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Aswang
Aswang (2019)

Aswang (überarbeitet)

Mein Beitrag über die Aswang war einer der ersten Beiträge, die ich je auf meinem Blog hochgeladen habe. Da ich neulich erst bei einer Lesung auf Patreon mit einer Leserin über den Aswang gesprochen habe, bot es sich für mich an, den alten Beitrag zu entstauben, indem ich ihn komplett überarbeite. Zu der Filipina, die mir damals bei der Recherche geholfen hat, habe ich zwar keinen Kontakt mehr, die Website und der Dokumentarfilm „The Aswang Phenomenon“ haben mir bei der Überarbeitung aber sehr geholfen.

Viel Spaß beim Gruseln!

Triggerwarnungen (Achtung Spoiler!)

– Blut
– fehlgeschlagene Schwangerschaf
– Tod

Die Geschichte:

Als mein Lolo, mein Großvater, noch lebte, hatte er mir häufig von den philippinischen Legenden erzählt. Er war vernarrt in die Erzählungen und Geschichten gewesen und hatte sogar behauptet, einige der Kreaturen selbst gesehen zu haben.

Aber auch, wenn ich ihm als Erwachsener kein Wort mehr glaubte, waren seine Geschichten in meiner Jugend mehr als einmal der Grund für meine Albträume gewesen. Natürlich wusste ich da noch nicht, dass ich mir eines Tages wünschen würde, ich hätte ihm besser zugehört.

Früher waren meiner Meinung nach die einzigen realen Monster Menschen gewesen. Die Legenden waren für mich nicht mehr als Märchen. Das alles änderte sich jedoch, als eine von Lolos Kreaturen mein Leben zerstörte.

An jenem Abend war ich für die Spätschicht eingeteilt gewesen. Als ich den Supermarkt endlich verlassen hatte, war ich völlig erschöpft. Ich wollte nur noch nach Hause zu Aira, meiner schwangeren Frau, mich an sie kuscheln und ihren Bauch halten, um die Bewegungen unseres Sohnes zu spüren.

Zum Glück war der Supermarkt nicht weit von zu Hause entfernt. Er war tatsächlich so nah, dass ich bei gutem Wetter oft mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr.

Ich weiß noch, wie ich gedankenverloren den Sternenhimmel beobachtete, während ich die Straßen entlang radelte. Ich lauschte dem Konzert der Zikaden, spürte den warmen Fahrtwind auf meiner Haut. Der gesamte Stress des Arbeitstages fiel von mir ab.

In Gedanken war ich bei Aira. Ich überlegte, ob wir es am kommenden Wochenende endlich schaffen würde, das Kinderzimmer zu streichen. Wir hatten uns bereits für eine Farbe entschieden: ein warmes Orange.

Ich war gerade dabei, mit dem Fahrrad um eine Ecke zu biegen, dachte darüber nach, wie das fertige Kinderzimmer wohl aussehen würde, als ein Knurren vor mir mich in die Realität zurückriss.

Panisch zog ich die Bremsen an. Mein Fahrrad kam nur wenige Zentimeter später zum Stehen, direkt vor einem großen Hund, der vor mir auf dem Gehweg stand. Knurrend entblößte er im Licht einer einzelnen Laterne seine spitzen gelblichen Zähne.

Sein schwarzes Fell sah ungepflegt aus, wirkte stellenweise zu dünn, als wäre er krank oder leide unter Unterernährung. Beides keine Seltenheit für die zahlreichen Straßenhunde der Philippinen.

Was ihn jedoch deutlich von den anderen Straßenhunden abzeichnete, waren seine enorme Größe und sein Verhalten. Die anderen Hunde wirken für gewöhnlich ängstlich, passiv, mieden Menschen. Dieser Hund hingegen hatte eine aufrechte Körperhaltung, seinen Schwanz hatte er aufgestellt und den Kopf erhoben. Mit blutunterlaufenen Augen starrte er mich direkt an.

Ich hingegen bewegte mich keinen Millimeter, musste mich zwingen, langsam weiterzuatmen. Als Stadtmensch hatte ich keine Ahnung, wie ich mich einem wilden Tier gegenüber verhalten musste. Ich war mit der Situation komplett überfordert.

Zum einen schrien meine Instinkte danach, den Lenker herumzureißen und so schnell ich konnte loszuradeln, zum anderen wusste ich genau, dass ich dadurch wahrscheinlich den Jagdinstinkt des Tieres wecken würde.

Also stand ich bloß weiter reglos da, während der Hund seine Schnauze hob. Er schnupperte in meine Richtung. Dann veränderte sich plötzlich etwas in seinen Augen. Nein. Nicht nur in seinen Augen. Seine gesamte Körperhaltung änderte sich.

Erst dachte ich, er bewege sich nur, aber es war etwas anderes. Stück für Stück verlor das Tier sein Fell. Seine Vorderbeine begannen, kräftiger zu werden. Seine Pfoten wurden breiter, verwandelten sich in klauenartige Hände. Und auch seine Hinterbeine wurden dicker und länger, während sich seine Hinterpfoten langsam zu Füßen verwandelten.

Mit offenem Mund stand ich da, unfähig, mich zu bewegen. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren, wollte nicht begreifen, was da gerade geschah, während dieses … Ding sich Stück für Stück in eine menschenähnliche Kreatur verwandelte. Inzwischen war sein Fell komplett verschwunden. Stattdessen blieb fleckige graue Haut zurück.

Seine Schnauze ging langsam zurück, bildete einen Mund, aus dem eine spitze, unnatürlich lange Zunge ragte.

Dann traf mich ein Gestank nach Verwesung. Er war so intensiv, dass ich würgen musste. Hätte ich nicht mein Fahrrad gehalten, wäre ich wohl einige Schritte zurückgetaumelt. Dafür hatte ich jetzt endlich die Kontrolle über meinen Körper zurück. Meine Schockstarre war beendet.

Mit einem letzten Blick auf die Kreatur, die noch immer zusammengekauert dastand, riss ich das Fahrrad herum, sprang wieder auf den Sattel und trat in die Pedale, als würde mein Leben davon abhängen.

Meine Hoffnung, dass das Wesen durch die Verwandlung zu geschwächt sei, um sofort die Verfolgung aufzunehmen, wurde von dem klackernden Geräusch hinter mir zunichtegemacht. Scharfe Klauen trafen mit schnellen Schritten lautstark auf den gepflasterten Boden.

Während ich mit einer im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Geschwindigkeit durch die Straßen hetzte, schien das Wesen keine Probleme zu haben, mit meinem Fahrrad mitzuhalten. Trotzdem blieben seine Schritte immer auf gleichem Abstand. Sogar, als ich mehrfach bei einigen Kurven ins Straucheln kam, holte es mich nicht ein.

Ich dachte mir nichts dabei. Mein einziger Gedanke war, dass ich gejagt wurde. Dass das Wesen irgendetwas anderes als mich und mein zartes Fleisch im Sinn haben konnte, kam mir nicht einmal in den Kopf. Und so führte ich es direkt zu mir nach Hause – direkt zu Aira.

Dort angekommen sprang ich sofort vom Fahrrad, das scheppernd auf dem harten Boden landete. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass ich das Wesen abgehängt hatte. Zumindest musste der Abstand so groß geworden sein, dass es die letzte Kurve noch nicht erreicht hatte.

Während ich meine Schlüssel aus der Tasche zerrte, machte sich eine trügerische Hoffnung in mir breit. Fast im selben Moment entglitt der Schlüsselbund jedoch meinen schwitzigen Fingern. Mit einem lauten Rasseln schlug er auf dem Boden vor der Haustür auf.

Ich erstarrte, lauschte auf alle Geräusche, ehe ich mich selbst daran erinnerte, mich zu beeilen. Aber selbst da konnte ich nichts hören außer den nächtlichen Vögeln im Dschungel, den typischen Klängen der Stadt und meinem eigenen rasenden Herzen.

Mit zittrigen Fingern schaffte ich es endlich, die Tür aufzuschließen. Ich riss den Schlüssel aus dem Schloss, sprang in den Flur und drückte die Tür hinter mir fest zu.

Erst jetzt erlaubte ich es mir, durchzuatmen. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Als die Anspannung endlich von mir abzulassen schien, ließ ich mich mit zittrigen Knien an der Tür zu Boden sinken. Tränen schossen mir in die Augen, während ich die Beine mit den Armen zur Brust zog.

„Joshua? Joshua, bist du das?“, hörte ich Airas Stimme laut aus dem Wohnzimmer rufen.

Mein gesamter Körper verkrampfte sich. Die Angst war schlagartig zurückgekehrt. Unfähig zu antworten, ließ ich meine Hände zu Boden gleiten. Auf allen vieren tastete ich mich langsam zu dem Fenster neben unserer Haustür vor. Es reichte bis zum Boden. Ich würde keine Probleme haben, von hier unten auf die Straße hinauszublicken.

Trotzdem hielt ich für eine Sekunde inne, ehe ich hinaussah. Sicherlich kennt ihr den ein oder anderen Horrorfilm, in dem jemand ängstlich aus einem Fenster schaut, nur um auf der anderen Seite ein fremdes Gesicht zu sehen, wenige Zentimeter von dem eigenen entfernt. Ich sah das Gesicht der Kreatur mit seiner langen Zunge schon förmlich vor mir, ehe ich den Blick nach draußen wagte.

Dann: Erleichterung. Auf der Straße war es völlig ruhig. Das einzige Gesicht, das mir entgegenstarte, war die Reflexion meines eigenen.

Inzwischen war die angestaute Anspannung in mir so groß, dass ich mich fast auf den Boden übergeben hätte. Trotzdem zwang ich mich, aufzustehen. Ich musste zu Aira.

Ehe ich jedoch auch nur einen Schritt in Richtung Wohnzimmer machen konnte, ertönte plötzlich das Geräusch von splitterndem Glas – dicht gefolgt von einem markerschütternden Schrei meiner Frau.

„Aira!“, kreischte ich.

Ein schmatzendes Geräusch mischte sich unter Airas Geschrei, während ich ins Wohnzimmer sprintete. Aber ich war zu spät. Im Wohnzimmer angekommen sah ich nur noch eine große graue Gestalt, die aus dem kaputten Fenster sprang.

Dann fiel mein Blick auf Aira. Sie lag am Boden, umgeben von Glasscherben und Blut. Panik glänzte in ihren weit aufgerissenen Augen.

„Aira! Schatz!“, schrie ich, während ich zu ihr hetzte.

Jetzt bemerkte ich die klaffende Wunde an ihrem Bauch. Das Monster hatte sie aufgerissen. Vor lauter Rot konnte ich nicht erkennen, wo ihre Haut aufhörte und wo das zerfetzte Kleid begann.

Hilflos presste ich eine Hand auf die Wunde, während ich mit der anderen den Notruf wählte. Die Stimme eines Mannes meldete sich. Ich beantwortete seine Fragen wie automatisch, schenkte ihm kaum Beachtung, während ich die Umstände und unsere Adresse herunterratterte. Schließlich sollte ich das Telefon auf laut stellen und neben Airas Kopf legen.

„Hallo? Frau Reyes? Aira? Können Sie mich hören?“, fragte die Stimme aus dem Telefon.

Aira reagierte nicht. Stattdessen sah sie mich noch immer aus Angst erfüllten Augen an.

„Herr Reyes? Ist Ihre Frau bei Bewusstsein? Sie müssen sie unbedingt wachhalten. Ein Krankenwagen ist schon auf dem Weg zu Ihnen.“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Liebevoll streichelte ich Aira mit meiner sauberen Hand über die Wange. „Hast du gehört, Aira? Hilfe ist unterwegs! Du musst nur noch einen Moment durchhalten! Bitte Schatz, halte durch!“

Aira öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ihre Stimme war so schwach, dass ich mich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. „Er hat unseren Jungen gestohlen.“

„Wer? Wer hat unseren Jungen gestohlen?“, erwiderte ich.

„Aswang“, hauchte sie. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Das Wort bewegte etwas in mir. Ich kannte den Namen, hatte ihn schon diverse Male gehört, auch wenn ich nicht wusste, was er bedeutete.

„Aswang? Wer ist Aswang?“, fragte ich sofort, versuchte, meine Frau in ein Gespräch zu verwickeln, sie bei Bewusstsein zu halten.

Im nächsten Moment jedoch verloren Airas Augen ihren Fokus. Ihr Blick ging ins Leere und meine Frau tat ihren letzten Atemzug.

Nach dem Vorfall war ich für lange Zeit in tiefe Trauer gefallen. Es hatte Monate gedauert, bis ich wieder lächeln konnte.

Die Polizei hatte mir auf mein Flehen hin erzählt, dass man Aira den Fötus aus dem Bauch gerissen hatte. Sie erklärten, dass sie keine Ahnung hatten, welches Werkzeug der oder die Täter verwendet hatten. Auch wollten sie mir nicht zuhören, als ich ihnen von dem Wesen erzählte. Sie schoben es auf den Schock, den ich erlitten hatte.

Trotzdem war der brutale Umstand von Airas Tod nicht das Schlimmste, wie ich nur wenige Tage später erfahren sollte. Die ganze Zeit ließ mich ein einzelnes Wort nicht los: Aswang. Ein Name, der sich zusammen mit Airas letzten Worten in mein Gedächtnis gebrannt hatte.

Als ich im Internet danach suchte, wurde ich schnell fündig. Es gab tatsächlich ein philippinisches Wesen mit dem Namen. Was mich jedoch viel mehr schockte, war ein einzelner Satz: Aswang ernähren sich am liebsten von Föten, die sie schwangeren Frauen aus dem Leib reißen.

Der Schock traf mich wie ein kalter Schwall Eiswasser. Ich erinnerte mich, wie der Hund an mir gewittert hatte, ehe er sich verwandelte. Wie die Schritte hinter mir immer auf gleichem Abstand geblieben waren, mich nicht eingeholt hatten. Es war meine Schuld gewesen. Ich hatte Aira umgebracht. Ich hatte den Aswang genau zu unserem ungeborenen Sohn geführt.

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Die Legende:

Der Aswang ist eine Kreatur, die auf den Philippinen vorkommen soll. Er ist aber nicht einfach nur ein Monster, sondern kann eine ganze Reihe von verschiedenen Wesen darstellen, die alle unter dem Namen „Aswang“ bekannt sind.

So wird z. B. der Tikwi bzw. Manananggal manchmal als eine Unterart des Aswang beschrieben, auch wenn andere Leute die Wesen als eigenständige Kreaturen sehen.

Umfragen zufolge sollen etwa 80% aller Filipinos an die Existenz von Aswang glauben.

Aussehen:

Das Aussehen der Aswang kann sich, aufgrund der weiten Verbreitung und geographischen Grenzen zwischen den philippinischen Inseln, stark unterscheiden.

Tagsüber sollen sie fast wie eine normale Frau, sehr viel seltener auch wie ein Mann, aussehen. Jedoch gibt es auch hier verschiedene Erkennungsmerkmale: Zum Beispiel sollen die Reflexionen in ihren Augen auf dem Kopf stehen oder sie sollen kein Philtrum (die kleine Einbuchtung zwischen Nase und Oberlippe) besitzen.

Die Gestalt, in die sie sich nachts verwandeln, reicht hingegen von einer hässlichen Frau mit Vampirzähnen und Fledermausflügeln, über diverse Tiere und ghulähnliche Kreaturen bis hin zu einer vergleichsweise menschlichen Hexe.

Der Einfachheit halber werde ich mich an dieser Stelle hauptsächlich auf die mir am besten bekannte Form konzentrieren, von der Tuyo, die bereits erwähnte Filipina, mir erzählt hat: eine ghulähnliche Kreatur mit gestaltwandlerische Fähigkeiten.

Diese Art der Aswang verwandelt sich nachts in eine menschenähnliche Kreatur mit grauer, fleckiger Haut und milchigen Augen. Sie haben meist keine Haare, gelegentlich spitze Ohren und können sowohl einen männlichen als auch einen weiblichen Körper haben. Einige von ihnen sollen außerdem eine unnatürlich lange Zunge besitzen.

Wenn sie ihre Gestalt in eine andere Form verwandeln, nehmen die hierbei meist die Gestalt eines großen schwarzen Hundes oder eines großen schwarzen Schweins an. Ich habe aber auch von Katzen, Pferden und diversen Vogelarten gelesen.

Entstehung:

Es gibt verschiedene Theroien, wie ein Aswang entstehen kann. Die meisten von ihnen involvieren einen anderen Aswang, der seine Kräfte an sein „Opfer“ weitergibt.

Eine der bekanntesten Theorien ist, dass jeder Aswang ein kleines schwarzes Küken in seinem Bauch trägt. Wenn ein Aswang stirbt, kann er dieses Küken weitergeben, indem es aus seinem Mund hüpft und von dem zukünftigen Aswang geschluckt wird.

Andere Leute behaupten, dass der Speichel eines Aswang „ansteckend“ ist. So soll eine Person zu einem Aswang werden, wenn ihr ein Aswang ins Ohr spuckt.

Neuere Theorien, die von den Vampirlegenden der Kolonisten übernommen wurden, involvieren einen vampirähnlichen Biss, durch den sich Menschen in einen Aswang verwandeln, wenn sie ihn überleben sollten.

Eigenschaften:

Aswang werden allerlei schlechte Eigenschaften nachgesagt. Hauptsächlich sind sie aber dafür bekannt, nachts Menschen anzugreifen. Seit Jahrhunderten werden sie auf den Philippinen gefürchtet und wurden bereits für viele grausame Tode verantwortlich gemacht.

Hauptsächlich greifen sie die Menschen an, weil sei sich von ihnen ernähren.

Am liebsten sollen ihnen dabei Kinder, Babys und sogar Föten sein. Während sie die Kinder so fressen, reißen sie die Föten aus den Leibern schwangerer Frauen oder saugen sie mit ihrer langen Zunge aus ihnen heraus.

Aber auch für erwachsene Menschen sind vor Aswang nicht sicher. Wenn die Wesen keine gesunden Menschen finden, geben sie sich selbst mit Kranken und sogar kürzlich Verstorbenen zufrieden.

Auf welchen Teil des menschlichen Körpers es die Aswang abgesehen haben, unterscheidet sich je nach Version und Region der Erzählung. Während sie die Föten meist ganz fressen, sind sie bei erwachsenen Menschen manchmal nur hinter ihren Organen, besonders der Leber und dem Herzen, her. Auf welch brutale Weise sie die Menschen aufreißen, um an die Organe zu kommen, muss ich wahrscheinlich nicht erwähnen.

Eine andere Variante des Aswang hingegen saugt den Menschen bloß das Blut aus ihren Körpern, indem er entweder seine vampirähnlichen Zähne oder seine hohle Zunge benutzt.

Aber seine brutale Art, Menschen anzugreifen, ist natürlich nicht das einzig Außergewöhnliche an den Aswang. Viele Menschen glauben, dass sie ihre Gestalt in einen Hund oder ein Schwein verwandeln können, um sich zu tarnen. Und auch ihre unscheinbare menschliche Gestalt, die sie tagsüber annehmen, wird oft nur als Tarnung bezeichnet.

Außerdem gibt es Versionen, in denen Aswang noch weitere magische Fähigkeiten nachgesagt werden.

Lebensraum/Vorkommen:

Aswang sollen fast ausschließlich auf den Philippinen leben. Dort werden sie besonders häufig mit der Insel Panay und der darauf liegenden Provinz Capiz in Verbindung gebracht.

Ursprung:

Der Ursprung des Aswang ist nicht genau geklärt. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Aswang kommt aus dem Jahr 1595, als der spanische Kolonist Fray Diego del Villar dokumentiert hat, dass es auf den Philippinen einen weit verbreiteten Glauben an die Wesen gäbe.

Auch ist eine Legende über zwei philippinische Götter, Gugurang, ein Gott des Guten, und sein Bruder Asuang, ein Gott des Bösen bekannt. Es ist jedoch umstritten, ob „Asuang“ tatsächlich der Ursprung des Wortes „Aswang“ ist. Andere Theorien besagen, es leite sich von dem Sanskrit Wort „Azura“ (Dämon) oder einer Kombination der Worte „Asin“ (Salz) und „Bawang“ (Knoblauch) ab, mit denen Aswang gelegentlich in Verbindung gebracht werden.

Während man jedoch nicht weiß, wie genau der Glaube an die Aswang entstanden ist, gibt es verschiedene Gründe, wie die Aswang eine derartige Bekanntheit in der Region erreichen konnten.

Der Aswang als Massenkontrolle:

Als die spanischen Kolonialisten auf die Philippinen kamen, brachten sie das Christentum mit sich. Und wie es die Christen so oft getan haben, taten sie natürlich alles, um den Filipinos ihren Glauben aufzuzwingen.

Eine der effektivsten Methoden hierbei war es, ein Motiv zu nehmen, vor dem sich die Filipinos bereits fürchteten – den Aswang –, und es mit allem Unchristlichen und ihnen im Weg Stehenden in Verbindung zu bringen.

So war es den Christen z. B. ein Dorn im Auge, dass die meisten Filipinos sich an die Babaylans, die indigenen Schamanen und Priester, wandten, wenn sie gesundheitliche oder übernatürliche Probleme hatten. Damit sie sich in Zukunft an die westliche Medizin und die Kirche hielten, wurden die Babaylans, die damals übrigens fast ausschließlich Frauen waren, als Aswang dargestellt. So konnten sie die Babaylans zwar nicht völlig auslöschen, es sagt jedoch einiges aus, dass der damals fast ausschließlich den Frauen vorbehaltene Beruf, heutzutage fast nur noch von Männern ausgeübt wird.

Aber auch Aufstände gegen das Christentum, die es damals durchaus gab, wurden auf diese Weise zerschlagen, indem die Anführerinnen der Aufstände als Aswang bezeichnet wurden. Dadurch hatten die anderen Menschen zu große Angst, sich den Aufständen anzuschließen, und sie blieben erfolglos.

Aswang als Kinderschreck:

Wie bei vielen anderen Legenden dieser Art bieten sich Monster wie Aswang als Kinderschreckfigur an. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Filipinos ihren Kindern hinweg erzählt haben, dass Aswang nachts um die Häuser schleichen. So wollten die Eltern ihre Kinder dazu zwingen, abends rechtzeitig im Bett zu sein, da sie sonst „der Aswang hole“.

Auch das hat das Gerücht über die Aswang über Generationen geschürt und im Volksglauben lebendig gehalten.

Was haltet ihr von den Aswang? Wie hättet ihr an Joshuas Stelle reagiert? Und findet ihr es auch so spannend, das eine komplette Nation an dieses Wesen glaubt? Schreibt es in die Kommentare!

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12 Kommentare

  1. Lilia schreibt:

    Dieses Viech würde mich in den Wahnsinn treiben. Also erst das mit dem Geschrei und dann diese Verwandlung. Also ich werde auch vorher mein Testament schreiben wenn ich da hin reisen sollte… Dieses Wesen würde mich so zu 1000% fangen… Also ich bekomme noch nicht Mal einen 400m Lauf hin ohne normal zu gehen und dann auch noch schwanger? Ne. Da gehe ich echt drauf… XD ach fast vergessen ^^ wie immer gut und man könnte sich Mal wieder gut in die Position des Protagonisten versetzten.^^

    • Lilia schreibt:

      Was für ein Geschrei… Habe ich wohl verwechselt XD, mit der anderen Legende. Aber gut. Das kann ich ja dann dort schreiben XD

      • Jeremie Michels schreibt:

        Du dachtest wahrscheinlich an den Manananggal/Tikwi. Die Viecher sind sich schon sehr ähnlich. ^^

        Wenn du tatsächlich auf die Philippinen reisen möchtest und Angst vor solchen Kreaturen hast, kann ich dich beruhigen: Auch heutzutage glauben noch viele Filipinos und Filipinas an solche Wesen. Man kann dir also sicherlich erklären, wie du dich vor einem Aswang schützen kannst. Und was das Wegrennen angeht: Mit genug Adrenalin im Körper wird das schon irgendwie klappen … vielleicht. xD

        • Lilia schreibt:

          Naja… Wenn man dann noch Adrenalin hat XD also ich würde wahrscheinlich am Ende sowieso aufgrund von Herzstillstand sterben XD

    • Jeremie Michels schreibt:

      Die indonesischen und chinesischen Legenden finde ich auch wirklich gut (und auch die japanischen, die nicht von Yōkai handeln). Ich würde sagen, dass mir generell die asiatischen Legenden/Wesen am besten gefallen! ^^

  2. Monika schreibt:

    Bis jetzt kannte ich noch keine philippinischen Legenden. Aber die Geschichte ist, meiner Meinung nach, sehr spannend geschrieben und auch die Beschreibung des Aswangs ist dir gut gelungen. 😀

    Zu den Fragen:
    ~Was haltet ihr von der Legende des Aswang? Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr einem begegnet?
    Ich als Frau bin gerade sehr froh nicht auf den Philippinen leben zu müssen und/oder schwanger zu sein.^^°
    Ansonsten würde ich vermutlich laufen und hoffen, dass es nicht allzu schmerzhaft wird, wenn er mich erwischt.

    Liebe Grüße
    Monika

    • Jeremie Michels schreibt:

      Ich finde es immer sehr spannend, von Legenden aus anderen Kulturen zu erfahren. Besonders im asiatischen Bereich bin ich regelmäßig schockiert und/oder begeistert.

      Ich als Frau bin gerade sehr froh nicht auf den Philippinen leben zu müssen und/oder schwanger zu sein.^^°
      Bei den philippinischen Legenden, die ich bisher kennengelernt habe, wünsche ich keiner einzigen schwangeren Frau, auf den Philippinen zu landen. ^^

      Ansonsten würde ich vermutlich laufen und hoffen, dass es nicht allzu schmerzhaft wird, wenn er mich erwischt.
      Laufen ist immer gut. Wenn man dann aber bedenkt, dass Aswang sehr schnell sein sollen, haben unsportliche Menschen wie ich wohl keine Chance – und wenn man dann auch noch schwanger ist … Wie du schon sagst, man sollte hoffen, dass es nicht zu schmerzhaft wird. :‘D

      • Monika schreibt:

        Ich glaube, einer der Gründe, warum ich asiatische Legenden lieber mag als andere, ist, dass viele der Geister nur erscheinen, wenn man etwas bestimmtes getan oder nicht getan hat. Also als Reaktion/Konsequenz auf das eigene Verhalten.
        Man kann es also eher kontrollieren ihnen zu begegnen.

        Bei amerikanischen Legenden – so kommt es mir zumindest vor – sind die Geister und Wesen eher an Orte gebunden und reagieren auf „Eindringlinge“.

        Ich lasse mich aber gerne umstimmen.^^

        ~Anscheinend gibt es aber nicht so viele Aswang auf den Philippinen, da es ja sonst kaum mehr Nachkommen gäbe. 😀

        ~Sollte ich jemals (schwanger) auf den Philippinen Urlaub machen, schreibe ich vorher mein Testament. Bin nämlich auch keine schnelle Läuferin. XD

        • Jeremie Michels schreibt:

          Ich glaube, einer der Gründe, warum ich asiatische Legenden lieber mag als andere, ist, dass […]
          Ich kenne zwar auch viele asiatische Legenden, bei denen der Geist oder das Monster wahllos alles tötet, aber trotzdem hast du recht. Soweit ich es mitbekommen habe, wurden Legenden in Asien hauptsächlich dafür genutzt, Leute dazu zu bringen, einige Dinge nicht zu tun oder besonders auf andere Dinge zu achten, um nicht in Gefahr zu kommen. In der westlichen Welt hat sich Horror jedoch besonders viel der Unterhaltung wegen oder um Dinge zu erklären, die man sich nicht anders erklären konnte, entwickelt. (Wobei das auch nur eine Vermutung meinerseits ist!)

          ~Anscheinend gibt es aber nicht so viele Aswang auf den Philippinen, da es ja sonst kaum mehr Nachkommen gäbe. 😀
          Vielleicht. Andererseits können sich Aswang ja auch von sehr vielen anderen Dingen ernähren. Es kann also auch sein, dass Föten für Aswang eher eine seltene Delikatesse sind. ^^

          ~Sollte ich jemals (schwanger) auf den Philippinen Urlaub machen, schreibe ich vorher mein Testament.
          Ich würde eher empfehlen, nicht schwanger auf den Philippinen Urlaub zu machen. Aber jedem das seine … xD

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