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Roggenmuhme Zeichnung von Jeremie Michels. Man sieht eine seltsame Frau, mit dunkelgrauer Hautfarbe. Ihre Augen leuchten weiß und starren den Betrachter direkt an. Ihre Ebenfalls schwarze Kleidung hängt in Fetzen an ihr herab. Außerdem leuchtet ihre rechte Hand in einem feurigen Ton.
Roggenmuhme (2020)

Die Roggenmuhme

Die Roggenmuhme hat dieses Jahr die Ehre, meine Halloween-Legenden einzuleiten. Wie der Name schon sagt, wird sie hauptsächlich mit Roggenfeldern in Verbindung gebracht. Technisch gesehen handelt es sich daher in meiner Geschichte um eine Maismuhme, ich habe mich wegen der Bekanntheit aber trotzdem für den Begriff „Roggenmuhme“ entschieden.

Die Geschichte:

Die Sonne begann bereits, das Maisfeld in ein rotgoldenes Licht zu hüllen, als sich mein letzter Aufbauhelfer verabschiedete.

„Okay Frank, die letzte Deko steht. Ich mach mich dann auf den Heimweg!“, rief Jonas mir verabschiedend zu.

„Alles klar. Bis morgen!“, rief ich zurück.

Ich war ebenfalls gerade fertig geworden, blieb jedoch noch einen Moment stehen und ließ meinen Blick stolz über das Feld schweifen. Nicht nur, dass die Maisernte dieses Jahr besonders gut ausfallen würde, wir waren auch noch einen Tag früher mit dem Maislabyrinth fertig geworden, als geplant, konnten also bereits morgen die ersten Besucher hineinlassen.

Das Geld hatten wir auch dringend nötig. Die Jahr für Jahr schlimmer werdende Sommerhitze machte den Beruf als Bauer immer erschwerlicher. Deswegen waren die Einnahmen des Maislabyrinths eine große Hilfe – zumal es sich in der Zeit um Halloween einer großen Beliebtheit erfreute.

„Okay Mimi, wir machen auch Schluss für heute. Pack deine Puppen zusammen“, sagte ich, während ich mich zu meiner Tochter umdrehte. Dann stockte ich. „Mimi?“, sagte ich etwas lauter.

Vor mir lag nur noch die Picknickdecke, die ich ihr hingelegt hatte und eine ihrer beiden Puppen. Von Mimi und Prinzessin Lala – ihre Lieblingspuppe, die sie überall mit hinnahm – fehlte jede Spur.

„Dieses Gör“, grummelte ich leise. Sie wusste genau, dass sie nicht alleine in das Maislabyrinth gehen durfte!

Verärgert stapfte ich in Richtung Eingang. Hoffentlich war sie wenigstens an ihrem Lieblingsort – einem freien Platz in der Mitte des Felds, der jedes Jahr gleich war und etwa auf der Hälfte des Labyrinths lag. Dann müsste ich sie wenigstens nicht suchen.

Ich ging durch das Labyrinth und wollte gerade Mimis Namen brüllen, als ich plötzlich ein Rascheln im Mais neben mir hörte. Sofort blieb ich stehen und starrte angestrengt in das Gewirr aus Pflanzenstängeln, Blättern und Ackerboden.

„Mimi? Mimi, bist du das?“, fragte ich laut.

Keine Antwort. War es bloß ein Hase oder ein anderes Tier, das jetzt zur Dämmerung aktiv wurde?

„Mimi! Wenn du das bist, komm sofort raus. Sonst gibt es eine Woche lang kein Fernsehen!“, forderte ich etwas strenger.

Doch es war nicht Mimi. Zumindest schloss ich das aus dem angsterfüllten Gekreische, das jetzt aus der Mitte des Feldes kam … Mimis Gekreische!

„Mimi!“, brüllte ich – jetzt mehr panisch, als wütend.

Zwar versuchte ich, mich damit zu beruhigen, dass sie sich bei dem immer schwächer werdenden Tageslicht bloß vor einer der Halloweendekorationen erschreckt hatte, aber welcher Vater machte sich keine Sorgen, wenn seine Tochter derartig kreischte?

„Mimi!“, brüllte ich erneut, während ich die Gänge zwischen dem Mais entlang rannte.

Wieso antwortete sie denn nicht?

Dann endlich konnte ich vor mir sehen, wie die Maiswände abrupt aufhörten. Ich hatte die Mitte erreicht!

Doch als ich auf den Platz stolperte, fehlte von Mimi jede Spur. Hier standen nur eine grässliche Vogelscheuche, eine Riesenspinne in einem Plastiknetz und einige Kürbisse herum. Ich ging sogar zu dem Stand, wo wir tagsüber heiße Getränke und Kleinigkeiten zu Essen verkauften und schaute darunter, aber Mimi war nicht hier.

Dafür fand ich ihre Puppe Prinzessin Lala. Sie lag am Rand des Platzes bei den Maispflanzen. Mimi hatte Lala noch nie irgendwo liegen lassen. Wenn sie ihr herunterfiel – was äußerst selten vorkam – hob sie sie sofort wieder auf und entschuldigte sich mehrfach bei ihr. Sie hier im Dreck liegen zu lassen, sah Mimi ganz und gar nicht ähnlich!

„Mimi, wo bist du?“, brüllte ich jetzt aus voller Lunge.

Keine Antwort.

Ich sah mich weiter um, kniete mich sogar auf den Boden, um besser zwischen den Maispflanzen hindurchsehen zu können – vielleicht hatte sie sich ja bloß versteckt.

Plötzlich raschelte es hinter mir im Mais.

„Gott sei Dank“, hauchte ich, schlug dann aber einen ernsteren Ton an. „Junge Dame, hab ich dir nicht wieder und wieder gesagt, dass du nicht alleine in das Maisfeld gehen sollst? Ich habe dir schon oft genug erklärt, dass …“ Doch mein nächstes Argument blieb mir im Hals stecken.

Das, was dort aus dem Mais heraus trat, war nicht Mimi. Dafür erkannte ich das Wesen sofort – die dunkelgraue, fast schwarze Haut, die genauso dunkle Kleidung, das alte Aussehen mit den vielen Falten und trotzdem die beträchtliche Körpergröße und der aufrechte Gang, dazu das feurige Leuchten, das ihre klauenartigen Finger umschloss …

„Die Roggenmuhme“, hauchte ich ungläubig.

Sie sah genauso aus, wie mein Vater es mir früher in den Schreckgeschichten beschrieben hatte, die dafür sorgen sollten, dass ich nicht in das Feld rannte oder die Pflanzen beschädigte … Jedoch hätte ich niemals gedacht, dass es sie wirklich gibt! Es war eine Geschichte, ein Märchen. Es gab keine Monster! … und doch stand sie hier vor mir.

Obwohl der Schock und die Angst meine Beine weich wie Butter werden ließen und meine Stimme brüchig machten, konfrontierte ich sie. Solange ich die Pflanzen nicht beschädigt hatte, sollte ich vor ihr sicher sein – zumindest, falls Vaters Geschichten der Wahrheit entsprachen.

„W-was wollt Ihr hier?“, stammelte ich.

Jetzt wandte sie sich zu mir. Sie musterte mich mit ihrem stechenden Blick von Kopf bis Fuß.

„Ich habe kein Problem mit dir, Bauer“, sagte sie mit ihrer krächzigen Stimme, die mir sofort eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

„Und mit meiner Tochter?“, hakte ich schnell nach. Gleichzeitig sendete ich ein Stoßgebet zum Himmel, dass Mimi nicht in Gefahr war.

„Sie hat meinen Pflanzen weh getan. Du weißt, was das heißt“, antwortete sie und ging weiter, ohne sich auch nur ein zweites Mal nach mir umzudrehen.

Obwohl sie nicht rannte, kam sie sehr schnell voran. Es dauerte keine fünf Sekunden, bis sie den Platz überquert hatte und auf der anderen Seite zwischen den Maispflanzen verschwand.

Während ich ihr nachsah und verarbeitete, was ich gerade erlebt hatte, wurde mir bewusst, was die Roggenmuhme da gerade angedeutet hatte … Sie würde Mimi suchen und sie töten!

Wenn meine Tochter Glück hatte, würde sie sie lediglich einschlafen und friedlich sterben lassen, doch die meisten Geschichten waren sehr viel grausamer. Ich erinnerte mich daran, wie ich als Kind panische Angst davor hatte, von der Roggenmuhme in einem eisernen Butterfass zerstampft zu werden oder von ihr Gliedmaßen herausgerissen zu bekommen!

Aber egal, was dieses Wesen auch mit meiner Mimi vorhatte, sie würde es nicht überleben. Ich musste meine Tochter vor ihr finden!

„Mimi! Mimi!“, brüllte ich jetzt, während ich durch die Gänge das Labyrinths hetzte – stets darauf bedacht, keine der Pflanzen zu beschädigen, damit ich nicht auch noch zum Opfer der Roggenmuhme wurde.

Dann, fast schon unerwartet, ertönte plötzlich eine piepsige, verheulte Stimme. „Papa? Ich bin hier!“

Ich blieb stehen, um zu lauschen. Aus welcher Richtung kam ihre Stimme? Um mich herum raschelten einige Pflanzen, aber kam das von ihr oder von der Roggenmuhme?

Ihr Kreischen ließ mich zusammenzucken. Dafür wusste ich jetzt, wo sie war.

Ohne zu zögern, rannte ich weiter, bog um eine Ecke und … stieß fast mit der Roggenmuhme zusammen. Sie war kleiner als vorhin … Nein, nicht kleiner, sie kauerte am Boden. Und direkt unter ihr lag …

„Mimi!“, schrie ich.

Mein kleines Mädchen bewegte sich nicht. War sie bloß bewusstlos oder war sie …

Ich hörte auf zu denken, während meine Instinkte einsetzten. Dass ich der gruseligen Strohpuppe neben mir die Harke aus der Hand gerissen hatte, bemerkte ich erst, als ich sie der Roggenmuhme mit vollem Schwung gegen die Brust donnerte.

Die Roggenmuhme taumelte zurück, schien jedoch eher überrascht, als verletzt zu sein. Trotzdem ließ ich die Gelegenheit nicht verstreichen, nahm Mimi hastig auf die Arme und sprintete mitten durch den Mais. Ich wusste genau, dass ich in dieser Richtung in nur wenigen Metern aus dem Feld heraussein würde.

Maisstängel, -kolben und -blätter schlugen mir ins Gesicht und verlangsamten meinen Sprint. Ich nahm keine Rücksicht mehr darauf, die Pflanzen nicht zu beschädigen. Wenn die Roggenmuhme mich einholte, würde sie mich jetzt auch töten.

Gleichzeitig ertönte hinter mir ein grässliches Geschrei, das voller Wut und Schmerz lag – dicht gefolgt von schnellen Schritten und einem starken Geraschel im Mais. Die Roggenmuhme hatte zu einem Sprint angesetzt.

Während die Schritte hinter immer lauter wurden und das Geraschel immer näher klang, starrte ich angestrengt durch den Mais vor mir. Wann war das Feld endlich zu Ende?

Jetzt konnte ich auch ein wuterfülltes Schnauben und Keuchen hinter mir hören. Die Roggenmuhme hatte uns fast eingeholt!

Flüchtig wagte ich einen Blick nach hinten. Eine feurige Kralle schoss genau auf meinen Hals zu. Gleichzeitig stolperte ich jedoch über etwas am Boden, sodass die Hand über mich hinweg schoss … und ich mit dem vollen Schwung des Sturzes aus dem Maisfeld rollte.

Mimi lag neben mir, während ich mich benommen aufsetzte. Als mein Blick auf sie fiel, griff ich instinktiv nach ihr und fühlte ihren Puls. Gott sei Dank! Sie lebte!

Dann wanderte mein Blick weiter, auf die große, schwarze Kreatur, die direkt vor mir am Rand des Maisfeldes stand.

Panisch griff ich nach Mimi und zog sie rückwärts robbend von ihr weg. Doch die Roggenmuhme regte sich nicht mehr. Sie stand einfach nur bedrohlich da und fixierte mich mit ihren Augen. Wie es aussah, konnte oder wollte sie das Maisfeld nicht verlassen!

„Gib sie mir zurück, Bauer“, befahl sie ruhig.

„Niemals!“, stieß ich aus. „War ich nicht immer gut zu Euch? Habe ich die Pflanzen nicht immer gepflegt?“, versuchte ich, zu verhandeln.

„Das hast du“, krächzte die Roggenmuhme. „Deswegen bin ich bereit, dein Leben zu verschonen. Nicht aber das, deiner Tochter!“

Entsetzt starrte ich sie an. „Nein! Nein, Ihr könnt sie nicht haben!“

Jetzt sah die Roggenmuhme plötzlich sehr traurig aus. Ich hatte fast Mitleid, wenn es nicht das Leben meiner Tochter gehen würde.

„Wie du willst“, sagte sie mit derselben Traurigkeit in ihrer Stimme, die auch in ihrem Blick lag.

Sie hob die Arme wie ein Priester, der eine Predigt beginnen möchte, nur dass sie keinen Segen brachte, sondern Tod. Die Pflanzen um sie herum begannen, sich zu verfärben und zu verschrumpeln. Die Blätter wurden schlaff, die Stängel knickten um und legten sich zu Boden, die Maiskolben begann, zu verfaulen.

Jetzt drehte sich die Roggenmuhme um und ging zurück ins Kornfeld. Sie verschwand in dem Chaos, das sie geschaffen hatte.

Der Gestank nach Fäulnis, der mir entgegenschlug, war fast unerträglich. Ich musste mitansehen, wie meine gesamte Lebensgrundlage vor meinen Augen vergammelte. All die Arbeit, all die Zeit, all das Geld waren umsonst gewesen. Doch das war mir gerade nicht wichtig.

„Papa?“, murmelte Mimi schwach. Ihre kleinen Äuglein hatten sich geöffnet.

„Oh, Gott sei Dank! Gott sei Dank!“, sagte ich. Ich schloss meine Tochter fest in die Arme. Und auch, wenn ich gerade fast alles verloren hatte, würde ich es jederzeit wieder tun.

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Die Legende:

Die Roggenmuhme (veraltet für „Roggentante“) ist ein Korndämon der deutschen Sagenwelt. Unter anderem Namen wird sie auch mit anderen Getreidearten in Verbindung gebracht, z.B. Kornmuhme, Weizenmuhme oder als etwas modernere Version auch Maismuhme.

Außerdem trägt sie noch eine Vielzahl anderer Namen, wie altes Weib, Großmutter, alte Hure, große Hure, die Alte, Erntemutter, Feldweib und viele weitere.

Aussehen:

Über das Aussehen der Roggenmuhme gibt es verschiedenste Aussagen.

Es heißt aber häufig, dass sie eine großgewachsene, hässliche und sehr alte Frau sein soll. Außerdem soll sie sehr große und lange Brüste haben, die eine glühende Eisenspitze besitzen und mit Teer oder giftiger Milch gefüllt sind (daher wird sie im Harzgebiet auch „dat Tittewif“ genannt).

Ab hier gehen die Aussagen jedoch stark auseinander. Mal trägt sie Kleidung, mal ist sie nackt. In einigen Versionen ist sie völlig weiß, in anderen komplett schwarz. Mal sieht sie menschlich aus oder besteht sie zum Teil aus Eisen, besitzt Krallen und brennende oder glühende Finger.

Außerdem kann sie sich in einigen Versionen in Tiere wie z. B. einen Wolf, eine Schlange, eine Schildkröte oder einen Frosch verwandeln oder hat Tiere bei sich wie z. B. ein Pferd, kleine Hunde oder Roggenwölfe – eine andere Art von Korndämonen, wegen denen sie manchmal auch als Mutter der Roggenwölfe bezeichnet wird.

Die Roggenmuhme hat in einigen Geschichten außerdem Werkzeuge bei sich, wie eine Rute, eine Peitsche, eine Sichel, eine Sense, Messer, eine Säge oder andere zum Töten oder Foltern geeignete Gegenstände.

Eigenschaften:

Volksglaube und Tradition:

Die Roggenmuhme hat von ihren Eigenschaften her viele Gemeinsamkeiten mit anderen Korndämonen.

So sind die Bauern auf ihre Gnade angewiesen: Die Anwesenheit der Roggenmuhme macht das Feld fruchtbar, doch wenn der Bauer sie erzürnt oder sein Feld ungepflegter aussieht, als die anderen, kann sie das gesamte Feld verdorren lassen und den Bauern ruinieren.

Daher wird in bestimmten Regionen der Roggenmuhme bei der Ernte besondere Aufmerksamkeit geschenkt und es sind viele Rituale mit ihr verbunden.

Vielerorts heißt es, dass die Roggenmuhme oder ihr Geist sich in dem letzten Getreide befindet, das bei der Ernte noch auf dem Feld steht. Es wird häufig stehengelassen und zusammengebunden, bis es unter großen Feierlichkeiten abgeschnitten, teilweise sogar als Frau angezogen und feierlich behandelt wird.

In anderen Regionen wird es hingegen gar nicht abgeschnitten, sondern als Opfergabe der Roggenmuhme hinterlassen – alternativ können auch Teile der Ernte aufs Feld zurückgelegt werden.

Das alles soll dazu dienen, die Roggenmuhme positiv zu stimmen, damit sie im folgenden Jahr wieder für eine gute Ernte sorgt.

Schreckgestalt:

Die Roggenmuhme entscheidet jedoch nicht nur über die Ernte, sondern ist auch seit Jahrhunderten als Kinderschreck bekannt. So erzählen Eltern ihren Kinder noch immer Geschichten über diese Frau, die jeden angreift, der sich unbefugt in einem Feld aufhält oder die Pflanzen zerstört.

Je nach Region und Erzählung kann sie dies auf verschiedenste Weisen tun.

So stopft sie die Kinder manchmal in einen Sack oder Korb und entführt sie, um sie später in einem eisernen Butterfass bei lebendigem Leibe zu zerstampfen oder nicht näher erläuterte Dinge mit ihnen zu tun. Manchmal soll sie die Kinder fressen.

Die Roggenmuhme kann die Kinder aber auch direkt vor Ort bestrafen oder töten. So kann sie ihnen die Augen auskratzen, ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Augenlicht auspusten, dafür sorgen, dass die Kinder sich verirren, verhungern oder einschlafen und nie wieder aufwachen oder sie mit ihren Werkzeugen foltern, sofern sie welche dabei hat.

Sehr beliebt sind auch die Varianten, dass sie die Kinder in einer festen Umarmung erdrückt, sie erwürgt oder ihnen den Kopf, die Finger oder die Beine ausreist oder abschneidet.

Ihre wohl verstörendsten Methoden sind hingegen, dass sie die Kinder zwingt, den Teer oder die vergiftete Milch aus ihrer Brust zu trinken oder, dass sie sie mit ihren langen Brüsten erschlägt.

Zudem gibt es noch viele andere Legenden, denen zufolge sie ihre Opfer an die Roggenwölfe verfüttert oder sie auf andere grausame Weise tötet. Aber ich denke, dass die bisherigen Beispiele mehr als ausreichen, um ihre Grausamkeit zu zeigen.

In einigen Gedichten heißt es außerdem, dass verirrte Kinder, die von der Roggenmuhme verfolgt werden, nicht mehr aus dem Kornfeld herauskommen, egal, wie lange sie laufen. Ob das als Stilmittel gedacht war, als Übertreibung, um die Dramatik zu verstärken, oder als tatsächliche Eigenschaft der Roggenmuhme, weiß ich jedoch nicht.

Lebensraum/Vorkommen:

Man kann die Roggenmuhme hauptsächlich auf Roggenfeldern antreffen.

Manche Leute behaupten, sie tauche besonders häufig zwischen 12 und 13 Uhr auf, um die Feldarbeiten zu beobachten, andere sagen, ihr Erscheinen wäre nicht von der Uhrzeit abhängig.

Ursprung:

Die meisten Korndämonen sind aus dem früheren Glauben über Ernte- und Vegetationsgötter entstanden. Da das Christentum andere Glaubensrichtungen dämonisiert hat, wurden aus den meist gutartigen Göttern mit der Zeit Dämonen und böse Geister.

Man erkennt den Bezug zu den altertümlichen Gottheiten jedoch immer noch in den Ritualen wieder, bei denen den Korndämonen Teile der Ernte als Opfergaben dargebracht werden.

Später hat sich die Legende der Roggenmuhme hauptsächlich als Kinderschreck und in literarischer Form – als Gedichte und Geschichten, darunter auch eine Geschichte der Gebrüder Grimm, die den Namen „Die Roggenmuhme“ trägt – verbreitet, weswegen sie noch immer bekannt ist.


Was haltet ihr von der Roggenmuhme? Bevorzugt ihr eine andere Version der Legende? Wie hättet ihr an Franks Stelle reagiert? Schreibt es mir in die Kommentare!

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11 Kommentare

  1. Rabbat07 schreibt:

    Ich würde mich freuen wenn du am 19.10.2020 eine besondere Geschichte in den Blog stellst. Da habe ich nämlich den 13 Geburtstag😃

      • Jeremie Michels schreibt:

        Ich hab es bereits bei deinem anderen Kommentar geschrieben (einmal reicht übrigens. Auch wenn ich nicht sofort antworte, sehe ich trotzdem alle Kommentare ^^ ), aber falls du das nicht gesehen hast, schreibe ich es hier noch einmal:

        Damit kann ich leider nicht dienen. Davon abgesehen, dass ich diesen Monat nur Legenden behandle, die thematisch zu Halloween passen und ich mich schon entschieden habe, welchen Beitrag ich nächste Woche veröffentliche, habe ich so viele Leser, dass ich da keine Rücksicht auf Geburtstage nehmen kann. Tut mir leid. 😕

  2. Rabbat07 schreibt:

    Ich würde mich sehr über eine Geschichte über die Roggenwölfe freuen. Und ich würde es an Franks Stelle gar nicht erst so kommen lassen. Ich würde das Kind immer beim Feld helfen lassen. Dann würde die vielleicht auch das Leben des Kindes verschonen.

    • Jeremie Michels schreibt:

      Das Problem bei den Roggenwölfen ist, dass sie ihre Opfer eher schnell töten. Ich müsste mich natürlich erst etwas mehr über die Legende informieren, befürchte aber, dass sie für eine Geschichte eher ungeeignet ist. Sie stehen aber (zusammen mit ein paar anderen Korndämonen) auf meiner Liste. ^^

      Und dass Frank seine Tochter bei der Feldarbeit helfen lässt, fände ich auch fragwürdig. Immerhin ist das wirklich harte Arbeit und die Tochter ist ja noch sehr jung (maximal 6, würde ich sagen).

      • Rabbat07 schreibt:

        Ich meinte Ehe ein paar Samen einpflanzen, oder an der Pflanze der zur Feier überbleiben soll ein spezial Dünger hintuhn. Viel eicht könnte das ja reichen🤔

        • Jeremie Michels schreibt:

          An sich zwar eine interessante Idee, aber welcher Vater rechnet schon damit, dass seine Tochter von der Roggenmuhme angegriffen wird, wenn er nicht einmal glaubt, dass die Roggenmuhme existiert? 😅

          • Barbara schreibt:

            Damit muss man doch rechnen! Wofür machst du sonst so einen tollen Blog, auf dem man sich informieren könnte 😉

            Dein Blog gefällt mir richtig gut und hat mir schon rein paar Nächte gekostet (ich habe seit zwei Wochen den Screenshot mit den Antworten für Kashima Reyko am Handy, da habe ich gleich als erstes die übelste Geschichte erwischt…).

          • Jeremie Michels schreibt:

            Natürlich. Damit muss man rechnen … xD

            Danke für das Lob und sry für die gestohlenen Nächte. ^^‘
            Ich freue mich aber, dass dir mein Blog gefällt. 😄

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