Die Yule-Katze ist meine letzte Weihnachtslegende für dieses Jahr. Es geht um das grausame Haustier von Grýla und den Yule Lads.
Außerdem werde ich jetzt erst einmal in eine kurze Winterpause gehen. Ich weiß jedoch noch nicht, ob ich den nächsten Beitrag am 04.01 oder erst am 11.01.2021 veröffentlichen werden.
Bis dahin wünsche ich euch auf jeden Fall trotz der Umstände frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! ^^
Inhalt
Die Geschichte:
Diese Geschichte ist der dritte und letzte Teil des diesjährigen Weihnachts-Specials. Wenn ihr die vorherigen Teile noch nicht kennt, könnt ihr Teil 1 Hier und Teil 2 Hier nachlesen.
Hektisch sprintete ich Grýla nach. Sie durfte Björn und Elva nicht haben! Ich würde das nicht zulassen!
Als ich die Haustür erreichte, schlug mir sofort eisige Luft entgegen. Grýla hatte bereits einen großen Vorsprung. Ich konnte sie nur dank des Schnees erkennen, vor dem sich ihre Silhouette trotz der Dunkelheit deutlich abzeichnete. Der Sack auf ihrem Rücken zappelte …
„Björn! Elva!“, kreischte ich ihnen hinterher.
Ohne auch nur daran zu denken, mir meine Schuhe anzuziehen oder eine Jacke überzuwerfen, stürmte ich in meinem Nachthemd nach draußen. Der Schnee unter meinen nackten Füßen war eiskalt. Eine Kälte, die sich schnell in meinen Beinen und dann meinem restlichen Körper ausbreitete. Ich ignorierte es.
Aber obwohl ich so schnell sprintete, wie ich konnte, wurde Grýla in der Ferne kleiner und kleiner. Als sie schließlich den Wald erreichte, der mein Haus und die Farm meines Nachbarn von der Stadt trennte, war ihre Silhouette im Schatten der Bäume verschwunden. Trotzdem gab ich nicht auf. Ich konnte noch immer deutlich ihre Fußabdrücke sehen, die sich vor mir im Schnee abzeichneten!
Normalerweise bereitete mir der Wald nachts ein mulmiges Gefühl. Ich wusste zwar, dass es in Island keine gefährlichen Tiere gab, doch die Bäume, die mit ihren kahlen Ästen nach mir zu greifen schienen und die Dunkelheit, die sich um mich herum ausbreitete, erfüllten mich sonst immer mit Unbehagen. Heute war es jedoch anders. Heute galten all meine Gedanken Björn und Elva.
Was, wenn ich sie nicht einholte? Was, wenn Grýla sie tatsächlich zu Suppe verarbeitete? Wie sollte ich das Stéfan sagen? Ich könnte meinem Bruder nicht mehr in die Augen sehen, wenn seiner Tochter unter meiner Aufsicht etwas zustieß …
„Nein!“, sagte ich laut. Ich durfte so nicht denken! Noch sah ich Grýlas Fußspuren im Schnee – und solange es weiterhin wenig schneite, würde sich das nicht so bald ändern. Wenn es sein musste, würde ich sie bis in ihre Höhle verfolgen!
Als ich das Waldstück verließ, hatte sich ein schmerzhaftes Stechen in meiner Seite ausgebreitet. Ich verlangsamte meine Schritte. Nicht wegen der Schmerzen oder weil mein Herz so schnell raste, dass das Pochen die meisten Geräusche um mich herum übertönte. Nein. Ich stand vor einem ganz anderen Problem …
Geschockt ließ ich meinen Blick über die Häuser vor mir wandern. Grýla war direkt in die Stadt gelaufen. Das wäre an sich kein Problem gewesen – auf den ebenen Gehwegen und Straßen wäre ich sicherlich schneller und besser vorangekommen –, doch in der Stadt wurde gestreut. Während ich bis hier Grýlas Fußabdrücke noch deutlich sehen konnte, lag jetzt nichts als Asphalt und Pflastersteine vor mir.
„Nein … Nein!“, stammelte ich.
Als ich meinen ersten Schritt auf den kalten Stein tat, entfuhrt mir ein leiser Schmerzensschrei. Entsetzt starrte ich auf meine Füße. Sie bluteten – wahrscheinlich hatte ich sie mir im Wald an den Steinen, Wurzeln und spitzen Stöcken aufgerissen. Der Fußnagel meines rechten kleinen Zehs hatte sich halb gelöst …
Wären meine Beine durch die Kälte nicht so gut wie abgestorben, hätte ich wohl keinen weiteren Schritt gehen können, ohne zusammenzubrechen. Aber ich durfte mich nicht von dem Salz auf den Wegen ablenken lassen. Ich hatte wichtigere Probleme: Ich musste Björn und Elva finden. Doch wo sollte ich hingehen? Woher sollte ich wissen, in welche Richtung Grýla gegangen war? Wollte sie noch mehr unartige Kinder entführen oder lag die Stadt bloß auf ihrem Nachhauseweg?
Nachdem ich einige Sekunden ziellos durch die Stadt geirrt war, erreichte ich eine Kreuzung. Drei Straßen, die in völlig unterschiedliche Richtungen führten. Nur eine von ihnen würde mich meinem Sohn und meiner Nichte wieder näher bringen. Doch woher sollte ich wissen, welche?
Hoffnungslosigkeit breitete sich in mir aus.
Ich überlegte, ob ich an einem der Häuser klingeln sollte. Aber selbst, wenn jemand mir mitten in der Nacht die Tür öffnete … Was sollte ich dann sagen? Dass Grýla – eine mythische Trollfrau, an die kein normaler Mensch glaubte – meinen Sohn und meine Nichte entführt hat, weswegen ich in meinem Nachthemd nach draußen gerannt war, um sie im Alleingang zu retten? Ich wusste selbst, wie verrückt das klang. Bevor ich die Bewohner oder die Polizei auch nur ansatzweise von der Wahrheit überzeugen konnte, wäre Grýla über alle Berge.
Aber zu Fuß hatte ich doch auch nicht mehr Chancen. Wenn ich jetzt in die falsche Richtung lief, würde ich mich noch weiter von den Kindern entfernen. Grýla war sowieso schon schneller als ich.
Panisch sah ich mich auf der Kreuzung um. Ich suchte nach irgendeinem Hinweis, der auf Grýla hindeutete. Umgeknickte Äste, ein Stofffetzen, der in einer Hecke oder an einem Gartenzaun hing. Doch da war nichts.
Ich … Ich hatte Björn und Elva verloren. Meinen Sohn. Stéfans Tochter. Unseren Lebenssinn. Meine Sicht begann vor Tränen zu verschwimmen.
„Björn! Elva!“, schrie ich aus voller Lunge.
Während ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, als mein Kopf bereits auf Leerlauf stellen wollte, hallte plötzlich ein Schrei durch die Luft. Ein wütender Schrei. Fast schon unmenschliches Gebrüll. Grýlas Gebrüll. Es musste ihr Gebrüll sein. Selbst in ihrer Stimme lag etwas Hässliches!
Neue Energie – Adrenalin – schoss durch meinen Körper. Noch hatte ich nicht verloren. Ich wusste genau, aus welcher Richtung der Schrei gekommen war!
Ich ignorierte die Schmerzen, die bei jedem Tritt in das Streusalz durch meine wunden Füße fuhren. Stattdessen achtete ich auf alles in meiner Umgebung. Ich achtete auf jede Bewegung, jedes Geräusch: Salz knirschte unter meinen Füßen auf den Steinen. Straßenlaternen surrten. Aber da war noch etwas. Als ich mich einem kleinen Einfamilienhaus mit einer Steinmauer im Vorgarten näherte, war da ein Flüstern. Ganz leise, sodass ich fast dachte, dass ich es mir bloß eingebildet hätte.
„Da kommt wer!“, zischte eine hohe Stimme fast völlig lautlos.
Ich blieb abrupt stehen. „Ist da jemand?“, fragte ich laut.
Plötzlich bewegte sich etwas auf dem Grundstück neben mir. Hinter der niedrigen Mauer lugte ein kleiner Kopf hervor. Ich konnte meinen Augen kaum trauen …
„Björn?“, hauchte ich ungläubig.
Dann streckte auch Elva ihren Kopf hinter der Mauer hervor. „Tante Freyja!“, rief sie aufgeregt, bevor sie an der Mauer vorbei rannte und sich fest an mich drückte.
Björn folgte ihr.
„Wie … wie seid ihr entkommen?“, fragte ich verwirrt.
Elva ließ von mir ab und griff in ihre Schlafanzugtasche, woraufhin sie ein kleines Taschenmesser hervorzog. Ich machte große Augen. Elva hatte das geplant. Sie wusste, dass Björn Angst davor hatte, von Grýla entführt zu werden, weil er dieses Jahr nicht sonderlich artig war. Deswegen hatte sie sich plötzlich so seltsam verhalten, war auf dem Bett gesprungen und hatte mich beleidigt. Sie wollte von Grýla entführt werden, um Björn das Leben zu retten!
Ich schloss Elva noch einmal fest in den Arm. „Danke!“, hauchte ich ihr zu.
Ich wünschte bloß, dass sie mir vorher von ihrem Plan erzählt hätte. Dann hätte ich mir wohl weniger Sorgen machen müssen. Andererseits hatte ich ihr letzte Woche erst verboten, alleine mit einem scharfen Messer zu hantieren, als wir Laufabrauð gebacken hatten …
„M-Mamma?“, stammelte Björn plötzlich. Ich hörte an seiner Tonlage sofort, dass das Zittern in seiner Stimme nicht nur an der Kälte lag.
„Was ist?“, flüsterte ich schnell.
Björn hob den Finger und deutete in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich rechnete bereits damit, dass Grýla wieder aufgetaucht war, weil sie nach den Kindern suchte, als mein Blick auf etwas deutlich Größeres fiel … Es war eine riesige schwarze Katze – die Yule-Katze. Auch das noch …
Die Yule-Katze war das Haustier Grýlas und der Yule Lads … sofern man ein solches Monster überhaupt als Haustier bezeichnen konnte. Ähnlich wie bei ihren Besitzern drehte sich die Legende der Yule-Katze um die Weihnachtszeit. Es hieß, dass sie jeden verschlingen solle, der zu Weihnachten keine neue Kleidung trug.
Aus diesem Grund war Kleidung in Island ein solch beliebtes Weihnachtsgeschenk. Deswegen hatte ich Björn und Elva die neuen Schlafanzüge geschenkt. Wie auch bei Grýla und den Yule-Lads hätte ich jedoch niemals damit gerechnet, dass die Geschichten stimmten.
„K-keine Sorge. Sie tut euch nichts, solange ihr die neuen Schlafanzüge tragt“, versuchte ich Björn und Elva zu beruhigen, während ich sie langsam im Rückwärtsgang weiter die Straße hinauf schob.
„Und was ist mit dir?“, fragte Björn leise.
Ich weitete die Augen. Er hatte recht. Ich trug nichts außer meinem alten Nachthemd. Mein Bruder Stéfan und ich hatten vereinbart, dass wir uns dieses Jahr gegenseitig neue Kleidung schenkten, doch er hatte sich verspätet und würde erst irgendwann diese Nacht ankommen. Ich trug keine schützende neue Kleidung!
Während die LKW-große Katze langsam näherkam, krampfte sich mein Magen zusammen. Es sah aus, als würde die Katze durch eine Miniaturstadt wandern. Gegen diese Bestie hätte ich keine Chance … Doch noch hatte die Yule-Katze uns nicht bemerkt. Wenn wir weiter langsam rückwärts gingen, könnten wir vielleicht …
Die Yule-Katze stoppte in der Bewegung. Sie hob den Kopf und fixierte uns mit ihren Augen. Es war zu spät …
„Mamma. Die Yule-Katze wird mir nichts tun“, erklärte Björn leise, ohne mich anzusehen.
Wozu sagte er mir das?
„Ich möchte also, dass du wegrennst. Mach dir keine Sorgen um mich!“, fuhr er fort.
Als ich realisierte, was er damit sagen wollte, war es zu spät, um ihn aufzuhalten.
„Björn! Nein!“, rief ich ihm nach, doch er rannte bereits auf das Monster zu.
Die Katze beobachtete ihn jetzt. Sie legte die Ohren flach an, während sie einen Buckel machte und ihn anfauchte.
Björn drehte sich zu mir um. Er machte eine wegscheuchende Handbewegung. „Lauft!“, rief er in einem befehlenden Tonfall. Ich hatte meinen Sohn noch nie so mutig gesehen.
Nachdem ich Elva auf den Arm genommen hatte, sprintete ich los. Ich zwang mich, nach vorne zu blicken, damit ich nicht stolperte. Trotzdem wagte ich einen flüchtigen Blick über die Schulter.
Björn sah aus wie ein Spielzeug, wie er dort vor der gigantischen Katze stand. Doch sie hatte ihn noch nicht angegriffen. Sie stand fast reglos da und fauchte nur.
Schließlich schien sie das Interesse zu verlieren und wandte sich ab. Mir fiel ein Stein vom Herzen – jedoch nur, bis die Katze mich mit ihren Augen fixierte …!
„Nein! Hier bin ich!“, schrie Björn und wedelte mit den Armen. Die Katze beachtete ihn nicht, sondern begann, auf mich zu zu rennen.
Nachdem ich um eine Kurve gesprintet war – ich hoffte, irgendwo ein Versteck zu finden, schnell genug wegrennen konnte ich vor der Katze jedenfalls nicht –, sah ich in einiger Entfernung plötzlich zwei Lichter auf der Straße … Scheinwerfer! Doch das Auto hatte bereits einen Blinker gesetzt.
Mit dem freien Arm, der nicht Elva umklammerte, begann ich wie wild zu winken. „Hier! Hilfe! Ich bin hier!“, schrie ich.
Das Licht des Blinkers erlosch. Stattdessen beschleunigte der Wagen und kam direkt auf mich zu, bis er vor mir zum Stehen kam.
Es war ein dunkelblauer Toyota. Ich kannte das Auto! Die Fahrertür öffnete sich.
„O Gott, Freyja! Was ist passiert!?“, fragte Stéfan, als er auch mich und Elva erkannte.
„Wo ist mein Weihnachtsgeschenk?“, rief ich ihm entgegen.
„Auf … auf dem Beifahrersitz“, antwortete er verwirrt. „Was macht ihr hier? Wo ist eure Kleidung?“
Ich antwortete nicht, sondern setzte Elva ab. „Steigt ins Auto!“, befahl ich.
Sowohl Elva als auch mein Bruder kamen der Bitte sofort nach, während ich die Beifahrertür öffnete. Auf dem Sitz lag ein liebevoll verpacktes Geschenk, das ich jetzt achtlos zerriss und den grünen Schal darin – meine Lieblingsfarbe –, hektisch um meinen Hals schlang.
„Verdammt, Freyja! Rede mit mir! Was ist los?“, flehte Stéfan verzweifelt.
Ich musste ihm die Frage nicht beantworten. Die Yule-Katze hatte unsere Straße erreicht.
„Scheiße!“, stieß Stéfan aus, als er sie bemerkte. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass seine Tochter ihn fluchen hörte.
So langsam ich konnte, stieg ich in den Wagen, während die Yule-Katze bedrohlich, fast schon siegessicher auf uns zukam. Ich wusste, dass das Auto mir keinen Schutz bieten würde – nicht, wenn die Legenden stimmten –, aber ich fühlte mich hier trotzdem sicherer.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Stéfan nach dem Autoschlüssel in der Zündung griff.
„Nicht!“, zischte ich ihm zu.
Jetzt, wo ich einen neuen Schal trug, müssten wir eigentlich in Sicherheit sein. Bei Björn, den ich jetzt übrigens aus dem Augenwinkel sehen konnte – er versteckte sich mehr schlecht als recht mit etwas Abstand zur Yule-Katze hinter einer Straßenlaterne –, hatte es schließlich auch geklappt. Sie hatte ihn wegen seines neuen Pyjamas in Ruhe gelassen.
Die Yule-Katze stellte ihre Pfote auf die Motorhaube, sodass sich der Wagen leicht nach vorne neigte. Vier scharfe Krallen bohrten sich in den Lack. Dann senkte sie den Kopf, sodass ich ihre großen Augen direkt durch die Windschutzscheibe sehen konnte. Ihre Pupillen hatten mich noch immer fixiert.
Ich hielt vor Anspannung die Luft an. Wieder begann mein Herzklopfen die Geräusche um mich herum zu übertönen: Bumm bumm, bumm bumm, bumm bumm.
Als die Yule-Katze ein fürchterliches Fauchen von sich gab – ein Speichelfaden zog sich zwischen ihren Zähnen – schloss ich die Augen. Entweder würde es gleich vorbei sein, oder wir waren in Sicherheit.
Doch es passierte nichts. Weder griff die Yule-Katze an, noch merkte ich, dass sie die riesige Pfote wieder von der Motorhaube nahm.
Vorsichtig öffnete ich die Augen. Die Yule-Katze war noch da. Sie starrte noch immer durch die Windschutzscheibe. Doch ihre Augen waren nicht mehr auf mich gerichtet …
„Stéfan?“, fragte ich möglichst ruhig. „Trägst du irgendwelche neue Kleidung?“
Stéfans Atem war kurz und stoßartig, während die Yule-Katze an der Windschutzscheibe schnupperte.
„Stéfan!“, drängte ich etwas energischer.
Mein Bruder hob vorsichtig die Hand und zeigte mir seine Krawatte, die lose um seinen Hals hing.
Erleichtert atmete ich auf. Aber warum verschwand die Yule-Katze dann nicht? Hatte ich irgendetwas nicht bedacht, oder nahm sie sich bloß ihre Zeit, um sicherzugehen, dass es hier nichts mehr zu holen gab?
Als habe sie meine Gedanken gelesen, richtete die Yule-Katze sich auf. Sie nahm die Pfote von der Motorhaube, bevor sie an dem Auto vorbei ging und langsam im Rückspiegel verschwand, als wäre nie etwas gewesen.
Als Björn merkte, dass die Gefahr vorüber war, rannte er zu uns. Doch erst, als er endlich neben Elva auf der Rücksitzbank saß, spürte ich, wie all meine Last von mir abfiel.
Die Schmerzen und die Unterkühlung machten sich langsam bemerkbar. Doch vor allem spürte ich eins: Erleichterung.
Stéfan war hingegen noch immer angespannt. „Was zur Hölle war das?“, fragte er, den Blick weiter in den Rückspiegel gerichtet.
„Das ist eine lange Geschichte …“, erklärte ich. „Ich erzähle dir alles, wenn wir zu Hause sind.“
Bleibt auf dem Neusten Stand und folgt mir auf:
Die Legende:
Die Yule-Katze, eigentlich Jólakötturinn oder Jólaköttur (isländisch für „(die) Weihnachtskatze“), ist eine riesige Monsterkatze der isländischen Sagenwelt.
Es heißt, dass die Yule-Katze das Haustier Grýlas und der Yule Lads sei.
Aussehen:
Meist wird die Yule-Katze als riesige, schwarze Katze bezeichnet, wobei die Farbe in einigen Erzählen auch variieren kann.
Was „riesig“ in diesem Fall bedeutet, ist unklar. So ist sie in manchen Darstellungen nur knapp größer als ein Mensch, während sie andere Male größer als ein Haus oder noch riesiger dargestellt wird.
Abgesehen von der Größe soll sie aber einer normalen Katze relativ ähnlich sehen, wenn auch ihr Blick angsteinflößend sein soll.
Eigenschaften:
Die Yule-Katze soll in den Weihnachtsnächten in isländischen Dörfern und Städten auf die Jagd nach Kindern und Erwachsene gehen. Zum Glück gibt es jedoch eine einfache Möglichkeit, sich gegen sie zu schützen: Sie verschont jeden, der zu Weihnachten ein neues Kleidungsstück trägt.
Aus diesem Grund ist Kleidung in Island ein beliebtes Weihnachtsgeschenk.
Ist man jedoch zu arm, um sich selbst neue Kleidung zu kaufen, und hat keine geschenkt bekommen, ist man der riesenhaften Katze schutzlos ausgeliefert. Sie spürt einen auf, um einen bei lebendigem Leibe zu fressen oder – laut einigen anderen Erzählungen – zu Grýla zu bringen, damit diese einen in ihre Suppe werfen kann.
Eine verharmloste Variante besagt hingegen, dass man weder gekocht, noch gefressen wird. Stattdessen soll die Yule-Katze einem nur den Weihnachtsbraten bzw. das Weihnachtsessen sowie häufig auch die Süßigkeiten und Weihnachtskekse wegfressen.
Trägt man hingegen neue Kleidung, kann es zwar vorkommen, dass die Yule- Katze einem einen gewaltigen Schrecken einjagt, indem sie einen anfaucht, anschließend zieht sie jedoch weiter.
Lebensraum/Vorkommen:
Die Yule-Katze kommt zur Weihnachtszeit in die Dörfer und Städte Islands, um dort Menschen zu jagen.
Wo sie sich die restliche Zeit des Jahres aufhält, ist nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass sie zusammen mit Grýla, den Yule-Lads und Leppalúði in Grýlas Höhle lebt.
Ursprung:
Die Yule-Katze wurde erstmals im 19. Jahrhundert schriftlich erwähnt und könnte somit das jüngste Mitglied von Grýlas Familie sein. Ob an der Aussage, dass sie mündlich bereits deutlich länger existiert haben soll, etwas dran ist, ist unbekannt.
Es wird jedenfalls vermutet, dass die Legende der Yule-Katze zwei Dinge bezwecken sollte:
- Eltern haben ihren Kindern zu Weihnachten oder in der Vorweihnachtszeit damit gedroht, ihnen keine neue Kleidung zu schenken, wenn sie nicht artig waren oder ihre Aufgaben im Haushalt nicht erledigt haben.
- Die Wollarbeiter waren dazu gezwungen, ihre Wolle bis Weihnachten verarbeitet zu haben, damit sie sich aus ihrem Anteil etwas eigenen stricken konnten. Das war zu früheren Zeiten besonders wichtig, weil die Leute auf warme Kleidung angewiesen waren.
Aber auch heute noch ist das Schenken von Kleidung zu Weihnachten eine beliebte Tradition in Island. Auch andere Vorteile – wie z. B., dass in der Zeit häufig Kleidung für Bedürftige gesammelt und gespendet wird, haben sich daraus ergeben.
Der unstillbare Hunger der Yule-Katze hat also auch gute Dinge bewirkt.
So, das war dann auch schon der letzte Teil meines Weihnachts-Specials. Wie hat euch die Geschichte gefallen? Was haltet ihr von der Yule-Katze und der Tradition, zu Weihnachten Kleidung zu verschenken? Schreibt es in die Kommentare!
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Ich finde das Special grandios, so wie alles hier, hier fühlt man sich richtig wohl (abgesehen von den manchmal auftretenden Rückenschauer). Die Tradition ist auch sehr spannend, aber ich würde als yule Katze wohl eher die mit neuer Kleidung fressen, da die alte… Nicht so frisch ist, also dreckiger, in manchen Fällen.
Danke. Es hat mir auch wirklich Spaß gemacht, mal wieder eine längere Geschichte zu schreiben. ^^