troll schließlich in einer Felsspalte im Berg verschwand, bemerkte ich es erst daran, dass der Schein von Majas Taschenlampe aus einer großen, aber unauffälligen Höhle kam. Wenn sie ihre Taschenlampe nicht noch in der Hand gehabt hätte, hätte ich sie spätestens jetzt verloren.

Vorsichtig spähte ich in die Höhle. Das Licht wurde immer schwächer.

„Ich glaub, ich grill dich über dem Feuer. Sodass du schön knusprig bist. Mhmmm …“, hallte die tiefe Stimme des Trolls aus der Höhle. Ich hoffte, dass es am Hall lag, dass sie so weit entfernt klang.

Trotzdem wagte ich es nicht, noch mehr Zeit zu verlieren. Schnell schlitterte ich einen kleinen Abhang hinunter. Hoffentlich war der Troll zu abgelenkt, um den Lärm zu bemerken, den ich dabei machte.

Als ich auf das Licht zu rannte, achtete ich darauf, leiser zu sein. Zum Glück war der Troll mit Maja in ein Gespräch vertieft.

„Du solltest mich lieber kochen“, erklärte Maja ruhig. „Gekocht schmecke ich viel besser. Ich warte auch hier, während du das Wasser holst.“

Der Troll schnaubte verächtlich. „Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Bis ich das Wasser den Berg raufgeschleppt habe, ist es Tag. Ich habe keine Lust, mich in Stein zu verwandeln.“

Stimmt. Davon hatte Maja auch erzählt. Wenn ein Troll Sonnenlicht abbekam, verwandelte sich sein ganzer Körper in einen leblosen Felsen. War das ihr Plan?

„N-Na gut, das verstehe ich. Vielleicht möchtest du aber einige Kräuter sammeln, damit du mich etwas würzen kannst?“, schlug Maja vor. Ich merkte, dass ihre Gelassenheit langsam schwand.

„Hm. Nein. Grünzeug verdirbt nur den Geschmack“, erklärte der Troll. Dabei leckte er sich über die Lippen, während er Maja gierig ansah. „Vielleicht sollte ich dich doch roh essen.“

Maja wollte etwas erwidern, doch der Troll hatte bereits nach ihr gepackt. Diesmal wehrte sie sich mit Händen und Füßen.

Er war bereits dabei, sie zu seinem vor seinem vor Speichel triefenden Mund zu führen.

„Nein. Nein!“, kreischte sie. Sie konnte sich nicht befreien!

Ehe ich wusste, was ich tat, sprang ich aus meinem Versteck. „Warte!“

Der Troll sah sich verdutzt um. Es dauerte einen Moment, bis sein Blick auf mich fiel. Ich hatte unterdessen die Signalpistole aus dem Rucksack gekramt und richtete sie auf ihn.

„Noch ein Mensch? Das wird ja ein richtiges Festmahl.“

Jetzt, wo er mir direkt gegenüberstand, die großen Augen auf mich gerichtet, kam er mir noch riesiger vor. Wie der Tannenbaum, der im Winter im Shoppingcenter stand – bloß, dass dieser Tannenbaum sich jeden Moment auf mich stürzen könnte.

„Keinen Schritt weiter!“, brüllte ich leicht hilflos. Ich wusste, dass die Signalpistole den Troll kaum verletzen würde.

Dann ergriff Maja das Wort. „Du solltest besser auf sie hören“, empfahl sie. Sie wirkte wieder gelassener.

Ich sah sie kurz verwirrt an, bis ich meinen Blick wieder möglichst selbstbewusst auf den Troll richtete.

„Das ist eine Sonnenpistole“, erklärte sie.

„Eine S-Sonnenpistole?“, fragte der Troll. Man merkte sofort, dass ihm bereits das Erwähnen der Sonne Angst zu machen schien.

„Stine, schieß doch mal in den Gang da vorne“, sagte Maja.

Aber sie wusste doch, dass ich nur einen Schuss hatte? Andererseits schien sie einen Plan zu haben – ich hoffte nur, dass er besser war, als ihr letzter.

Nach kurzem Zögern und einem bestätigenden Zunicken von Maja, wandte ich mich schließlich dem Gang zu, auf den sie gezeigt hatte. Ich zielte mit der Signalpistole und betätigte den Abzug.

Mit einem Zischen schoss das Signalfeuer in den Gang, wo der Lichtschein sich rasch entfernte. Gleichzeitig hörte ich, wie der Troll ängstlich aufschrie.

Er ließ Maja fallen, die sich sofort wieder aufrichtete. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich den Hintern.

„Ganz recht“, sagte sie leicht gequält. „Meine Freundin hier kann Sonnenlicht verschießen. Willst du etwa, dass der nächste Schuss in deine Richtung geht?“

Der Troll wurde sofort kreidebleich. „N-Nein, bitte!“, flehte er. „Ich will noch nicht sterben!“ Es war erschreckend, wie menschlich seine Emotionen wirkten. Ich hatte fast Mitleid.

„Dann rennst du jetzt sofort aus dieser Höhle“, forderte Maja. „Du wirst dir diese Nacht einen anderen Platz zum Schlafen suchen müssen.“

Das ließ sich der Troll nicht zweimal sagen. Er nahm seine Beine in die die Hand und sprintete ich Richtung Höhleneingang.

Nachdem er weg war, rannte ich sofort zu Maja und schloss sie fest in den Arm. „Verdammt. Ich dachte schon, das war’s mit dir. Lass uns von hier abhauen.“

Doch Maja machte keine Anstalten, mitzukommen. Stattdessen begann sie, sich im Raum umzusehen. „Was meinst du, wo er sein Gold versteckt hat?“

Ich starrte sie mit offenem Mund an. Das konnte nicht ihr Ernst sein.

„Guck nicht so. Der Troll ist weg. Wenn du mit suchst, finden wir es schneller.“

„Wir hätten tot sein können!“, schimpfte ich. Sie war also doch bloß hinter seinem Schatz her. „Ich gehe jetzt. Wenn du noch hierbleiben willst, ist das deine Sache.“

Maja ließ sich davon nicht beirren. Selbst, als ich in Richtung Ausgang ging, in der Hoffnung, dass sie mir leicht beleidigt folgen würde, blieb sie stur.

Kurz, bevor ich die Höhle tatsächlich verließ, blieb ich stehen. Was sollte ich tun? Ich konnte sie nicht einfach zurücklassen. Außerdem würde ich ungern allein durch die dunklen Berge irren. Sollte ich ihr doch beim Suchen helfen?

Plötzlich hörte ich Stimmen von draußen. Fluchtartig rannte ich in einen der Seitentunnel.

„Wenn auch nur eines meiner Goldkettchen weg ist, dann kannst du was erleben!“, schimpfte eine Frauenstimme. Sie erinnerte mich an Donnergrollen.

„J-ja, Mama“, sagte der Troll kleinlaut. Ich erkannte seine dümmliche Stimme sofort wieder.

„Sonnenpistole, so ein Schwachsinn“, schimpfte sie weiter. „Menschen können keine Sonnenstrahlen erschaffen!“

Sie schien jedenfalls deutlich schlauer zu sein, als ihr Sohn. Aber das Schlimmste war, dass ihre Schritte sich schnell näherten. Sie kamen in die Höhle.

In den nächsten Sekunden hielt ich die Luft an. Ich wünschte, ich hätte Maja warnen können. Aber das wäre nicht gegangen, ohne auf mich selbst aufmerksam zu machen oder mit ihr zusammen in der Falle zu sitzen.

Die Schritte waren jetzt fast bei mir. Dann entfernten sie sich wieder – in die Richtung, in der Maja jetzt in der Falle saß.

„Na sowas, wen haben wir denn hier?“, ertönte die Stimme der Trollfrau hallend.

Ich ergriff die Gelegenheit, um aus der Höhle zu fliehen. Draußen angekommen, dachte ich darüber nach, etwas in die Höhle zu brüllen, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Aber was sollte ich dann tun? Ich hatte vorhin schon Probleme gehabt, mit dem Troll mitzuhalten, als er gemütlich gegangen war. Jetzt würden sie rennen. Außerdem waren sie zu zweit.

Schweren Herzens entschloss ich, meine Mitbewohnerin zurückzulassen. Ich rannte bergabwärts, versuchte grob, dem Weg zu folgen, den wir gekommen waren, musste aber irgendwo falsch abgebogen sein. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich durch die Berge geirrt war, bis ich schließlich zu einem Wanderweg kam.

Maja habe ich nie wieder gesehen. Ihren Eltern und der Polizei erzählte ich, sie sei allein in die Berge gefahren. Zu sehr schämte ich mich, dass ich nicht versucht hatte, sie zu retten.

Und so habe ich noch nie jemandem von jener Nacht erzählt – bis heute jedenfalls. Daher hoffe ich, dass ihr euch diese Geschichte zu Herzen nehmt. Vielleicht könnt ihr aus Majas und meinen Fehlern ja etwas lernen.

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Die Legende:

Trolle sind nicht nur ein bekanntes Internetphänomen, sondern auch Teil der nordischen Mythologie. Dort existieren sie schon seit über 1.000 Jahren.

Aussehen:

Die Trolle der nordischen Mythologie können stark in ihrem Aussehen variieren. Einige von ihnen sind groß wie Berge, andere bloß wie sehr große Menschen und wieder andere sehr klein, wie Zwerge. Sie alle sollen jedoch eine verhältnismäßig große Nase und – sofern sie Haare haben – eine wilde, ungepflegte Frisur besitzen.

In früheren Erzählungen waren Trolle noch sehr menschenähnlich. In der Neuzeit haben sie jedoch vermehrt Tiermerkmale wie spitze Ohren, Fell oder Tierschwänze bekommen.

Aber auch die eher menschenähnlichen Trolle können unmenschliche Merkmale wie mehrere Köpfe (in der alten Liedersammlung Edda ist sogar von einem vierköpfigen Troll die Rede), spitze, raubtierartige Zähne, klauenartige Fingernägel oder nur ein Auge besitzen.

Außerdem wird Trollen meist eine außergewöhnliche Hässlichkeit zugeschrieben.

Eigenschaften:

Auch wenn es einige Geschichten über gute oder hilfreiche Trolle gibt, sind die meisten von ihnen bösartig.

Sie fressen für ihr Leben gerne Menschen – besonders Kinder. Dabei haben sie einen sehr guten Geruchssinn, der ihnen bei der Jagd hilft. Zudem sie sind übernatürlich stark und ihre Verletzungen heilen unglaublich schnell.

Trotzdem ist es nicht allzu schwierig, einem Troll zu entkommen. Sie können sich zwar mit Menschen verständigen und unsere Sprache sprechen, sind ansonsten aber sehr dumm.

Man muss sich also nur einen Trick einfallen lassen, um den Troll zu überlisten, oder ihn solange hinhalten, bis die Sonne aufgeht. Es heißt nämlich, dass sich Trolle sofort zu Stein verwandeln, wenn ein Sonnenstrahl sie berührt. Daher sind Trolle ausschließlich nachtaktiv.

Alternativ gibt es einige Erzählungen, die davon berichten, dass Trolle bei Kontakt mit Sonnenlicht zerplatzen. Die Versteinerung ist jedoch deutlich weiter verbreitet.

Es gibt in Skandinavien ganze Gebirge und Berge, die nach Trollen benannt sind. Z. B. heißt der Felsvorsprung „Trolltunga“ in Norwegen übersetzt „Trollzunge“ und soll laut Legende die versteinerte Zunge eines Trolls sein.

Doch nicht immer können sich Trolle einfach überlisten lassen. Einige von ihnen sollen sogar über magische Kräfte verfügen, mit denen sie Lawinen oder Unwetter auslösen können.

Außerdem heißt es, dass Trolle Gold und Silber lieben, weswegen manche Trollhöhlen große Reichtümer bergen.

Um an diese Reichtümer zu gelangen, reicht es jedoch nicht immer aus, einen einzelnen Troll zu überlisten. Denn obwohl viele Trolle allein leben, gibt es auch einige, die sich ihr Zuhause mit ihrer Familie teilen. Und die Trollfamilie wäre nicht sonderlich erfreut, wenn sie einen Menschen in ihrer Höhle bemerken oder herausfinden, dass er eines ihrer Familienmitglieder getötet hat.

Andere Dinge, die man Trollen nachsagt, sind, dass sie sehr naturverbunden seien – teilweise sollen sie sogar bedürftige Tiere und Bäume pflegen – und, dass sie Angst vor Kirchenglocken haben.

Lebensraum/Vorkommen:

Die Trolle der nordischen Mythologie leben sehr abgeschieden. Meist leben sie in Höhlen in Wäldern, den Bergen oder unter der Erde. Seltener bewohnen sie Hütten oder Burgen. Einige von ihnen sollen sogar im Ozean leben.

In anderen Versionen leben sie in Utgard, einer Welt, die fast ausschließlich von Trollen und Riesen bewohnt sein soll.

Ursprung:

Die erste bekannte schriftliche Erwähnung von Trollen stammt aus dem 9. oder 10. Jahrhundert aus den Schilderungen der Skalden. Seither – und wahrscheinlich auch schon davor – wurden Trolle als beliebter Kinderschreck in Skandinavien genutzt.

Im 18. oder 19. Jahrhundert entstand schließlich eine teilweise freundlichere Form des ursprünglich gefürchteten Trolls, als er erstmals als Wesen in Märchen aufgetaucht ist.

Außerdem sorgte J. R. R. Tolkien Anfang des 20. Jahrhundert mit seinem inzwischen weltberühmten Buch „Der Hobbit“, in dem drei Trolle vorkommen, für einen Bekanntheitsschub der Wesen.

Seit 1945, als die Schriftstellerin Tove Jansson die Mumins – freundliche, nilpferdartige Trollwesen – erfunden hat, wurden Trolle zudem vermehrt niedlich dargestellt.

Aber obwohl in den größten Teilen Skandinaviens der Glaube an echte Trolle nur bis ins 19. Jahrhundert andauerte, gibt es auf Island noch heute viele Menschen, die an die Trolle der nordischen Mythologie glauben. Schuld daran könnten u. a. Grýla und ihre Yule Lads sein, um die sich das isländische Weihnachtsfest dreht.


Was haltet ihr von der Geschichte? Ich muss gestehen, dass sie mir persönlich nicht ganz so gut gefällt, aber vielleicht bin ich auch bloß zu selbstkritisch. Wie hättet ihr an Stines Stelle reagiert? Wärt ihr auch weggerannt, um euch in Sicherheit zu bringen, oder hättet ihr versucht, Maja zu retten? Schreibt es in die Kommentare.

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3 Kommentare

  1. Rabbat07 schreibt:

    Ich glaube nicht daß die das weiter helfen würde Lillia😂 Und ich habe tatsächlich was aus der Geschichte gelernt. gehe nie ohne SignalpistoleN nachts in den Wald😁

  2. Lilia schreibt:

    Also ich finde, dass die Geschichte wie immer gut ist und auch wie immer meinen Geschmack trifft. Meine Erwartungen wurden wie immer erfüllt und damit auch schon zur zweiten Frage: Also ich tendiere dazu wegzurennen, aber wenn ich gerade in Laune bin, könnte es mir auch passieren, dass ich das Retten versuche (nicht das ich denke, dass es klappt). Aber ich meine… Wer rennt bitte nicht vor einem Wesen, was groß, gruselig und gemein aussieht weg, vor allem, wenn es gerade sein Essen genießt. XD Also. Vielleicht wie in Harry Potter? mit Ästen versuchen das Teil zu töten?😅

    • Jeremie Michels schreibt:

      Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, wie ich reagieren würde. Wobei du natürlich recht hast: Wer würde da nicht wegrennen? 😅
      Mit einem Stock oder Ast würdest du hingegen wohl nicht weit kommen, dazu sind Trolle zu groß und zu robust. Aber obwohl sie zwar schlauer als ihr Sohn ist, wird die Trollmutter auch nicht gerade für ihre Intelligenz bekannt sein. Ich schätze also mal, dass man mit etwas Überlegung auch sie austricksen könnte – zumindest, wenn man nach den zahlreichen anderen Geschichten über Trolle geht. 🤔

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