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"The Candy Lady – die Legende von Clara Crane"-Zeichnung von Jeremie Michels. Das Bild zeigt einen Acker in Nahaufname. Darin liegen drei blutige Süßigkeitenpapiere. Zwei sind noch um ihren Inhalt gewickelt, das dritte ist offen, sodass man drei blutige Zähne darin erkennen kann.
The Candy Lady – die Legende von Clara Crane (2024)

The Candy Lady – die Legende von Clara Crane

The Candy Lady mag zwar wie eine weibliche Form des Candyman klingen, bei ihr handelt es sich jedoch um eine angebliche Serienmörderin des frühen 20. Jahrhunderts. Trotzdem eignet sich ihre Legende sehr gut, um den herannahenden Oktober einzuleiten. Denn was passt besser zum Gruselmonat, als eine Frau, die Süßigkeiten an Kinder verteilt?

Viel Spaß beim Gruseln!

Triggerwarnungen

– Tod
– Verletzung von Augen
– Tod eines Kindes
– Gewalt gegen Kinder
– Kindesentführung

Die Geschichte:

Es ist das frühe 20. Jahrhundert. Wir befinden uns in Terrell, Texas, einer kleinen verschlafenen Stadt etwa 50 Kilometer außerhalb von Dallas.

Eigentlich war das ein Ort, an dem nur wenig passierte. Die Leute grüßten einander auf den Straßen, man half seinen Nachbarn, wenn sie Hilfe brauchten und wenn doch mal etwas Schlimmeres geschah, ging es selten über einen Streit oder eine Kneipenschlägerei hinaus.

Das war jedoch, bevor The Candy Lady aufgetaucht ist.

Eines Abends lag die kleine Rose in ihrem Zimmer. Ihre Eltern hatten sie bereits ins Bett gebracht und ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Aber trotzdem konnte Rose nicht schlafen.

Das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso sie das leise Geräusch an ihrem Fenster hören konnte. Es machte ihr aber keine Angst. Rose war immerhin schon sechs und glaubte nicht mehr an Monster. Das Geräusch machte sie vielmehr neugierig.

Also schlug sie ihre Bettdecke zurück, schob ihre Beine langsam aus dem Bett und sprang mit einem leisen Klatschen auf ihre Füße. Vorsichtig tapste sie bis zum Fenster. Aber draußen erkannte sie nichts. Es war zu dunkel.

Noch wollte Rose ihr kleines Abenteuer jedoch nicht aufgeben. Sie holte sich einen Stuhl, kletterte hinauf und schob das Fenster ein kleines Stück nach oben. Dabei fiel ihr Blick auf die kleinen eingepackten Karamellstückchen, die auf ihrem Fensterbrett lagen.

Ihre Eltern hatten ihr zwar gesagt, dass sie keine Süßigkeiten von Fremden annehmen solle, aber die Bonbons lagen immerhin bei ihrem Haus, und sie sah ja auch keinen Fremden. Außerdem mochte Rose Karamell wirklich sehr gerne.

Sie zögerte nicht lange, packte das erste Bonbon aus und steckte es sich in den Mund. Genüsslich kaute sie, während sie sich die süße Verlockung auf der Zunge zergehen ließ. Bald steckte sie sich ein zweites Bonbon in den Mund. Und ein drittes.

Nach nur wenigen Minuten waren sie alle aufgegessen. Zurück blieben nur die Süßigkeitenpapiere, auf denen jeweils in kunstvoller Handschrift stand: „von der Candy Lady“.

Rose schloss das Fenster wieder und warf die Papiere in ihren kleinen Mülleimer, ehe sie sich zufrieden zurück ins Bett legte. Es dauerte nicht mehr lange und sie war eingeschlafen.

Wenn ihr jetzt aber denkt, dass die Süßigkeiten vergiftet waren oder irgendetwas sonst mit ihnen nicht stimmte, muss ich euch enttäuschen. Es waren ganz normale, völlig harmlose Karamellbonbons.

Und auch die Bonbons, die in der nächsten Nacht wieder auf dem Fensterbrett auftauchten, waren völlig normaler Karamell. Nur war in dieser Nacht die Nachricht anders, die auf den Papieren geschrieben stand: „Willst du rauskommen und mit mir spielen?“

Und das wollte Rose. Sie hatte nicht viele Freunde, also freute sie sich umso mehr, als diese Frau, die ihr die leckeren Süßigkeiten gegeben hatte, sie zum Spielen einlud.

Also schlich Rose heimlich nach draußen. Sie wurde nie wieder gesehen.

Nach diesem Vorfall häuften sich die Kindesentführungen in Terrell. Niemand wusste, wer dahintersteckte. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die ersten Erwachsenen The Candy Lady auf die Schliche kamen. Vielleicht erzählten einige Kinder von dem Karamell, vielleicht fanden auch einige Eltern die beschrifteten Süßigkeitenpapiere. Aber wie auch immer sie auf The Candy Lady aufmerksam wurden, sie hatten schnell jemanden Bestimmtes als Täterin in Verdacht: eine Frau namens Clara Crane.

Clara Crane hatte selbst einst in Terrell gewohnt. Bis 1893 lebte sie glücklich mit ihrem Ehemann Leonard Gilbert Crane und ihrer gemeinsamen Tochter Marcy Crane auf ihrer Farm.

Das alles änderte sich jedoch, als die fünfjährige Marcy bei einem Unfall auf einem der Felder ums Leben kam. Von jenem Tag an wurde Clara von Trauer zerfressen. Als sie dann auch noch herausfinden musste, dass Leonard, der zur Zeit des Unfalls auf Marcy aufpassen sollte, betrunken gewesen war, soll sie zu einer verbitterten Frau geworden sein. Sie entwickelte eine stille Wut auf ihren Ehemann. Und als die Wut Claras Herz fast zum Zerbersten brachte, entschied sie, Leonard umzubringen.

Sie machte ihm Karamellbonbons, die ihr Mann so gerne aß, und versetzte sie mit einem tödlichen Gift. Nach ein paar Bonbons und einigen qualvollen Minuten versagten schließlich seine Organe. Leonard starb, Clara um Hilfe anflehend, während sie bloß danebenstand und ihn mit kalten Augen ansah.

Bereits am nächsten Tag entdeckte man ihr grausames Verbrechen. Eine Nachbarin bemerkte, wie aufgewühlt, fast schon wahnsinnig Clara am nächsten Tag wirkte. Aus Sorge, dass etwas passiert sei, holte sie Fred Springer, den örtlichen Sheriff zur Hilfe. Als er sich Clara jedoch nähert, griff sie ihn plötzlich an. Er überwältigte sie und entdeckte kurz darauf Leonards Leiche.

Bei dem Prozess, der daraufhin folgte, erklärte man Clara Crane für wahnsinnig. Sie wurde in das North Texas Lunatic Asylum eingewiesen, wo sie den Rest ihres Lebens bleiben sollte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Denn obwohl Clara eindeutig nicht ganz bei Verstand war – sie bastelte sich zum Beispiel eine Puppe aus zerrissenen Bettbezügen, nannte sie Marcy und behandelte sie wie ihre Tochter – wurde sie als ungefährlich eingestuft.

Clara wirkte emotional stabil, war wieder ein vergleichsweise glücklicher Mensch geworden. Außerdem hatte sie nie wieder jemanden angegriffen. Und so entschied man kurzerhand, dass sie zu den Patienten gehören sollte, die man 1899 entließ, weil die Heilanstalt hoffnungslos überfüllt war.

Kurz darauf verschwand Clara von der Bildfläche, vier Jahre, bevor Rose von der Candy Lady entführt wurde.

Niemand in der Stadt hatte den schrecklichen Mord an Leonard je vergessen. Nachdem man erfahren hatte, dass die vermissten Kinder mit Karamellbonbons aus den Häusern gelockt wurden, war man sich in Terrell ziemlich schnell einig, dass The Candy Lady niemand anderes sein könne als die spurlos verschwundene Clara Crane.

Als dann auch noch ein Farmer mehrere blutige Süßigkeitenpapiere in seinem Acker fand, in die kleine menschliche Zähne, wahrscheinlich die der vermissten Kinder, eingewickelt waren, begann eine wahre Hexenjagd auf Clara Crane. Die Leute suchten überall nach ihr, in den Wäldern, auf ihrem alten Grundstück, sogar in den Feldern und Gräben, aber Clara blieb verschwunden.

Und auch der Sheriff beteiligte sich an der Suche. Er schien jedoch der Einzige gewesen zu sein, der der Candy Lady gefährlich nahegekommen war. Zumindest verschwand auch er, bis man wenige Tage später seine Leiche in einem Graben fand. Gabeln steckten in seinen Augäpfeln und seine Taschen waren über und über vollgestopft mit Karamellbonbons.

Danach endeten die mysteriösen Entführungen plötzlich. Es kehrte allmählich wieder Ruhe in Terrell ein. Clara Crane, die Candy Lady, wurde nie wieder gesehen. Und auch von den vermissten Kindern fehlt bis auf die gefundenen Zähne bis heute jede Spur.

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Die Legende:

The Candy Lady (englisch für „Die Süßigkeitendame“) ist eine urbane Legende aus Texas, USA. Sie handelt von einer angeblichen Serienmörderin, die Anfang des 20. Jahrhunderts hauptsächlich Kinder entführt oder ermordet haben soll. Ihr Erkennungszeichen waren Süßigkeiten.

Täter:

Bei der Täterin handelte es sich der Legende nach um eine Frau namens Clara Crane, die 1871 geboren worden sein soll.

Über ihr Aussehen ist nicht viel bekannt, wenn man von einem Bild absieht, das in Verbindung mit ihr im Internet kursiert. Darauf ist eine elegant gekleidete junge Frau mit dunkelblonden oder braunen Haaren zu sehen.

Ablauf:

Clara Crane soll die Ehefrau des Farmers Leonard Gilbert Crane gewesen sein. Die beiden hatten eine gemeinsame Tochter, Marcella „Marcy“ Crane.

Als Marcella fünf Jahre alt war, geriet sie 1893 in einen tödlichen Unfall auf dem Feld, während ihr Vater auf sie aufpassen sollte. Angeblich soll er währenddessen betrunken gewesen sein.

Es heißt, dass Clara ihrem Ehemann die Schuld an Marcellas Tod gab, weshalb sie ihn schließlich zwei Jahre später mit vergiftetem Karamell umgebracht haben soll.

Daraufhin wurde Clara in das North Texas Lunatic Asylum (englisch für „Nord-Texas Irrenanstalt“), inzwischen bekannt als Terrell State Hospital, eingewiesen, aus dem sie jedoch bereits 1899 wegen Überfüllung wieder entlassen wurde. Danach verschwand sie von der Bildfläche.

Als jedoch ab dem Jahr 1903 Kinder in der Gegend verschwanden, fiel bald der Verdacht auf Clara Crane.

Der Legende nach soll sie nachts Süßigkeiten an die Fenster der Kinder gelegt haben und auf dem Süßigkeitenpapier mit „from the Candy Lady“ („von der Süßigkeitendame“) unterschrieben haben. Wenn die Kinder die Süßigkeiten angenommen haben, bekamen sie bald noch mehr Süßigkeiten mit der Nachricht, ob sie nicht spielen kommen wollten. Die Kinder, die dieses Angebot annahmen, wurden nie wieder gesehen.

Schließlich kamen die Erwachsenen „the Candy Lady“ auf die Schliche – entweder, weil jemand das Süßigkeitenpapier entdeckte oder weil die Kinder älter wurden und schließlich von den Süßigkeiten erzählten.

Außerdem fand ein Farmer lose Kinderzähne in seinem Feld. In einigen Versionen sollen sie sogar in Süßigkeitenpapier eingewickelt gewesen sein.

Daraufhin machte sich der örtliche Sheriff auf the Candy Lady bzw. die unauffindbare Clara Crane zu suchen. Bei der Suche verschwand jedoch auch er.

Im Gegensatz zu den Kindern fand man die Leiche des Sheriffs jedoch einige Tage später. Ihm steckten zwei Gabeln in den Augen und seine Taschen waren mit Süßigkeiten vollgestopft.

Daraufhin sollen die Kindesentführungen je nach Version entweder plötzlich aufgehört haben oder sie dauern bis heute an.

Ein weiteres Detail, das ich lediglich in einigen Versionen gefunden habe, ist eine Puppe, die Clara Crane sich in der Irrenanstalt aus zerrissenen Bettbezügen gebastelt haben soll. Sie hätte nachts mit ihr gesprochen und ihr vorgesungen. Außerdem soll sie sie Marcy genannt haben, was der Spitzname ihrer Tochter war.

In einem Brief, den sie angeblich ihrer Schwester kurz vor ihrer Entlassung geschrieben habe, drückte sie ihre und Marcys Freude aus, dass sie bald nach Hause könnten.

Ort des Geschehens:

Die Farm von Clara Crane soll in Terrell, einer kleinen Stadt in Texas, USA gestanden haben. In Terrell sollen auch die Morde und Entführungen passiert sein.

Ursprung:

Die Suche nach dem Ursprung der Legende von The Candy Lady hat sich als äußerst schwierig ergeben. So habe ich weder einen Hinweis darauf gefunden, von wann die Legende stammt, noch dass Clara Crane tatsächlich gelebt haben soll.

Zwar gibt es das vermeintliche Foto von ihr, aber auch hier hat mich die Reverse Image Search lediglich auf weitere Seiten geführt, die die Legende behandeln. Einen anderen Ursprung oder Namen, um wen es sich auf dem Bild handeln könnte, kam dabei nicht heraus.

Außerdem kursiert im Internet ein angeblicher Zeitungsartikel von 1895, der von Clara Crane berichtet, nachdem sie ihrem Ehemann ermordet hat.

Aber auch hier muss ich sagen, dass der Artikel wahrscheinlich gefälscht ist. Ich habe schon unzählige alte Zeitungsartikel für meinen Blog durchforstet. Keiner von ihnen war auch nur ansatzweise so sauber und makellos wie der Artikel über Clara Crane, nicht einmal die Artikel, die nur 30, 40 oder 50 Jahre alt waren.

Eine Quelle gab sogar an, dass der Artikel damals im Terrell Tribune abgedruckt gewesen sei. Nur leider gab es den Terrell Tribune 1895 noch gar nicht. Selbst der Vorgänger, der Terrell Daily Tribune, veröffentlichte seine Erstausgabe erst 1916.

Meiner Einschätzung nach handelt es sich bei Clara Crane also um eine rein fiktive Person. Andererseits haben die meisten Legenden einen wahren Kern. Also wer weiß, vielleicht gab es die Serienmörderin oder Entführerin the Candy Lady ja tatsächlich.

The Candy Lady in der Popkultur:

Auch wenn the Candy Lady eher zu den unbekannteren Legenden gehört, gibt es tatsächlich ein Videospiel, Witchkin von 2018, das auf der Legende basiert. Darin begebt ihr euch in den 1920ern auf der Suche nach eurer vermissten Schwester in ein verlassenes Farmhaus in Texas, wo ihr von der Candy Lady und einigen Spielzeugen, ihren „Kindern“, gejagt werdet.

Außerdem ist zurzeit ein Kurzfilm über The Candy Lady in Arbeit, der angeblich diesen Herbst herauskommen soll (den Teaser findet ihr Hier). Ich bin gespannt.

Was haltet ihr von der Candy Lady? Kanntet ihr die Legende bereits? Und glaubt ihr, dass es Clara Crane wirklich gegeben haben könnte? Schreibt es in die Kommentare!

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2 Kommentare

  1. RosesReallySmellLikePooPoo schreibt:

    Toller Tipp mit dem Spiel, da muss ich direkt mal nachschauen!
    Und mal wieder ein riesengroßes Dankeschön für deine wunderbare Geschichte.
    Ich finde auch deine Aussage sehr spannend, dass du der Meinung bist, dass der Zeitungsartikel gefälscht ist und aus welchen Gründen du denkst, dass es so ist.

    • Jeremie Michels schreibt:

      Ich habe das Spiel leider (noch) nicht gespielt, daher kann ich nicht sagen, wie gut es ist, aber ich bin sehr gespannt. ^^
      (Solltest du es spielen, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen, wie du es fandest! 😄)

      Normalerweise halte ich meine Meinung (gerade bei dem Ursprung) zurück, weil ich möchte, dass ihr euch eine eigene Meinung bildet. Aber weil ich nicht davon ausgehe, dass die meisten Leute sich mit alten Zeitungsartikeln auskennen, wollte ich es zumindest anmerken. 🤔

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