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Candyman – sag nicht seinen Namen!

Candyman ist ein Geist einer urbanen Legende, den man angeblich durch ein einfaches Ritual rufen kann. Warum ihr das auf keinen Fall tun solltet, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Außerdem möchte ich noch kurz mitteilen, dass der nächste Beitrag nicht erst in zwei Wochen, sondern in Form des Halloween-Specials bereits nächste Woche kommt. Und ich verrate so viel: Dass ich für diesen Beitrag vier Charaktere aus meinem Roman (darunter die Hauptperson Luna) ausgewählt habe, war nicht ganz zufällig. ^^

Viel Spaß beim Gruseln!

Triggerwarnungen

– Tod
– angedeuteter Rassismus

Die Geschichte:

Es war die Nacht des 31. Oktobers: Halloween. Und obwohl ich mir seit meiner Kindheit nichts mehr aus diesem Datum gemacht hatte, saß ich dieses Jahr zusammen mit drei anderen Mädchen in einem Kreis auf dem Boden und lauschte ihren Gruselgeschichten. Und das, obwohl ich Horror bisher nie wirklich mochte.

Angefangen hatte alles mit meinem Umzug vor wenigen Monaten. Ich wohnte jetzt in einer neuen Stadt, ging auf eine neue Schule, hatte neue Freunde. Wobei ich dazu sagen sollte, dass es keine „alten Freunde“ gab. Vor dem Umzug war ich eine Außenseiterin gewesen. Ich hatte mit Mobbing zu kämpfen gehabt, hasste die Zeit in der Schule und verbrachte meine Freizeit hauptsächlich allein mit meinem Zeichenblock und allerlei Büchern.

Nach meinem Umzug hatte sich das zum Glück geändert. Natalie, Lisa und Jenny – drei Mädchen aus meiner Klasse – hatten mich aufgenommen, als hätte ich schon immer zu ihrer kleinen Gruppe dazugehört. Früher hätte mich nie jemand gefragt, ob ich mit ihm oder ihr auf eine Halloweenparty gehen möchte. Natalie hingegen hatte mir wie selbstverständlich mitgeteilt, dass wir dieses Halloween bei Lisa gemeinsam einen Horrorabend verbringen würden.

Und das taten wir auch. Nachdem wir uns gegen 20 Uhr getroffen hatten, hatten wir zuerst Kürbisse geschnitzt, aus ihren Innereien Kürbissuppe gekocht, sie gemütlich bei einem Horrorfilm – der mir überraschend gut gefiel – gegessen und uns schließlich in einen Kreis auf den Boden gesetzt, um um Punkt Mitternacht mit den Gruselgeschichten anzufangen.

Natalie hatte ihre bereits erzählt. Sie handelte von einem Killer, der sich als gruselige Clownspuppe getarnt hatte und völlig reglos in einem Haus stand, während eine ahnungslose Babysitterin auf die Kinder aufgepasst hatte.

Ich hingegen wurde übersprungen. Da es mein erster Horrorabend war und ich keine Ahnung von Gruselgeschichten hatte, erlaubten die anderen mir, diesmal nur zuzuhören. Eine eigene Geschichte könne ich dann beim nächsten Horrorabend erzählen – und wie ich es verstanden hatte, machten sie diese Abende mehrere Male im Jahr.

„Luna? Alles in Ordnung?“, riss Natalie mich aus meinem Gedanken.

Ich erstarrte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich die ganze Zeit gedankenversunken die Kerzen angestarrt hatte, anstatt Jenny bei ihrer Geschichte zuzuhören. Jetzt hielt sie in ihrer Erzählung inne und sah mich besorgt an. „Wenn es dir zu gruselig wird, sagst du Bescheid, ja?“, fragte sie.

Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Da hatte ich endlich Freunde gefunden, die mir wichtig waren – denen ich wichtig war – und ich schaffte es nicht einmal, ihnen ein paar Minuten zuzuhören. Und das bei einem der Horrorabende, die ihnen so wichtig waren. Das hatten sie mir in den letzten Wochen klar zu verstehen gegeben.

Also schwor ich mir, dass ich es diesen Abend nicht noch einmal verbocken würde, und lächelte sie an. „Danke. Es geht schon“, sagte ich. „Ich bin selbst überrascht, wie sehr mir der Film und die Geschichten gefallen.“

Das entlockte Natalie ein erleichtertes Grinsen. Und auch Jenny lächelte mir aufmunternd zu, ehe sie mit ihrer Geschichte fortfuhr.

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, den Anschluss zu finden. Es war eine Geistergeschichte, soweit verstand ich es, aber wer die Hauptpersonen waren und was sie ausgerechnet nachts in ein verlassenes Haus verschlagen hatte, wurde mir aus dem Kontext nicht sofort klar. Trotzdem war sie spannend erzählt und ich merkte bald, wie ich mich mit den anderen gemeinsam wohlig gruselte.

„Nach jener Nacht wurden die drei Jungen nie wieder gesehen“, beendete Jenny ihre Geschichte. „Aber wenn man nachts an dem Haus vorbeigeht, so heißt es, kann man noch immer ihre Schreie hören.“

Stille legte sich über uns. Trotzdem sah ich aus dem Augenwinkel, wie Natalie schmunzelte. „Das ist das alte Petter-Haus, oder?“, fragte sie schließlich.

Jenny grinste. „Vielleicht hab ich mich etwas von den Gerüchten inspirieren lassen.“

„Moment. Das Haus gibt es wirklich?“, fragte ich überrascht.

Jenny nickte. „Es steht nur zehn Minuten von hier entfernt. Wenn ihr wollt, können wir später hingehen“, schlug sie vor.

Ich schluckte schwer. Zum ersten Mal diesen Abend fühlte ich mich etwas unwohl.

„Viele Gruselgeschichten haben einen wahren Kern“, bestätigte Lisa. „Aber wenn man weiß, was daran echt ist und was nicht, nimmt das den Geschichten häufig den Zauber … oft, aber nicht immer. Das müssen auch die Protagonisten aus meiner Geschichte lernen.“ Lisa warf einen Blick in die Runde. Da niemand protestierte, begann sie zu erzählen.

„Jenny und Natalie erinnern sich bestimmt noch an den Film, den wir beim letzten Horrorabend gesehen haben: Candyman’s Fluch. Und genau davon handelt meine Geschichte – von Candyman. Aber keine Sorge, Luna, du musst den Film nicht kennen, um die Geschichte zu verstehen.

Es war an einem Halloweenabend wie heute, an dem die vier Protagonistinnen sich getroffen hatten, um zusammen Candyman’s Fluch zu sehen. Worum es in dem Film geht, ist nicht wichtig. Ich kann ihn zwar sehr empfehlen, wenn du heute auf den Geschmack gekommen sein solltest, aber das Wichtige ist gerade nur der berüchtigte Candyman. Er ist ein Wesen, der Geist eines schwarzen Mannes, der vor vielen Jahren brutal ermordet wurde, weil er den damals schweren Fehler beging, sich in eine weiße Frau zu verlieben. Man sägte ihm die Hand ab und hetzte einen Schwarm wütender Bienen auf ihn. Er musste völlig zerstochen gewesen sein, als die Insekten ihn tot zurückließen.

Heute, so heißt es, wandelt sein Geist umher. Ganz dem Klischee entsprechend hat er jetzt einen rostigen Haken statt seiner abgesägten rechten Hand. Außerdem ist er immer von den Bienen umgeben, die jetzt in seinem Körper leben. Man sagt, dass er sie nach eigenem Willen kontrollieren kann.

Wie dem auch sei, genau wie in dem Film gibt es auch in der echten Welt ein Ritual, mit dem man den Candyman rufen kann. Man muss sich nur vor einen Spiegel stellen und fünfmal seinen Namen sagen.

Aber keine Sorge, dabei kann überhaupt nichts passieren. Es ist bekannt, dass er nie wirklich existiert hat. Er und seine Hintergrundgeschichte sind reine Fiktion. Und das wussten auch die vier Schülerinnen Nina, Vanessa, Michelle und Luisa.

Sie versprachen sich an ihrem Halloweenabend einen schnellen Kick, einen Adrenalinschub, ohne wirklich in Gefahr zu sein. Es konnte schließlich nicht wirklich etwas passieren, wenn man den Candyman rief. Zumindest dachten sie das.

Also gingen sie gemeinsam ins Badezimmer und stellten sich vor den Spiegel. Sie hielten einander an den Händen, gaben einander ein Gefühl von Sicherheit, das Gewissen, nicht allein zu sein. Dann sprachen sie seinen Namen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Ehe sie fortfuhren, sahen sie einander bedeutungsvoll an. Sie wussten alle, dass es kein Zurück mehr gab, wenn sie seinen Namen noch ein letztes Mal sagten.

Trotzdem hatte niemand von ihnen wirklich Lust, aufzuhören, also wandten sie ihren Blick wieder zum Spiegel und sagten seinen Namen das fünfte Mal: ‚Candyman.‘

Man konnte die Spannung in dem kleinen Badezimmer förmlich schmecken. Voller angespannter Erwartung standen die vier Mädchen da und starrten erwartungsvoll in den Spiegel.

Plötzlich fing die Jüngste von ihnen, Nina, schallend an zu lachen. Das war doch albern. Sie hatte tatsächlich Angst gehabt, dass irgendetwas passieren würde. Aber natürlich geschah nichts. Und so stimmten auch die anderen Mädchen in ihr Gelächter ein.

Ich weiß nicht, ob es wirklich der Candyman war oder etwas anderes. Ein dunkles Wesen, das das Ritual der Mädchen als Tor in unsere Welt genutzt hatte. Jedenfalls ahnten die vier Freundinnen noch nichts von der Präsenz, die fortan im Spiegel auf sie lauerte.

Sie feierten ihre kleine Party weiter, als wäre nichts gewesen. Und für sie wirkte es ja auch so. Bald vergaßen sie, dass sie das Ritual überhaupt durchgeführt hatten. Zumindest, bis am Montag in der Schule eine von ihnen fehlte.

‚Hey, wo ist Luisa?‘, fragte Nina Vanessa, die neben ihr saß.

Vanessa zuckte mit den Schultern. ‚Weiß nicht. Vielleicht ist sie krank geworden?‘

Noch brachte niemand von ihnen den Candyman mit Luisas Verschwinden in Verbindung. Niemand außer Nina. Sie hatte schon immer ein gutes Bauchgefühl gehabt. Und als Luisa nicht auf ihre Nachrichten antwortete, entschuldigte Nina sich bei der Lehrerin und verzog sich auf die Toilette.

Dort nahm sie sofort ihr Handy heraus und wählte die Festnetznummer von Luisa. Quälend lange dauerte es, bis das Freizeichen endlich verstummte. Es meldete sich jedoch nicht Luisa oder einer ihrer Eltern, sondern lediglich die Mailbox.

Schnell versuchte Nina es noch einmal. Dann auf dem Handy von Luisa, aber nichts. Nirgends konnte sie jemanden erreichen.

Sie wollte gerade aufgeben, das Handy in ihre Tasche zurückstecken und zurück in die Klasse gehen, als eine Bewegung aus dem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Mann im Spiegel bemerkte. Er war groß, hatte eine dunkle Hautfarbe und trug einen altmodischen Mantel. An seinem rechten Arm blitzte etwas Metallenes, aber Nina sah nicht lange genug hin, um die Hakenhand zu erkennen.

Schnell drehte sie sich um. ‚Was wollen Sie hier?‘, fragte sie noch in der Bewegung, aber als sie die Tür ansah, vor der der Mann eben noch gestanden hatte, erstarrte sie. Der kleine Raum war leer. Außer ihr war niemand da. Es hatte niemand die Tür geöffnet oder geschlossen und der einzige Weg zu den Kabinen hätte an Nina vorbeigeführt. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen machte sie sich schnell auf den Weg zurück zur Klasse.

Natürlich berichtete sie Vanessa und Michelle von ihrer Begegnung. Aber wie es im echten Leben nun einmal so ist, wenn einem etwas Unerklärliches passiert, glaubten sie ihr nicht.

‚Wie sah er denn aus?‘, fragte Vanessa. ‚So wie der Candyman aus dem Film?‘

Nina wusste es nicht. ‚Ich hab ihn wirklich nicht lange gesehen. Außerdem war es nicht gerade hell in den Toiletten und …‘

‚Du hast ihn dir eingebildet‘, erklärte Michelle. ‚Komm schon? Der Candyman? Du hast dir den Film etwas zu sehr zu Herzen genommen und jetzt, wo Luisa nicht in die Schule gekommen ist, machst du dir natürlich Sorgen. Ich versteh das. Wirklich. Aber sie liegt bestimmt nur im Bett und schläft. Deswegen antwortet sie nicht. Spätestens heute Abend hat sie uns geschrieben, du wirst schon sehen.‘

Ihr wisst, wie das ist. Nina war sich 100 Prozent sicher gewesen, jemanden gesehen zu haben, aber jetzt, wo ihre Freunde es ihr ausredeten, war sie es plötzlich nicht mehr.

Also kam es, wie es kommen musste. Die drei Mädchen machten weiter, als wäre alles wie immer. Am nächsten Tag jedoch, als Nina und Vanessa wieder nebeneinander in der Schule saßen, fielen ihre Blicke auf den leeren Stuhl von Michelle. Und nicht nur das … Noch in der ersten Stunde bat sie ihre Klassenlehrerin nach draußen. Sie erklärte ihnen, dass bei Luisa am Wochenende eingebrochen wurde. Sie und ihre Eltern hätten es nicht überlebt. Details konnte oder wollte sie jedoch keine verraten – wahrscheinlich, weil die Morde zu grausam gewesen waren. Zumindest dachten sich das Nina und Vanessa.

Trotzdem weigerten sich die beiden Mädchen, nach Hause zu gehen. Im Gegenteil: Sie bestanden darauf, weiter am Unterricht teilzunehmen. Sie wussten, dass sie einander nur beschützen konnten, wenn sie zusammenblieben. Wer würde ihnen zuhause schon glauben? Und so hatten sie wenigstens eine geringe Chance. Sollte der Candyman tatsächlich auftauchen, wären sie wenigstens zwei gegen einen.

Also machten die beiden Schülerinnen weiter. Sie erlaubten sich nicht, zu trauern, zu groß war ihre Angst um das eigene Leben. Und so bemühten sie sich den ganzen Tag lang, von jeglichen Spiegeln fernzubleiben.

Aber es war ein langer Schultag. Einer dieser Schultage, die man nicht unbedingt durchhielt, ohne auf Toilette zu gehen. Nach der fünften Stunde war es schließlich so weit. Vanessa hielt es nicht länger aus und so begleitete Nina sie auf die Toilette.

Der Raum war größtenteils leer. Es stand nur ein Mädchen vorne bei den Waschbecken, das wild auf ihrem Handy herumtippte. Nina und Vanessa ignorierten sie. Sie richteten ihre Blicke auf den Boden, um nicht in die Spiegel zu sehen, und gingen sofort weiter zu den Kabinen. Dort schloss sich Vanessa ein, während Nina ein Stück abseits wartete.

Zuerst wirkte alles ruhig. Nina hörte, wie das Mädchen bei den Waschbecken eine Sprachnachricht aufnahm, in der sie sich über irgendeine Mitschülerin aufregte. Ansonsten blieb es in dem Raum still. Zumindest, bis das Summen einsetzte.

‚Scheiße, was ist …‘, hörte Nina Vanessa murmeln. Dann begann ihre Freundin plötzlich zu schreien. ‚Nein! Hilfe! Nein!‘

Ein Poltern ertönte aus der Kabine. Das Summen schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Nina hörte, wie Vanessa gegen die Tür rempelte. Es klang so, als würde sie panisch versuchen, das Schloss zu öffnen, während ihre Schreie von dem Summen übertönt wurden.

‚Alles in Ordnung?‘, hörte Nina eine Stimme über das Summen hinwegrufen.

Es war die Schülerin beim Eingang. Aber als Nina zu ihr sah, weiteten sich ihre Augen vor Schrecken. Sie war nicht allein. Direkt hinter ihr stand der Mann, den sie erst gestern im Spiegel gesehen hatte.

Dann ging alles sehr schnell. Ehe Nina auch nur reagieren konnte, riss die Schülerin plötzlich die Augen auf. Sie begann zu wimmern, starrte Nina voller Entsetzen an, während ihre Füße sich langsam vom Boden hoben.

Für einen kurzen Moment sah es tatsächlich so aus, als würde sie schweben. Doch dann warf der Candyman sie zur Seite und schüttelte sie von seinem Haken ab. Sie landete auf den kalten Fliesen. Eine blutige Wunde klaffte in ihrem Rücken. Der Candyman hatte sie von hinten mit seiner Hakenhand aufgespießt und langsam in die Luft gehoben. Voller Panik wich Nina zurück.

Im nächsten Moment hörte sie, wie sich hinter ihr eine Kabinentür öffnete. Das Summen schien jetzt noch lauter zu werden. Gerade so sah Nina noch, wie Vanessas Körper regungslos aus der Kabine kippte. Sie war über und über mit Bienen übersät. Die wenigen Stellen Haut, die man noch sehen konnte, waren völlig zerstochen.

Entsetzt wandte Nina sich wieder dem Candyman zu. Er kam bedrohlich auf sie zu. ‚Nein! Bitte!‘, flehte sie. ‚Es war doch nur ein Spiel!‘ Tränen strömten über ihr Gesicht.

Aber der Candyman hielt nicht inne. Als er sie erreicht hatte, legte er seinen rechten Arm auf ihre Schulter. Fast schon liebevoll sah er ihr in die Augen, während er seinen Haken tief in ihren Nacken bohrte. Nina war auf der Stelle tot. Denn wer den Candyman ruft, kann nicht mehr gerettet werden. Er lässt niemanden am Leben.“

Wieder senkte sich Stille über unsere kleine Gruppe, nachdem Lisa ihre Geschichte beendet hatte. Ohne es zu merken, hatte ich mein Gesicht verzogen, so bildlich hatte ich mir die Tode vorgestellt. Das wiederum entlockte Lisa ein Grinsen.

„Meinst du …“, begann Jenny. Sie zögerte. Dann fuhr sie fort. „Meinst du, das könnte wirklich passieren? Dass ein Dämon oder was weiß ich das Ritual ausnutzt, um als Candyman in unsere Welt zu kommen? Dass es den Candyman nicht gibt, darüber sind wir uns ja wohl einig, oder?“

Natalie nickte stumm, während Lisa ihr Grinsen verbreiterte.

„Vielleicht“, sagte Lisa. Dann sah ich, wie sie einen Spiegel aus ihrer Handtasche zog. „Also? Wer von euch hat Lust, es mit mir zusammen herauszufinden? Lasst uns den Candyman rufen.“

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Die Legende:

Candyman (Englisch für „Süßigkeitenmann“) ist eine urbane Legende, die auf der gleichnamigen Filmreihe basiert. Bei ihr geht es um ein Bloody Mary ähnliches Ritual, mit dem man den berüchtigten Candyman rufen kann.

Das Ritual:

Hinweis: Ich rate dringend davon ab, übernatürliche Rituale durchzuführen. Der Kontakt zur Geister- oder Dämonenwelt kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen!

Wie bereits erwähnt ist das Candyman-Ritual dem Bloody-Mary-Ritual sehr ähnlich. Um ihn zu beschwören, muss man sich lediglich vor einen Spiegel stellen und seinen Namen fünfmal sagen. Anschließend soll der Candyman erscheinen und versuchen, dich umzubringen – entweder sofort oder irgendwann in den kommenden Stunden bis Tagen.

Auch gibt es in einigen Versionen weitere Bedingungen. So müsse es angeblich nachts sein, man müsse das Licht ausschalten oder eine Kerze vor den Spiegel stellen. In dem originalen Candyman-Ritual spielen diese Bedingungen jedoch keine Rolle.

Aussehen:

Candyman sieht aus wie ein großgewachsener schwarzer Mann mit kurzen schwarzen Haaren, einem langen fellbesetzten Mantel und einem Haken statt seiner rechten Hand.

Unter seinem Mantel hat er einen blutigen Brustkorb mit freigelegten Rippen, in dem sich unzählige Bienen tummeln.

Eigenschaften:

Sobald man Candyman einmal beschworen hat, gibt es kein Entkommen mehr. Während es anfangs oft heißt, dass er durch den Spiegel in unsere Welt kommt, kann er anschließend überall aus dem Nichts auftauchen und geht mit präziser Grausamkeit vor.

Bei den meisten Opfern nutzt er seine Hakenhand, um sie aufzuschlitzen oder zu erstechen. Seltener soll er auch seinen Schwarm Bienen, den er nach Belieben kontrollieren kann, auf seine Opfer hetzen und sie zu Tode stechen lassen.

Wann er dies tut, ist jedoch nicht ganz eindeutig. Mal terrorisiert er seine Opfer erst, indem er sich ihnen gelegentlich zeigt, mal tötet er sie sofort.

Was ihn außerdem von anderen Legenden dieser Art unterscheidet, sind seine Opfer. Zwar hört er erst auf, wenn die Person oder die Personen tot sind, die ihn beschworen haben, in der Zwischenzeit hat er aber keine Probleme damit, weitere Menschen zu ermorden, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind.

Solltet ihr also vorhaben, den Candyman zu rufen, denkt daran, dass ihr nicht nur euer eigenes Leben in Gefahr bringt …

Lebensraum/Vorkommen:

Der Candyman hat keinen festen Ort, an dem er beschworen werden kann. Aufgrund der Filme wird er zwar gelegentlich mit Cabrini-Green, einem ehemaligen Wohnviertel in Chicago, Illinois, USA in Verbindung gebracht, man soll ihn aber überall auf der Welt rufen können.

Ursprung:

Auch wenn man gelegentlich Menschen finden kann, die das Gegenteil behaupten, stammt die Candyman-Legende aus dem Film Candyman’s Fluch (1992). Sie basiert auf keiner wahren Begebenheit.

Trotzdem hat es der Filmantagonist geschafft, zu einer urbanen Legende zu werden. So gab und gibt es unzählige Menschen, die eine Mutprobe daraus machen, den Candyman zu beschwören.

Candyman ist daher neben Slenderman oder Kayako (aus „The Grudge“) eine der wenigen urbanen Legenden, die zwar erst vor wenigen Jahren aus einem fiktiven Werk entstanden sind, aber trotzdem von vielen Menschen als real angesehen werden.

Ein Grund dafür ist – neben der Vertrautheit aufgrund der Bloody Mary Legende –  wahrscheinlich die realitätsnahe Hintergrundgeschichte, die der Candyman in Candyman’s Fluch bekommen hat.

Vorgeschichte:

Bevor er zum Candyman wurde, so heißt es im Film, war er ein schwarzer Mann namens Daniel Robitaille.

Robitaille war der Sohn eines Sklaven und ein begnadeter Künstler. Er war so gut in seinem Handwerk, dass viele Reiche ihn beauftragten, Porträts für sie anzufertigen. Einer dieser reichen Männer war ein weißer Landbesitzer, der Robitaille auftrug, seine Tochter zu porträtieren.

Während Robitaille die junge Frau malte, kamen die beiden ins Gespräch und verliebten sich ineinander – in einer Zeit, als Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen noch verboten waren.

Schließlich führte eins zum anderen und die Tochter wurde schwanger. Als der Landbesitzer es bemerkte, kam die Beziehung der beiden ans Licht und er hetzte einen wütenden Mob auf den nun fliehenden Robitaille. Als sie ihn erwischten, sägten sie ihm zuerst seine rechte Hand mit einer rostigen Säge ab, ehe sie ihn mit Honig einschmierten und von einem Schwarm Bienen, den sie zuvor provoziert hatten, zu Tode stechen ließen – Grausamkeiten, die man den Menschen leider auch im echten Leben mehr als zutraut.

Die Inspiration des Films:

Wie bereits erwähnt ist die urbane Legende also der Candyman-Filmreihe entsprungen. Candyman selbst – und auch das Handlungsgerüst des ersten Films – stammt jedoch aus der Feder von Clive Barker, der hauptsächlich als Erfinder von Hellraiser bekannt ist. Candyman entspringt seiner Kurzgeschichte „The Forbidden“ (1985), auch wenn er in seiner Geschichte noch weiß ist und nicht durch das fünfmalige Aufsagen seines Namens beschworen wird.

Der Bloody-Mary-Touch, der Candyman schließlich zu einer beliebten Mutprobe gemacht hat, sowie seine Hintergrundgeschichte waren hingegen Neuerfindungen der Filmadaptation.

So oder so kann ich euch sowohl die Kurzgeschichte „The Forbidden“ (Deutsch „Das Verbotene: Die Geschichte von Candyman“) als auch den Film „Candyman’s Fluch“ (1992) wirklich sehr empfehlen. Zumindest haben beide mich gut unterhalten.

Was haltet ihr von Candyman? Würdet ihr euch trauen, ihn zu beschwören, da seine Legende lediglich einem Film entspringt oder hättet ihr trotzdem zu viel Respekt vor dem Ritual? Schreibt es in die Kommentare!

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