Startseite » Der Gorbals Vampire – Er lauert in der Dunkelheit!

Der Gorbals Vampire Zeichnung von Jeremie Michels. Das Bild zeigt im Vordergrund einen dunklen Friedhof mit einigen Gräbern und im Hintergrund die schattenhafte Silhouette eines Fabrikgebäudes, aus dessen beiden Schornsteinen Abgase kommen. Die Luft sieht schwefelig und schmutzig aus.
Der Gorbals Vampire (2023)

Der Gorbals Vampire – Er lauert in der Dunkelheit!

Heute widme ich mich mit dem Gorbals Vampire einem der wohl größten Vampirphänomene des letzten Jahrhunderts. Am 23. September 1954 haben sich nämlich über 400 Kinder versammelt, um den Vampir zu jagen.

Bevor es jedoch losgeht, möchte ich mich noch bei meinen neusten Patrons bedanken: Vielen Dank MiniGrinsekeksin und Thalyanna, dass ihr mich unterstützt! Wenn es so weitergeht, dauert es bis zum Podcast nicht mehr lange. 😀

Und jetzt viel Spaß beim Gruseln!

Triggerwarnungen

– Erwähnung häuslicher Gewalt
– Tod

Die Geschichte:

Die Sonne war bereits untergegangen. Ich schlenderte mit langsamen Schritten über den Friedhof, während ich meine Füße fast träge durch das kurze Gras zog. Wenn ihr euch jetzt jedoch einen romantischen Abendspaziergang über einen idyllischen Friedhof mit frischer Luft und dem Zirpen von Grillen vorstellt, muss ich euch leider enttäuschen.

Der Friedhof – die Southern Necropolis in Gorbals – war ein schmutziger Ort. Das ganze Stadtviertel war ein schmutziger Ort, ein Armenviertel, das von der stinkenden Luft der Industrie und des Fortschritts verpestet wurde.

Wenn der Wind aus Süden kam, konnte man auf dem Friedhof selbst an wolkenlosen Tagen manchmal die Sonne nicht sehen. Schuld daran war das Dixon Eisenwerk, das direkt an den Friedhof grenzte. Sogar in der Nacht konnte man seinen Schornstein sehen, wie er unablässig Rauch und in unregelmäßigen Abständen Flammen in den Himmel spie.

Außerdem erfüllte das Industriegebäude die Luft mit Lärm von aneinanderschlagendem Metall und dem Gestank seiner Abgase. Ich war froh, dass ich diesen Ort, den ich mehr als alles andere verachtete, bald verlassen würde.

Normalerweise war ich in der Southern Necropolis als Gärtner tätig. Nach dem Zwischenfall vor einigen Tagen hatte mich die Friedhofsleitung jedoch gebeten, nachts nach dem Rechten zu sehen und darauf zu achten, dass sich keine Kinder und Jugendlichen zu so später Stunde noch zwischen all die Gräber und Bäume verirrten.

Die Wahl, mich dazu zu verdonnern, war einleuchtend. Nicht nur, dass ich in meinem Alter nicht mehr der beste Gärtner war und Probleme mit meinen Knien hatte, sie mussten auch keine Angst haben, mich von hier zu vergraulen, wo ich doch eh in wenigen Wochen in Rente gehen würde. Dann würde ich endlich wegziehen aus der stinkenden Stadt.

Ich war in meine Gedanken versunken, ließ das schwache Licht meiner Taschenlampe die Gräber entlangschweifen und achtete mal mehr mal weniger auf die Geräusche, die ich zwischen dem metallischen Geklapper und Geklimper hören konnte. Dabei fiel mein Blick auf einen Ast, der auf dem Weg zu meiner Rechten lag. Kurz überlegte ich, weiterzugehen, aber die zehn Jahre, die ich seit dem Zweiten Weltkrieg als Friedhofsgärtner tätig war, hatten ihre Spuren hinterlassen. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn einfach dort liegen zu lassen.

Wie automatisch steuerte ich darauf zu. Erst wollte ich ihn bloß mit dem Fuß auf den Rasen kicken, bis plötzlich eine Flamme vom Eisenwerk den Friedhof erhellte. Das war an sich nichts Ungewöhnliches. Denn auch, wenn die Kinder, die sich hier manchmal nachts rumtrieben und einander Gruselgeschichten erzählten, sich wohlig gruselten, immer wenn die Gräber durch die Flammen aus dem Schornstein lange Schatten über den Boden warfen, hatte ich mich schon lange daran gewöhnt.

Dafür hatte der kurze Lichtblitz meine Aufmerksamkeit auf etwas Anderes gelenkt: Ein Ende des Stocks war mit einem Messer angespitzt worden. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, nur unterbrochen von meiner vor Anstrengung verzerrten Miene, während ich mich nach dem Ast bückte. Prüfend drückte ich den Daumen auf die Spitze. Das Holz war vielleicht ein wenig zu weich, aber an sich war es ein ganz annehmbarer Speer für eine Vampirjagd.

Verzeiht. Hatte ich davon noch gar nicht erzählt? Vielleicht sollte ich mit dem Grund anfangen, wieso ich überhaupt zu meinen nächtlichen Rundgängen über den Friedhof überredet wurde.

Angefangen hatte alles vor einigen Wochen. Es spielten oft Schulkinder auf dem Friedhof, weil er das grünste Stück Land in unserem dreckigen Stadtviertel war. Von ihnen hatte ich aufgeschnappt, dass es Gerüchte über einen Vampir gab, der hier auf dem Friedhof sein Unwesen treiben soll. Ein riesiges Ungetüm mit Zähnen aus Metall.

Das war natürlich Unfug. Davon abgesehen, dass ich nicht an solche Ammenmärchen glaubte, kannte ich den Friedhof wie meine Westentasche. Wenn sich hier irgendein Monster herumtreiben würde, wüsste ich davon.

Trotzdem fühlte ich mich an meine Kindheit erinnert.

„Mr. Ferguson! Mr. Ferguson! Stimmt es, dass ein Vampir mit Eisenzähnen auf dem Friedhof lebt?“, hatte mich eines der Kinder erst neulich gefragt.

Ich hatte mir nichts weiter dabei gedacht. Um ehrlich zu sein, musste ich an meinen Bruder denken – Gott hab ihn selig –, der mir früher auch immer Gruselgeschichten erzählt hatte. „Hmm. Ein Vampir sagt ihr?“, hatte ich gefragt. „Gesehen habe ich nichts. Aber manchmal hört man hier schon komische Geräusche. Als würde Metall auf Metall schlagen!“ Ich hatte mehrfach meine Zähne aufeinander geschlagen, um zu verdeutlichen, dass ich auf die Eisenzähne anspielte.

Die Kinder waren schreiend weggelaufen. Genau das wollten sie hören. Ich war mir sicher, dass sie ihren Freunden davon erzählen würden, aber welches Ausmaß ihre Vampirjagd bald erreichen würde, hätte niemand ahnen können.

Sechs Tage ist es jetzt her, dass der Friedhof am Abend plötzlich von unzähligen Kindern überrannt wurde, die allesamt nach dem Vampir mit den Eisenzähnen suchten.

Die Zeitungen sprachen von über 400 Kindern. Einige von ihnen gerade alt genug, dass sie laufen konnten.

Ich selbst war nicht dabei gewesen. Zum Glück. Auf eine Armee aus schreienden Kindern, die mit spitzen Stöckern, Küchenmessern und Hunden bewaffnet nach einem imaginären Vampir suchten, konnte ich verzichten. Besonders, wenn ich einer der wenigen Erwachsenen gewesen wäre, der erfolglos versucht hatte, für Ordnung zu sorgen. Sogar die Polizei war an der Übermacht an Kindern kläglich gescheitert.

400 Kinder … Eine solch riesige Schar konnte ich mir nicht einmal vorstellen.

Ein Kollege von mir meinte, dass der Schulrektor schließlich aufgetaucht war und ihnen Vernunft eingeredet hatte. Das und der plötzlich aufkommende Regen hatte die Kinder schließlich vertreiben können.

Trotzdem ließen sie sich davon ihre Pläne noch nicht durchkreuzen. Eine kleine Kerntruppe kam die folgenden beiden Nächte wieder, ehe auch sie aufgaben. Und auch letzte Nacht hatte ich noch ein paar wenige Jugendliche gefunden, die sich hinter einem Busch versteckt hatten.

Und so kam es, dass ich in einer meiner letzten Arbeitswochen nachts über den Friedhof streifen durfte, um abenteuerlustige Kinder zu verscheuchen.

Andererseits konnte ich sie verstehen. Die Kinder aus Gorbals hatten nicht viele Freuden im Leben. Ich wusste, dass einige Zuhause geschlagen wurden. Aber auch die anderen hatten keine leichte Kindheit umgeben von all dem Schmutz und Gestank.

Ein plötzlich aufkommender Wind ließ mich frösteln. Als wolle sie meine Gedanken unterstreichen, blies die Brise mir den Gestank der Fabrik entgegen. Es war eine Mischung aus Autoauspuff und Schweißgerät.

Mit gerümpfter Nase kehrte ich dem Eisenwerk den Rücken zu. Vielleicht war die Luft am anderen Ende des Friedhofs etwas erträglicher.

Während ich meiner Wege ging, musste ich wieder an die Kinder denken. Ich betrachtete die Grabsteine, die von meiner Taschenlampe und den gelegentlichen Flammen des Industrieschornsteins erhellt wurden.

Plötzlich stockte ich. Dort stand jemand zwischen den Gräbern. Ich hob meine Taschenlampe, um ihn anzuleuchten, doch der Lichtkegel traf nur auf die beiden Gräber und plattgetretenes Gras.

Verwundert sah ich mich um. „Hallo?“, rief ich vorsichtshalber.

Doch als Antwort ertönte nur das metallische Schlagen aus der Fabrik. Klonk, klonk, klonk.

Erschöpft rieb ich mir über die Augen. Kein Wunder, dass die Kinder bei ihrer Vampirjagd nicht nach Hause gehen wollten. Wenn ich bedenke, dass es in der Nacht auch noch neblig gewesen war, hatten sie wahrscheinlich an jeder Ecke einen Schatten gesehen, den sie für ihren Vampir gehalten hatten.

Dann hörte ich etwas in der Dunkelheit: Stimmen. Sie waren leise, aber wenn ich genau hinhörte, konnte ich einzelne Worte ausmachen:

„Meint ihr, das ist er?“

Dann irgendetwas mit „Vampir“.

Und schließlich ein: „Schhht! Er kommt!“

Ich hielt meine Taschenlampe vor mich, während ich den Stimmen folgte. Hinter einem der Grabsteine konnte ich einen blonden Haarschopf erkennen.

„Kommt raus. Ich seh euch doch hinter den Gräbern!“, rief ich.

Es folgte ein kollektives Aufatmen. „Das ist nur der alte Mr. Ferguson.“

Wenig später standen drei Jungen vor mir. Sie hatten sich der Größe nach aufgestellt. Da waren der junge William, ein blonder Junge, dessen Namen ich nicht kannte, und ein großer schwarzhaariger, der schuldbewusst dreinblickte – Ian, Brian oder so ähnlich.

„Geht nach Hause“, grummelte ich gerade laut genug, dass sie mich verstehen konnten. „Um diese Uhrzeit ist es draußen nicht sicher für ein paar Kinder wie euch. Nicht in Gorbals …“

„Wieso?“, fragte der blonde Junge, der jetzt einen Schritt auf mich zukam. „Weil sich hier ein gefährlicher Vampir rumtreibt?“

„Ach, so ein Blödsinn“, erwiderte ich sofort. „Die Stadt ist auch ohne Vampire kein sicherer Ort. Für keinen von uns!“

„Also ist es auf dem Friedhof nachts gefährlich?“

Ich seufzte schwer. „Nicht gefährlicher als in der Stadt. Aber wenn ihr nicht geht, werde ich euch wohl oder übel bei eurem Rektor und euren Eltern anschwärzen müssen.“ Die Friedhofsleitung hatte mir aufgetragen, das zu sagen. Natürlich würde ich weder das eine noch das andere tun. Die Kinder hatten es auch so schon schwer genug.

Es überraschte mich nicht, wie unbeeindruckt sich die Kinder zeigten. Ian oder Brian bekam zwar große Augen und wirkte fast sofort einen halben Kopf kleiner, aber der Blonde starrte bloß weiter stur gegen mein Taschenlampenlicht an. Zumindest, bis eine erneute Flamme den Friedhof erhellte. Fast sofort sahen die Jungen zeitgleich ein kleines Stück an mir vorbei. Dann rannten sie schreiend weg.

Ich zögerte. Mit der Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Kurz überlegte ich, ihnen nachzulaufen, aber sie waren zu schnell für mich.

Also drehte ich mich vorsichtshalber um. Ich schwenkte meine Taschenlampe langsam von links nach rechts. Grabsteine, Grabsteine, ein Baum, noch mehr Grabsteine. Als ich alles abgeleuchtet hatte, leuchtete ich denselben Weg noch einmal zurück. Aber da war nichts.

Wieder zuckte ein helles Licht von einer Flamme über den Friedhof. Moment … stand da nicht jemand? Ich leuchtete die Stelle an. Aber nein. Es war nur ein Grabstein. Bei dem Spiel aus Licht und Schatten musste er kurz wie eine Person ausgesehen haben. Es würde schon kein Vampir sein … Oder?

„Ach, sei kein Dummkopf. Das ist alles nur kindliche Fantasie!“, murmelte ich mir beruhigend zu.

Trotzdem war da dieses Ziehen in meiner Magengegend. Ein Ziehen, das ich nur aus dem Krieg kannte. Und damals hatte ich gelernt, mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen …

Jetzt kam ich mir sehr klein vor, wie ich allein in fast völliger Dunkelheit auf dem Friedhof stand. Mein Puls beschleunigte sich. Dann folgte mein Atem. Ich versuchte zwanghaft, mich zu beruhigen. Mir einzureden, dass alles gut war.

Knack. Ein plötzliches Knacken hinter mir ließ mich herumfahren. Erst jetzt merkte ich, dass ich den spitzen Stock von vorhin noch in der Hand hielt. Ich hielt ihn schützend vor mich.

„S-Seid ihr immer noch da?“, rief ich in die Dunkelheit. „Kommt schon, geht nach Hause. Bitte.“

Ich sandte ein Stoßgebet zum Himmel, hoffte, dass ich wieder ein leises Tuscheln hören würde. Vielleicht konnte ich wieder einen Haarschopf hinter einem der Gräber sehen …? Aber nein. Da war absolut gar nichts. Nichts außer dem bekannten Gefühl, beobachtet zu werden.

Klonk, klonk, klonk‘, ertönte es weiter vom Eisenwerk. Diesmal kamen mir die Schläge ungewöhnlich aggressiv vor. Ich spürte, wie sich allmählich mein Hals zuschnürte.

Das war der Moment, als ich entschied, nach Hause zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, ob hier irgendwer oder irgendetwas auf mich lauerte, aber ich wollte nicht riskieren, es herauszufinden. Selbst, wenn es kein Vampir war, gab es mehr als genug zwielichtige Gestalten in den Gorbals, denen ich nachts nicht begegnen wollte.

Außerdem … was konnte die Friedhofsleitung schon machen? Mich rausschmeißen?

Ich nahm denselben Weg Richtung Ausgang, den auch die drei Jungen genommen hatten. Bald merkte ich jedoch, wie meine Schritte mit jedem ‚Klonk‘ des Eisenwerks schneller wurden. Es dauerte nicht lange, bis aus meinem Gehen ein Joggen wurde.

Dann plötzlich hörte ich etwas hinter mir. Schritte. Sehr schnelle Schritte. Und sie kamen näher.

Ich weiß nicht, warum ich nicht einfach weitergelaufen war. Vielleicht hätte ich es bis zum Ausgang geschafft. Andererseits hatte der Krieg mir beigebracht, einem potentiellen Feind niemals den Rücken zuzuwenden. Also drehte ich mich um und riss dabei wieder den spitzen Stock vor mich.

Leider vergaß ich dabei für einen Moment, wie kaputt meine Knie waren. Ich drehte mich zu schnell, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Meine Taschenlampe flog in einem hohen Bogen davon.

Jetzt saß ich im Gras, musterte panisch die Dunkelheit vor mir, während ich versuchte, irgendetwas zu erkennen.

Doch das einzige Licht kam von meiner Taschenlampe. Sie lag zu weit weg, ihr Lichtkegel erhellte aber ein kleines Stück Rasen vor mir. Und genau in diesen Kegel trat nun eine Person. Ich konnte ihre Beine nur kurz erkennen, aber sie trug große Schuhe. Definitiv kein Kind oder Jugendlicher!

„Wer … Wer ist da?“, fragte ich. Ich bemühte mich, eine feste Stimme zu behalten.

Doch der Schatten, den ich jetzt in der Dunkelheit ausmachen konnte, antwortete nicht. Stumm trat er bloß weiter auf mich zu.

„Bleib weg!“, rief ich und fuchtelte dabei mit dem Stock. Er war das Einzige, was zwischen mir und dem Schatten stand.

Der Schatten zeigte sich hingegen unbeeindruckt. Er hielt nicht einmal inne.

Jetzt stand er über mir. Da ich nicht wusste, was ich anderes tun konnte, stieß ich mit dem Stock zu. Ich hatte dabei so eine Kraft, dass der Stock sich in den Bauch meines Angreifers bohrte. Ich spürte genau, wie die Spitze in sein Fleisch eindrang. Trotzdem folgte kein Schmerzensschrei. Um genau zu sein, folgte gar keine Reaktion. Völlig unbeirrt beugte der Schatten sich über mich.

„Nein. Nein!“, schrie ich. Ich zerrte an dem Stock, versuchte, ihn freizubekommen, aber er steckte zu fest. Also drückte ich doller zu. Ich spürte, wie er noch weiter in die Gestalt eindrang, aber es kümmerte sie gar nicht. Meine Hände zitterten, während ich ungläubig zu dem dunklen Fleck hochsah, wo das Gesicht der Gestalt sein musste.

Das war der Moment, als eine weitere Flamme den Friedhof erhellte.

„Gütiger Gott“, hauchte ich ungläubig.

Im Licht hatte ich deutlich die Zähne meines Angreifers erkennen können. Sie waren lang, scharf und glänzten wie Metall, während sie auf meinen Hals zu schnellten.

Das war das Letzte, was ich sehen sollte. Doch in den letzten Sekunden meines Lebens bereute ich nur eins: Dass ich es bis zu meinem Tod nicht geschafft hatte, meiner stinkenden Heimatstadt zu entkommen.

Bleibt auf dem neusten Stand und folgt mir auf:

Twitter  Instagram  Facebook  Patreon  Newsletter

Die Legende:

Der Gorbals Vampire (Englisch für „Vampir von Gorbals“) ist eine Legende über einen Vampir des letzten Jahrhunderts. Er erregte 1954 in Gorbals, einem Stadtteil von Glasgow, Schottland, eine solche Aufmerksamkeit, dass sich über 400 Schulkinder versammelten, um den Gorbals Vampire zu töten.

Aussehen:

Über das Aussehen des Gorbals Vampire ist nicht viel bekannt. Die Kinder erzählten 1954 hauptsächlich von einem 7 Fuß (ca. 213 cm) großen Monster mit Eisenzähnen.

Unter anderem wurden auch Zähne wie bei einem Walross oder rot leuchtenden Augen erwähnt.

Weitere Vampireigenschaften hat er keine, was daran liegen kann, das nur die wenigsten Kinder aus den Gorbals wussten, was ein Vampir überhaupt ist.

Eigenschaften:

Auch was die Eigenschaften angeht, gibt es nur wenig Informationen.

Der Gorbals Vampire soll aber, im Gegensatz zu herkömmlichen Vampiren, kein Blut gesaugt, sondern seine Opfer – der Legende nach zwei Schuljungen – getötet und gefressen haben.

Das Ereignis:

Stellt euch folgende Situation vor: Ihr seid ein Polizist, der gebeten wird, sich eine Unruhe auf dem örtlichen Friedhof näher anzusehen. Aber als ihr dort ankommt, findet ihr eine Armee aus hunderten Kindern. Sie sind mit Stöcken, Küchenmessern, Steinen und Hunden bewaffnet, während sie den Friedhof stürmen.

Das mag zwar völlig an den Haaren herbeigezogen klingen, aber genauso hat es sich am 23. September in den Gorbals zugetragen. Angeblich waren es mehr als 400 Kinder, die sich getroffen haben, um den Gorbals Vampire zu töten.

Die Kinder kamen aus allen möglichen Altersgruppen. Die Jüngsten von ihnen sollen gerade einmal 4 Jahre alt gewesen sein, während die Ältesten bereits Teenager waren. Und auch einige besorgte Eltern sollen auf dem Friedhof gewesen sein. Sie erkundigten sich bei den Polizisten, ob irgendetwas an den Gerüchten über den Gorbals Vampire dran sei.

Hinzu kommt, dass es an dem Abend nebelig war. Das Dixon Eisenwerk direkt hinter dem Friedhof hat regelmäßig Feuer gespien, wodurch die Grabsteine und Bäume gespenstische Schatten geworfen haben. Die Kinder sahen an jeder Ecke Silhouetten im Nebel, die sie für den Vampir hielten.

Die Polizei hatte keine Chance, die Kinder aufzuhalten. Erst, als der Schulrektor aufgetaucht war, um die Kinder zurechtzuweisen, und es kurz danach angefangen hatte, zu regnen, kehrten die jungen Vampirjäger nach Hause zurück.

Noch waren die Kinder jedoch nicht bereit, aufzugeben. Einige von ihnen setzten die Suche in den folgenden zwei Nächten fort. Erst in der dritten Nacht verloren auch sie das Interesse und gaben die Jagd auf.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das Ereignis für große Aufmerksamkeit gesorgt hat. Es wurde von der Presse behandelt und hat sogar zu einem Gesetz geführt, dass den Verkauf von Horror- und Krimicomics an Kinder verboten hat.

Lebensraum/Vorkommen:

Wie der Name schon sagt, soll der Gorbals Vampire in Gorbals, einem Stadtteil in Glasgow, Schottland, leben.

Dort soll er in der Southern Necropolis (Englisch für „Südliche Nekropole“), einem riesigen Friedhof mit über 250.000 stattgefundenen Begräbnissen, sein Unwesen treiben.

Ursprung:

Wie bereits angedeutet, wurden Comichefte über Vampire und andere Monster für die Legende des Gorbals Vampire verantwortlich gemacht. Der Grund dafür war wahrscheinlich der 1953 erschienene Comic „The Vampire with the Iron Teeth“ (Der Vampir mit den Eisenzähnen) der Dark Mysteries Reihe.

Aber auch, wenn das auf den ersten Blick logisch klingen mag, wurde dabei nicht bedacht, dass die armen Kinder aus den Gorbals sich im Normalfall keine Comichefte leisten konnten – schon gar keine aus Amerika. Als einige der ehemaligen Kinder 2016 zu der Vampirjagd interviewt wurden, erklärten sie, dass sie damals keine Comics besessen haben. Die meisten von ihnen hatten nicht einmal Fernseher und einige nicht einmal fließend Wasser im Haus.

Und auch ihre Aussage, dass sie zu damaliger Zeit nicht wussten, was ein Vampir überhaupt ist, sollte man nicht außer Acht lassen. Z. B. wusste niemand von ihnen, dass man einem Vampir einen Pflock ins Herz hämmern müsse, um ihn zu töten. Der Plan der Kinder war stattdessen gewesen, den Vampir zu köpfen.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass es noch drei weitere, vielleicht sogar wahrscheinlichere Theorien über den Ursprung der Legende gibt.

Weitere Theorien:

So gab es in Glasgow im 19. Jahrhundert das Kinderschrecklied „Jenny wi‘ the Iron Teeth“ (Jenny mit den Eisenzähnen). Ein Lied über ein Wesen, dass eiserne Zähne hat und Kinder beißt und entführt, wenn sie nicht schlafen wollen.

Die zweite Theorie ist eine Passage aus der Bibel. So wird in Daniel 7-7 von einem Tier mit eisernen Zähnen berichtet.

Und die dritte Theorie berichtet von dem „Iron Man“ (Eisenmann), einem Mann mit eisernen Zähnen, von dem einige Eltern in Gorbals geredet haben sollen. Hierzu habe ich jedoch – abgesehen von einer Zeugenaussage eines damals beteiligten Kindes – keine weiteren Informationen finden können.

Verbreitung der Legende:

Aber auch, wenn man nicht sagen kann, woher die Legende kommt, weiß man, wie sie sich derart verbreiten konnte.

Der Friedhof soll damals nämlich einer der wenigen grünen Flecken im schmutzigen Armenviertel Gorbals gewesen sein. Daher hatten sich dort oft Kinder zum Spielen getroffen. Aufgrund der gruseligen Atmosphäre eignete sich der Ort jedoch ebenfalls wunderbar für Gruselgeschichten. Die Kinder trafen sich dort oft, um sich gemeinsam zu gruseln.

Als unter den Kindern das Gerücht aufkam, dass ein schrecklicher, sieben Fuß großer Vampir mit eisernen Zähnen zwei Jungen getötet und gefressen haben soll, hat sich das unter den Kindern schnell rumgesprochen.

Es dauerte nicht lange, bis es erste angebliche Augenzeugen gab, die den Fängen des Gorbals Vampire nur knapp entkommen seien.

Aber anstatt sich ängstlich zu verstecken und den Friedhof zu meiden, hatten die Kinder von Gorbals in den 1950er Jahren eine andere Vorstellung, wie sie mit einem Monster umzugehen hatten: Sie organisierten die riesige Vampirjagd, die dafür sorgen sollte, dass der Gorbals Vampire in die schottische Geschichte eingeht.

Nach der erfolglosen Jagd war die Legende aber längst nicht vergessen. Die Bevölkerung wusste nun von dem Monster, und auch, wenn die meisten Erwachsenen es als Kinderfantasie abgetan haben, soll es andere gegeben haben, die selbst an den Gorbals Vampire glaubten. Dass es die zwei vermissten Schulkinder, die der Vampir auf dem Gewissen haben soll, nie gegeben hat, hat sie dabei anscheinend nicht interessiert.

Der Gorbals Vampire ist solch eine ikonische Figur der Folklore von Glasgow geworden, dass 2016 Schulen in Glasgow der Legende fast ein komplettes Jahr gewidmet haben. 10 Monate lang haben Schülerinnen und Schüler Zeichnungen, Geschichten und sogar ein berühmtes Graffiti erstellt, die von dem Gorbals Vampire und der Jagd auf ihn inspiriert wurden. Abgerundet wurde das Ganze von einem Theaterstück, das die Gemeinde gemeinsam organisiert hatte. Es wurde Ende Oktober 2016 kurz vor Halloween im Britannia Panopticon aufgeführt.

Was haltet ihr von dem Gorbals Vampire? Hättet ihr euch als Kind getraut, mit den anderen Kindern auf den Friedhof zu gehen? Und wie hättet ihr euch an Mr. Fergusons Stelle verhalten? Schreibt es in die Kommentare!

Wenn ihr mehr solche Geschichten oder Legenden lesen wollt, unterstützt mich auf Patreon, abonniert meinen Newsletter oder folgt mir auf Twitter, Facebook oder Instagram!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert