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Das Bild zeigt eine dunkelhäutige Frau mit dunkelbraunen, langen, sehr lockigen Haaren. SIe hält ein Stück Kohle in der Hand, mit dem sie ein altes, zweimastiges Schiff an die Wand zeichnet.
La Mulata de Córdoba (2023)

La Mulata de Córdoba

Ich habe lange überlegt, ob ich einen Beitrag über „La Mulata de Córdoba“ schreiben soll, da es zwar eine sehr bekannte mexikanische Legende ist, bei ihr jedoch wegen des Namens ein gewisser Rassismus mitschwingt.

Dabei ist die Geschichte an sich nicht rassistisch, sondern lediglich die Erzählart der meisten Versionen. Während ich es bei den alten Versionen der Legende verstehen kann, da es dem damaligen Zeitgeist geschuldet ist, finde ich es erschreckend, dass der Rassismus selbst in modernen Varianten weiterhin verwendet wird. So wird Soledad – so heißt die Frau, von der die Geschichte handelt – noch immer fast ausschließlich als „la Mulata“ bezeichnet, obwohl ihr Name bekannt ist. Und auch das Problem der rassistischen Fetischisierung schwingt bei vielen modernen Varianten der Legende mit.

Das beides habe ich natürlich in meiner Geschichte versucht, zu vermeiden. Und auch, wenn es mal wieder eine nicht-gruselige Legende ist, hoffe ich, dass sie euch trotzdem gefällt.

Viel Spaß beim Lesen!

Triggerwarnungen

– Rassismus

Die Geschichte:

Kennt ihr die Legende von la Mulata de Córdoba? Sie handelt von einer Frau, die im 17. oder 18. Jahrhundert in der damals kleinen Küstenstadt Córdoba in Mexiko gelebt hat. Ihr Name war Soledad, was auf Deutsch „Einsamkeit“ bedeutet.

Soledad war eine Frau, um die sich viele Mysterien ranken. Niemand weiß, wo sie herkam oder wer ihre Eltern waren. Auch ließ sie niemanden zu nahe an sich heran. Sie hatte keine engen Freunde und obwohl sie fast unnatürlich schön war, hatte sie weder einen festen Freund noch einen Ehemann. Aber sie schien nichts daran ändern zu wollen.

Was sie hingegen hatte, war eine Gabe. Sie war eine Magierin, einige mögen sagen eine Hexe, die ihre übernatürlichen Fähigkeiten genutzt hat, um den Menschen zu helfen. Sie konnte aus Kräutern und anderen Zutaten Heilmittel herstellen, die selbst unheilbare Krankheiten heilen konnten. Mit Ritualen und Zaubertränken befreite sie Leute von Unglück, brachte Arbeitslosen Arbeit und half getrennten Liebenden wieder zusammenzukommen.

Die Leute munkelten sogar, dass Soledad das Wetter manipulieren konnte und ihre unbeschreibliche Schönheit und scheinbar ewige Jugend einzig und allein ihrer Magie entsprang.

Doch während sie allerlei kleine Wunder für die Menschen vollbrachte, hatte niemand ahnen können, wie mächtig Soledad wirklich war.

Es war jedoch nicht alles rosig in ihrem Leben. Soledad lebte in einer Zeit, als Hexen von der Kirche verfolgt wurden. Zwar verriet sie niemand an die Inquisition, da die Córdobaner sie respektierten und immer mal wieder auf ihre Hilfe angewiesen waren, trotzdem musste Soledad auf der Hut sein. Jede falsche Bewegung, jede falsche Person, die von ihren Fähigkeiten erfuhr, hätte ihren Tod bedeuten können.

Also führte sie ein ruhiges, unauffälliges Leben. Sie ließ sich nie etwas zu Schulden kommen, ging regelmäßig in die Kirche und behandelte ihre Mitmenschen stets freundlich und respektvoll, wenn auch immer mit einer gewissen Distanz. Wie ich schon sagte, ließ sie niemanden an sich heran. Das galt besonders für Männer.

Trotzdem versuchten viele Männer ihr Glück bei ihr. Egal ob jung, ob alt, ob reich, ob arm. Es war ihrer Schönheit geschuldet, dass sie viele Verehrer hatte. Und nicht alle von ihnen waren ledig.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass die Freundinnen und Ehefrauen besagter Verehrer nicht sonderlich begeistert darüber waren. Auch wenn Soledad jeden Verehrer zurückwies, waren viele ihrer Frauen von Eifersucht geplagt. Sie streuten Gerüchte, um Soledad in ein schlechteres Licht zu rücken.

Soledad merkte schnell, dass die Leute hinter ihrem Rücken redeten.

„Meine Mamá hat gesagt, dass sie eine Hexe ist“, tuschelte eines Tages ein Kind hinter vorgehaltener Hand, als sie über den Marktplatz ging.

„Ja, mein Papá meinte, er hat sie nachts über die Häuser fliegen sehen. Sie hat dabei wie ein altes Weib gekichert!“, erwiderte ein anderes Kind.

Zweifelsohne war besagter Papá einer der Männer, die Soledad zurückgewiesen hatte. Trotzdem konnte sie nichts tun, außer die Kinder zu ignorieren und ihren Einkauf fortzusetzen. Alles andere hätte bloß noch mehr Aufsehen erregt.

Aber Córdoba war eine kleine Stadt. Solche Gerüchte hielten sich hartnäckig. Sie breiteten sich aus wie eine stinkende Woge und festigten sich in den Köpfen der Bewohner.

Spätestens, als das Gerücht aufkam, dass Soledad dem Teufel versprochen sei und das der Grund dafür wäre, dass sie keine Männer an sich heranließ, spürte Soledad die Auswirkungen des Geschwätzes.

Die Leute wurden ihr gegenüber allmählich misstrauisch. Immer weniger Menschen kamen zu ihr, um sie um Hilfe zu bitten. Aber obwohl die Gerüchte einige potentielle Verehrer verschreckten – immerhin wollte niemand es mit dem Teufel zu tun bekommen –, gab es andere, die sich nicht davon beeindrucken ließen. Geblendet von Soledads Schönheit versuchten sie ihr Glück trotzdem bei ihr.

Einer dieser Männer war Don Martin de Ocaña, der Bürgermeister von Córdoba. Er war ein reicher Mann, der es gewohnt war, dass er seinen Willen bekam.

Und so klopfte es eines frühen Morgens an Soledads Tür. Für sie war das nichts Ungewöhnliches. Die Leute kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit zu ihrem Haus, wann immer sie Hilfe benötigten und sich von ihren Nachbarn unbeobachtet fühlten.

Als Soledad die Tür jedoch öffnete, fiel das Licht ihrer Lampe auf einen bunten Blumenstrauß. Der bunteste Blumenstrauß, den sie je gesehen hatte. Der Bote, der ihr die Blumen entgegenhielt, wirkte im Vergleich fast klein.

„Für Sie, Soledad. Mit freundlichen Grüßen von Don Martin de Ocaña“, sagte der Bote überschwänglich.

Soledad fand die Blumen wunderschön. Bereits aus der kurzen Distanz konnte sie ihren süßen Duft riechen und ihre Farbpracht bewundern. Am liebsten hätte sie sie angenommen, aber sie wusste, dass ein solches Geschenk nie ohne erwartete Gegenleistung kam. Wenn sie den Blumenstrauß annehmen würde, hätte Don Martin de Ocaña das als Einladung gesehen.

„Danke, aber ich kann das Geschenk nicht annehmen“, erwiderte sie. „Richten Sie dem Bürgermeister bitte aus, dass er sein Glück lieber bei einer anderen Frau versuchen soll.“

Der Bote machte große Augen. „Don Martin wird darüber nicht erfreut sein! Bitte, überdenken Sie es noch einmal!“, flehte er sie an. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass der Ärger seines Auftraggebers ihn treffen würde, wenn er mit schlechten Nachrichten zu ihm zurückkehrte.

Aber Soledad ließ sich nicht umstimmen. Wenn sie mit dem Bürgermeister gesehen werden würde, würde das sie nur noch mehr ins Rampenlicht rücken. Und so schickte sie den Boten mitsamt den Blumen zurück zu Don Martin de Ocaña.

Der Bürgermeister war verwirrt. Er war es nicht gewohnt, abgelehnt zu werden. Also entschied er, es noch einmal zu versuchen. Es dauerte keine Woche, bis ein weiterer Bote vor Soledads Tür stand. Er bot ihr die feinsten Kleider an, die sie je gesehen hatte – mit freundlichen Grüßen von Don Martin de Ocaña. Wieder schickte Soledad den Boten mit den Geschenken fort.

Es folgten noch einige weitere Geschenke, doch Soledad lehnte sie alle ab. Also entschied Don Martin, die Sache anders anzugehen.

Es war ein angenehm warmer Morgen. Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen über den Marktplatz, auf dem Soledad ihre Einkäufe erledigte. Sie war gerade dabei, frisches Obst an einem der Stände zu begutachten, als plötzlich ein Raunen durch die Menge ging.

Schnell sah Soledad sich um. Es konnte ja sein, dass die Inquisition gekommen war, weil sie nach ihr suchten. Fast sofort erkannte Soledad, was los war:

Ein Blumenstrauß, noch größer und bunter als der erste, schob sich durch die Menge auf Soledad zu. Dahinter konnte sie gerade noch so Don Martin erkennen.

„Soledad, oh schönste aller Blumen, ich weiß jetzt, warum du meine Geschenke abgelehnt hast“, sagte er, sobald er sie erreicht hatte. „Ich war ein Narr. Ich hätte gleich zu Anfang persönlich zu dir kommen sollen. Bitte, nimmst du diese Blumen als Entschuldigung an?“

Für einen kurzen Moment war Soledad sprachlos. Sie verstand nicht, wie der Bürgermeister sie so missverstanden haben konnte. Kurz bevor die Stille unangenehm wurde, antwortete sie: „Es tut mir wirklich leid, aber ich kann Ihre Blumen nicht annehmen. Bitte verzeihen Sie, Don Martin de Ocaña. Ich bin mir sicher, Sie finden eine andere Frau.“

Mit diesen Worten machte Soledad auf dem Absatz kehrt und eilte, gerade so schnell, dass es nicht unhöflich war, vom Marktplatz.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie beschämend die Situation für Don Martin gewesen sein musste. Wie er mit offenem Mund dastand, die Blumen noch immer in den Händen, während alle Augen auf ihn gerichtet waren. Und dann hatte die Frau, die ihn abgelehnt hatte, auch noch eine dunkle Hautfarbe!

Denn ihr müsst wissen, dass Menschen mit einem schwarzen Elternteil zu damaligen Zeiten in Mexiko weniger Rechte hatten. So traurig es auch ist, waren sie nicht selten in den Augen ihrer nicht-schwarzen Mitmenschen weniger Wert.

Aber Don Martin war nicht Bürgermeister von Córdoba geworden, indem er mit Druck und unerwarteten Situationen nicht umgehen konnte. Sofort setzte er zu einem Lachen an. „Ha! Frauen!“, verkündigte er fröhlich. „Man muss sie nicht verstehen!“

Scheinbar gut gelaunt, begann er, die Blumen an die Passanten zu verschenken, um von der unangenehmen Situation abzulenken. Innerlich brodelte er hingegen. Fieberhaft überlegte er, wie er sein Gesicht vor dem Volk wahren konnte.

Weniger als 24 Stunden später hatte er einen Plan ausgearbeitet. Einen Plan, der ihn wieder in ein gutes Licht rücken und Soledad zum Verhängnis werden sollte.

Don Martin ließ überall herumerzählen, dass Soledad ihm einen Liebestrank eingeflößt habe, nur um ihn anschließend in aller Öffentlichkeit bloßzustellen. Sie habe es aus purer Boshaftigkeit getan, um seinem Ruf zu schaden.

Das Gerücht breitete sich schneller aus als ein Waldbrand im Hochsommer. Bald behaupteten auch andere Männer, Soledad habe ihnen einen Liebestrank gegeben. Es war perfekt! Endlich hatten sie einen Grund, eine Ausrede, weshalb sie ihren Frauen untreu gewesen waren. Die armen Männer konnten gar nichts dafür. Es war die dunkle Magie einer Hexe, die ihren Verstand vernebelt hatte!

Und so kam es, wie es kommen musste. Das Gerücht schlug so hohe Wellen, dass schließlich auch die Inquisition von der vermeintlich bösen Hexe erfuhr, die in Córdoba ihr Unwesen trieb.

Als die Inquisition schließlich vor Soledads Tür stand, um sie zu verhaften, leistete die Magierin keinen Widerstand. Unter den zufriedenen und spöttischen Blicken der Córdobaner ließ sie sich abführen. Ihre Nachbarn, die noch Wochen zuvor um ihre Hilfe gefleht hatten, hatten nichts als Verachtung in ihren Augen.

Einige Jugendliche bewarfen Soledad sogar mit faulem Obst, das süßlich stinkende Flecken auf ihrer Kleidung hinterließ. Sie ließen es aber sofort bleiben, als die Inquisitoren sie mit bösen Blicken straften – wahrscheinlich hatten die heiligen Männer Angst, selbst getroffen zu werden.

Was darauf folgten, waren ein schnelles Gerichtsverfahren und eine Verurteilung zum Tod durch Verbrennung. Der Entschluss des Gerichts stand bereits fest, bevor Soledad auch nur einen Fuß in das Gerichtsgebäude gesetzt hatte. Mit Hexen wurde kurzer Prozess gemacht.

Und so landete sie noch am selben Tag in einer kalten, ungemütlichen Zelle. Aber während die meisten Menschen in ihrer Situation wohl aufgegeben hätten, entschied Soledad, ein letztes Wunder zu vollbringen, eine letzte Demonstration ihrer Macht.

Wann immer man ihr etwas zu Essen brachte – es gab nur trockenes Brot, manchmal hatte es schon grüne Flecken –, verwickelte sie den Wachmann in Gespräche.

Diesmal war es der Mann, der sie auf Distanz hielt. Er war vor ihr gewarnt worden. Trotzdem verfiel bald auch er ihrer Schönheit. Er genoss es, mit ihr zu reden.

Erst waren es nur Kleinigkeiten. Soledad fragte nach dem Wetter, was es Neues aus der Stadt gab oder was der Wachmann zu Mittag gegessen hatte. Später wurde sie persönlicher. Sie erfuhr, dass der Wachmann allein mit seiner kranken Mutter lebte, gab ihm Ratschläge, wie er sie zu pflegen hatte, und redete mit ihm über seinen toten Vater.

So ging es bis zum Tag vor Soledads Hinrichtung weiter. Der Wachmann hatte eine finstere Miene, während er ihr das trockene Brot brachte. Nach einem verstohlenen Blick legte er ihr außerdem einen frischen Apfel hin, den er reingeschmuggelt hatte.

„Für dich“, sagte er mit trockenem Hals. Dann wandte er sich zum Gehen.

Soledad sprang auf. „Bitte warte!“, flehte sie ihn an, blieb aber auf Abstand, um ihn nicht zu verunsichern. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“

Der Wachmann wandte sich ihr wieder zu. Misstrauisch sah er sie an. Hatte Soledad ihn noch nicht genug um den Finger gewickelt?

„Was willst du?“, fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Nicht viel. Nur eine Kleinigkeit. Würdest du mir bitte ein Stück Holzkohle bringen? Sieh es als meinen letzten Wunsch!“

Der Wachmann wusste nicht, was sie damit vorhatte. Er überlegte fieberhaft hin und her. Brauchte sie es für irgendeine Art Zauber? Aber was konnte sie mit einem einzigen Stück Kohle schon ausrichten? Also kam er ihrer Bitte schließlich nach.

Soledad dankte ihm überschwänglich. Sobald der Wachmann fort war, nahm sie das Stück Kohle und hockte sich vor eine Wand, wo sie sofort zu zeichnen begann.

Sie ruhte in jener Nacht nicht eine Sekunde. Wie im Wahn malte sie weiter und weiter. Ein Kohlestrich präziser als der nächste zeichnete sie einen Schiffsbug an die Wand. Dann folgten die Masten, die Segel und schließlich das Lenkrad und die Seile.

Als der Wachmann am nächsten Morgen wiederkam, saß Soledad müde lächelnd auf der unbequemen Matratze, die ihr Bett darstellte. Mit einer Gelassenheit, die eine zum Tode Verurteilte nicht haben sollte, stand sie auf.

„Ist es so weit?“, fragte sie den Wachmann.

Dieser nickte bloß traurig. Man sah ihm an, dass er keine Freude daran hatte, Soledad zu ihrem Scheiterhaufen bringen zu müssen. Dann bemerkte er die Kohlezeichnung an der Wand. Staunend stand er davor. Noch nie in seinem Leben hatte er ein solches Kunstwerk gesehen.

„Fehlt dem Schiff irgendetwas?“, fragte Soledad.

Der Wachmann war nicht in Eile, während er das Schiff genau betrachtete. Er war froh, dass er Soledad noch ein paar wenige Sekunden Leben schenken konnte.

Als er das Schiff schließlich fertig studiert hatte, wandte er sich wieder Soledad zu. „Es ist perfekt. Nicht ein einziges Seil fehlt deinem Schiff. Alles, was ihm jetzt noch fehlen könnte, wäre, dass es die Segel setzt.“ Ein trauriges Lächeln lag auf seinem Gesicht.

Soledad erwiderte sein Lächeln, nur das ihres sehr viel wärmer und fröhlicher wirkte. „Wenn das dein Wunsch ist, wird das Schiff Segel setzen“, antwortete sie.

Dann trat sie – so besagt es die Legende – in die Wand hinein. Mit einem Satz sprang sie, nun selbst eine Kohlezeichnung, auf das Schiff, wo sie beim Steuerrad landete.

Ungläubig starrte der Wachmann sie an, wie sie ihren kleinen Kohlearm hob, um ihm zuzuwinken. Die Segel des Schiffes blähten sich auf, als würde ein Wind in sie blasen, und das Schiff segelte langsam davon. Der Wachmann konnte nur zusehen, wie das Schiff in der nächsten Zellwand verschwand.

Das war das letzte Mal, dass Soledad in Córdoba gesehen wurde. Einige Leute sagen, dass sie an jenem Tag zu ihrem Ehemann, dem Teufel zurückgekehrt sei. Aber das glaube ich nicht. Wenn Soledad wirklich dem Teufel versprochen war, wieso war sie dann solch ein gutherziger Mensch? Wieso sollte sie all die Jahre den Leuten aus Córdoba geholfen haben, wenn sie angeblich böse war?

Ich glaube viel eher, dass sie sich einen neuen Ort zum Leben gesucht hat. Eventuell ist sie zu ihrer Familie zurückgekehrt.

Und wer weiß, wenn die Gerüchte wirklich stimmen, dass Soledad dank ihrer Magie nicht gealtert ist, vielleicht lebt sie dann ja sogar noch heute unter uns.

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Die Legende:

La Mulata de Córdoba ist eine alte Legende aus Córdoba in Veracruz, Mexiko. Sie handelt von einer wunderschönen und mächtigen Magierin, die, obwohl sie den Leuten eigentlich nur geholfen hat, als Hexe zu Tode verurteilt wurde.

Kurze Anmerkung zum Wort „Mulata“:

Ich verzichte in diesem Fall auf eine Übersetzung des Wortes, da ich kein rassistisches Vokabular verbreiten möchte.

Im Spanischen sieht es mit dem Wort „Mulata“ jedoch etwas anders aus als in anderen Sprachen. Obwohl sein Ursprung eindeutig rassistisch ist (das Wort kommt von „Mulo“, Spanisch für „Maultier“), nutzen dort viele Mixed People (Leute mit Eltern unterschiedlicher ethnischer Abstammung) das Wort mit Stolz. Sie haben es sich also zu gewissen Teilen angeeignet.

Trotzdem ist das Wort keinesfalls unbefangen und es gibt auch eine Gegenbewegung, die das Wort weiterhin als rassistisch auffasst und aus dem Wortschatz verbannen möchte.

Ablauf:

Die Legende von La Mulata del Córdoba spielt im 17. oder 18. Jahrhundert. Damals lebte eine Frau namens Soledad (Spanisch für „Einsamkeit“) in Córdoba, die von den Leuten jedoch nur „la Mulata“ genannt wurde.

Soledad soll wunderschön gewesen sein. Sie hatte magische Fähigkeiten, mit denen sie den Leuten half. Und auch ihre scheinbar ewig währende Jugend und Schönheit schrieb man ihrer Magie zu.

Gleichzeitig wusste niemand etwas über sie. Man wusste nicht, woher sie kam, wer ihre Eltern waren oder woher sie ihr Wissen und ihre Magie bezog. Es gab sogar Gerüchte, dass sie eine Hexe sei, die mit dem Teufel im Bunde ist.

Trotzdem meldete niemand Soledad bei der Kirche oder der Inquisition, da sie ihnen bei ihren Problemen half und ein gutes Leben führte.

Doch wie es oft mit dem Übernatürlichen und Unerklärlichen ist, war Soledads ruhiges Leben nicht von Dauer. Aufgrund ihrer Schönheit hatte sie viele Verehrer, deren Freundinnen und Ehefrauen ihr gegenüber schnell eifersüchtig wurden.

Sie verbreiteten Gerüchte über sie, dass sie nachts durch die Luft flöge, dabei unheimlich lache und dass Satan in ihrem Haus ein und ausginge. Da sie kein Interesse an den Männern zeigte, die ihr Glück bei ihr versuchten, kam sogar das Gerücht auf, dass sie dem Teufel als Ehefrau versprochen sei.

Der Mann, der Soledad schließlich zum Verhängnis wurde, war der Bürgermeister von Córdoba: Don Martin de Ocaña. Er umwarb Soledad und beschenkte sie mit teuren Geschenken, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch Soledad blieb auch ihm gegenüber kalt und gab ihm keine Chance.

Das machte Don Martin de Ocaña wütend. So wütend, dass er ihr die Inquisition auf den Hals hetzte. Kurz darauf wurde Soledad wegen Hexerei verhaftet und zum Tod durch Verbrennung verurteilt.

Als Soledad im Gefängnis saß, wartete sie jedoch nicht tatenlos auf ihre Hinrichtung. Stattdessen bat sie einen Wächter um ein Stück Kohle. In einigen Versionen hat sie sich dafür mit ihm angefreundet, in anderen reichte ihre Schönheit aus und in wieder anderen war das Stück Kohle ihr letzter Wunsch.

Sobald sie die Kohle hatte, machte sie sich sofort an die Arbeit. Sie begann, ein Schiff an die Wand ihrer Zelle zu malen. Und zwar in solcher Präzision, dass jedes einzelne Stück Stoff, jede Planke und jedes Detail da waren. Sie brauchte hierfür entweder mehrere Tage oder fertigte die komplette Zeichnung in der Nacht vor ihrer Hinrichtung an.

Als sie schließlich zur Hinrichtung abgeholt werden sollte, zeigte sie dem Wachmann ihr Werk. Sie fragte ihn, ob an der Zeichnung irgendetwas fehle.

Der Wachmann nahm sich Zeit, die Zeichnung anzusehen. Er betrachtete sämtliche Details, bis er schließlich meinte, dass an dem Schiff alles dran sei. Das Einzige, was fehle, wäre, dass es Segel setzte.

Daraufhin erwiderte Soledad, dass, wenn das so wäre, das Schiff Segel setzen solle.

Vor den Augen des Wachmanns sprang die Frau plötzlich in die Wand und stand als Kohlezeichnung auf dem Schiff. Das Schiff segelte los und verschwand zusammen mit Soledad in der Zellenwand.

Manchmal endet die Geschichte an dieser Stelle. In anderen Fällen heißt es, dass der Wachmann vor Schock gestorben oder wahnsinnig geworden sei. Manchmal sollte statt des Wachmanns auch ein Mitglied der Inquisition Soledad aus ihrer Zelle holen.

Darüber, ob Soledad nun wirklich eine böse Hexe war, die mit dem Teufel im Bunde war, oder eine gutmütige Frau mit magischen Fähigkeiten, gibt es verschiedene Aussagen.

Ort des Geschehens:

La Mulata de Córdoba spielt, wie der Name schon sagt, in Córdoba, einer Stadt in Veracruz, Mexiko.

Ursprung:

Zu dem Ursprung von La Mulata del Córdoba habe ich erstaunlich wenig herausfinden können. Zwar gab es zur Kolonialzeit in Mexiko durchaus Hinrichtungen von vermeintlichen Hexen, aber ob eine Frau namens Soledad darunter war, ist nicht bekannt.

Und auch den Namen des Bürgermeisters Don Martin de Ocaña habe ich nur im Zusammenhang mit der Legende gefunden.

Ich weiß nur, dass schriftliche Aufzeichnungen der Legende bereits seit über 200 Jahren existieren. Mündliche Überlieferungen könnten sogar noch älter sein.

Außerdem ist die Legende in der Literatur und Kunst weit verbreitet. So gibt es bereits viele, hauptsächlich mexikanische Kunstschaffende und Schriftstellende, die die Legende in ihren Bildern und Geschichten behandelt haben. Auch gibt es ein Theaterstück und eine Oper, die die Legende nacherzählen.

Der Film „La Mulata de Córdoba“ von 1945 hingegen hat hingegen nichts mit der Legende zu tun.

Was vielleicht auch noch interessant ist, ist ein mexikanisches Sprichwort, das sich auf die Legende bezieht. Wenn jemand um etwas Unmögliches gebeten wird oder etwas gefragt wird, das er nicht wissen kann, so kann er antworten: „Yo no soy la Mulata de Córdoba!“ (Spanisch für: „Ich bin nicht la Mulata de Córdoba!“)

Was haltet ihr von der Legende? Wie hat euch meine Geschichte dazu gefallen? Denkt ihr, dass Soledad eine böse Hexe war oder zu Unrecht beschuldigt wurde? Was glaubt ihr, ist mit ihr passiert, nachdem sie mit dem Schiff verschwunden ist? Schreibt es in die Kommentare!

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6 Kommentare

  1. Tanic schreibt:

    Das ‚Warten‘ hat sich definitiv gelohnt.
    Die Geschichte ist dir wunderbar gelungen, und auch die Legende berührt mich auf ganz besondere Weise. Vermutlich, weil sie mich an Vieles aus meiner Zeit als junge Frau erinnert. Abgesehen davon, dass ich natürlich keine Magierin bin, haben mich die vielen Berührungspunkte mit Soledad doch ein wenig aufgewühlt.
    Nichtsdestotrotz finde ich es großartig, dass du dich letzten Endes doch noch dazu durchgerungen hast, die Legende zu bearbeiten.
    Viele liebe Grüße,
    Tanic

    • Jeremie Michels schreibt:

      Hmm. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob es mich freut, dass du dich so mit Soledad identifizieren kannst, oder es mir leidtut, dass es dich so aufwühlt. Vielleicht ein Stückchen von beidem. ^^‘
      Was mich aber auf jeden Fall freut, ist, dass die Geschichte/Legende dich so berührt hat.

  2. Tanic schreibt:

    Sag mal, kann es sein, dass beim Hochladen der Geschichte irgendwas schief gelaufen ist?
    Legende, Ort, Ablauf etc. sind da – nur deine Geschichte fehlt.
    Zumindest ist bei mir auf dem Schirm nichts zu sehen… 😉
    Viele Grüße,
    Tanic

    • Jeremie Michels schreibt:

      Warum sagt denn niemand was!? 😱

      Also ja, da ist etwas schiefgelaufen. Jetzt ist die Geschichte jedenfalls da. Tut mir leid, dass du bzw. ihr warten musstet. 😓

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