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Das blutende Haus Zeichnung von Jeremie Michels. Man sieht ein sehr kleines beiges Reihenhaus, das dicht zwischen zwei anderen, von der Form her identischen Häusern steht. Es sieht heruntergekommen aus. Die Fenster sind mit weißen Brettern verbarrikadiert, von denen sich die Farbe löst. Die Fassade ist alt. Stellenweise kommen unter der beigen Fassade rote Ziegelsteine zum Vorschein.
Das blutende Haus (2020)

La maison qui saigne – das blutende Haus

Das blutende Haus (la maison qui saigne) ist ein Haus in Frankreich, in dem sich in den 80er Jahren seltsame Dinge ereignet haben. Den Namen des Hundes der Familie, die zu der Zeit in dem Haus lebte, habe ich leider nicht herausgefunden, weswegen ich ihn in der Geschichte nur als „Hund“ bezeichne.

Die Geschichte:

Dies ist keine urbane Legende. Keine Geschichte, die sich die Leute ausgedacht haben. Nein. Es ist real. Es sind Ereignisse, die mir tatsächlich widerfahren sind.

Mein Name ist Lucie Belmer und ich habe mit meinem Mann Jean-Marc in jenem Haus gelebt, das heute nur noch „la maison qui saigne“ genannt wird – das blutende Haus.

Es war das Jahr 1986. Wir waren gerade erst nach Saint-Quentin gezogen, als es zu den ersten Zwischenfällen kam – als das Haus das erste Mal blutete.

Zuerst entdeckte ich die roten Flecken nur auf dem Küchentisch. Sie waren eingetrocknet. Ich dachte mir nichts dabei, vermutete, dass sie beim Umzug entstanden waren oder der Tisch nicht ganz sauber war. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, wischte ich sie mit einem feuchten Lappen weg.

Dann tauchten jedoch noch weitere seltsame Flecken im Haus auf. Noch am selben Abend fand ich welche auf unserer Bettwäsche. Sie waren in einem ähnlichen Muster angeordnet wie die Flecken in der Küche. Es erinnerte mich an Schlammspritzer, die entstanden, wenn man durch eine Pfütze fuhr. Nur, dass sie rot waren.

Beinahe wie Blut …‘, schoss es mir in den Kopf.

Leichtes Unbehagen breitete sich in mir aus. Aber wo sollte hier schon Blut herkommen?

Ich suchte die Decke ab. War es heruntergetropft? Nein, die Decke sah völlig normal aus. Ich sah mich im Zimmer um.

„Was zum …“, stieß ich aus.

An der Wand waren noch mehr der seltsamen Punkte. An der frisch gestrichenen Wand!

Jetzt schaltete ich Jean-Marc ein. Er hatte sofort eine Erklärung dafür.

„Das liegt wahrscheinlich an der Farbe. Wir hätten für das Streichen eine bessere Qualität nehmen sollen“, erklärte mein Mann.

Wie die Flecken auf den Küchentisch oder das Bettzeug kommen konnte, wusste er jedoch auch nicht.

Uns blieb also nichts anderes übrig, als die Flecken zu entfernen, das Bett neu zu beziehen und den Vorfall zu vergessen. Was hätten wir auch anderes tun sollen? Es waren schließlich nur Flecken.

Das nächste seltsame Ereignis ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Wenige Stunden später wurden Jean-Marc und ich plötzlich von einem furchtbaren Lärm geweckt. Es klang, als wäre ein Regal am Zusammenbrechen. Ein fürchterliches Scheppern und Klappern, als würden Töpfe und Pfannen gegeneinanderschlagen.

Zuerst verdächtigten wir unseren gemeinsamen Hund. Der schlief jedoch völlig ruhig in seinem Körbchen. Der Lärm weckte ihn nicht einmal.

„Komm, wir gehen nachsehen“, schlug mein Mann vor.

„Bist du verrückt? Was, wenn das ein Einbrecher ist?“, zischte ich ihm zu.

„Dann werden wir schon mit ihm fertig. Außerdem würde ein Einbrecher eher vermeiden, so viel Lärm zu machen. Denkst du nicht?“

Das klang logisch. Da ich keine Gegenargumente hatte, blieb ich dicht hinter ihm, während wir nach unten gingen.

Bei jeder knarrenden Diele, jeder Treppenstufe, die unter unseren Füßen ächzte, zuckte ich zusammen. Jedes Mal, wenn Jean-Marc das Licht zum nächsten Raum einschaltete, rechnete ich damit, eine fremde Gestalt zu sehen.

Eigentlich war ich kein ängstlicher Mensch. Ich war nicht einmal schreckhaft. Doch dieses Haus war mir zu fremd. Das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit fehlte noch.

Als im Erdgeschoss schließlich alle Lichter eingeschaltet waren und wir die wenigen Räume mehrfach untersucht hatten, gaben wir auf. Wir konnten nicht herausfinden, woher die Geräusche gekommen waren. Sogar in unseren Regalen, in denen die Töpfe und Teller standen, war noch alles so, wie wir es hinterlassen hatten.

Plötzlich fasste sich Jean-Marc an die Stirn. „Schatz, wir wohnen in einem Reihenhaus! Wahrscheinlich kam der Lärm von einem Nachbarn.“

Aber natürlich! Früher hatten wir immer alleine gewohnt. Wenn es ein Geräusch im Haus gab, kam es aus unserem Haus. Hier hingegen hätte es von überall kommen können …

Mit Jean-Marcs Theorie zufrieden gingen wir wieder ins Bett. Die restliche Nacht schlief ich wie ein Stein.

Doch meine Ruhe hielt nicht lange an. Bereits am nächsten Tag waren die seltsamen roten Flecken wieder da. Sie waren wieder an der Schlafzimmerwand, als hätten wir sie nie weggewischt.

Jean-Marc hatte natürlich wieder eine Erklärung parat. Die frische Farbe an der Wand könne Rückstände absondern. Vielleicht sähe die Wand im feuchten Zustand auch nur sauber aus. Sobald sie trocken war, wären die Flecken wieder zum Vorschein gekommen.

Ich hätte die Erklärungen anzweifeln können. Was für Rückstände hätten das schon sein sollen? Auch war ich mir sicher, dass ich die Wand gründlich abgeschrubbt hatte, sodass die Flecken nicht nur wegen der Feuchtigkeit nicht mehr sichtbar gewesen sein konnten.

Doch ich glaubte ihm. Ich wollte ihm glauben. Immerhin würde er noch heute losfahren. Mein Mann arbeitete als LKW-Fahrer. Ich würde fünf Tage alleine in dem Haus verbringen müssen …

Und was für fünf Tage das waren …! Einer war schlimmer als der Andere. Nicht nur, dass die blutroten Flecken immer wieder kamen, sich in neuen Räumen zeigten, auf der Kleidung auftauchten, die im Schrank verstaut war, der nächtliche Lärm kam auch noch jede Nacht zurück – und er wurde schlimmer!

Was zuerst nur ein Scheppern und Klappern war, mischte sich jetzt mit Geschrei. Später kam sogar ein geisterhaftes Geflüster hinzu. Es klang, als säße jemand direkt neben meinem Bett und flüstere Worte in einer mir unbekannten Sprache.

Nach der ersten schlaflosen Nacht konnte ich nur halbwegs meine Ruhe finden, indem ich einen Stuhl unter die Türklinke klemmte und meinem Hund erlaubte, im Bett zu schlafen.

Außerdem war da noch die Kellertür, die ein Eigenleben zu führen schien. Sie öffnete sich von alleine, stand teilweise spontan sperrangelweit offen, oder schloss sich von selbst, während ich im Keller war.

Es war zum Verzweifeln. Das Einzige, was mich bei Verstand hielt, war der Gedanke daran, dass Jean-Marc bald wieder bei mir wäre. Trotzdem war ich kurz davor, mir ein Hotelzimmer zu nehmen, als es endlich so weit war.

Als ich ihm die Tür öffnete, kam er gut gelaunt auf mich zu geschlendert. Er pfiff sogar dabei. Als er mich bemerkte, entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge.

„Oh Gott, Lucie. Was ist passiert?“, fragte er erschrocken.

Unter Tränen erklärte ich ihm, was geschehen war.

Er spielte es herunter, dachte, ich würde übertreiben. „Wenn die Nachbarn nächste Nacht wieder so laut sind, reichen wir Beschwerde ein!“, versuchte er, mich zu beruhigen.

„Nein, du verstehst nicht. Es sind nicht die Nachbarn!“, schluchzte ich.

Doch Jean-Marc wollte mir nicht glauben. Er schob es auf die Einsamkeit und die noch ungewohnte Umgebung. Ich wäre wegen der seltsamen Farbflecken zu paranoid. Würde mir die Dinge nur einbilden.

In der folgenden Nacht sah er es jedoch anders. Wir beide taten nicht ein einziges Auge zu. Mein Mann stimmte sogar zu, dass wir die Tür wieder mit dem Stuhl blockieren sollten. Das sah ihm ganz und gar nicht ähnlich …!

Direkt am nächsten Morgen gingen wir zur Polizei. Die Beamten glaubten uns genauso wenig, wie Jean-Marc mir am Vortag. Sie sahen nur zwei völlig übermüdete Menschen. Eine von ihnen trug kein Make-up, hatte Augenringe und zerzauste Haare. Vernünftig auszusehen war das Letzte, was mich derzeit kümmerte.

Ein Beamter begleitete uns zwar, befragte kurz die Nachbarn, die meinten, dass sie nichts gehört oder gesehen hatten, begutachtete die Flecken an unseren Wänden und meinten, dass unser Hund vielleicht eine Schwanzverletzung habe, wegen der er das Blut an die Wand wedeln würde.

Natürlich gingen wir der Sache nach. Doch selbst der Tierarzt, zu dem wir gingen, konnte nicht einen einzigen Kratzer an unserem Hund finden – geschweige denn eine blutige Wunde.

Da die Polizei uns nicht helfen wollte, Jean-Marc sich jedoch weiterhin weigerte, an einen übernatürlichen Vorfall zu glauben, unternahmen wir einen letzten verzweifelten Versuch: Wir kauften mehrere Kilo Mehl, die wir überall im Erdgeschoss auf dem Boden verteilten. Zuvor hatten wir sämtliche Wände gründlich gereinigt. Wenn jetzt irgendjemand oder irgendetwas im Haus war, würde es im Mehl Spuren hinterlassen.

Anschließend fuhren wir in ein Hotel. Es war die erste Nacht, in der ich endlich in Ruhe schlafen konnte. Selbst die Spannung, die in der Luft lag, die Erwartung, die Angst vor dem, was der nächste Tag bringen könnte, hielt mich nicht davon ab. Ich war zum ersten Mal seit einer Woche endlich wieder ausgeruht.

Als wir uns unserem Haus näherten, spürte ich jedoch, wie die Anspannung wieder zunahm. Mir wurde leicht übel. Was, wenn wir nichts fanden? Was, wenn sich im Haus nichts mehr getan hatte? Ich wollte doch bloß ein normales Leben führen. In einem normalen Haus wohnen. Mich dort zu Hause fühlen können.

Einige Schaulustige hatten sich versammelt – hauptsächlich Nachbarn von uns. Sie hatten scheinbar Wind von unserer kleinen Aktion bekommen.

Ich spürte ihre neugierigen Blicke im Nacken, während wir uns der Tür näherten. Ich kam mir leicht beschämt vor. Was dachten sie wohl über uns?

Dann hörte ich, wie Jean-Marc den Schlüssel ins Schloss steckte. Es rasselte einige Male. Dann öffnete er die Tür mit einem leisen Quietschen.

Neugierig warf ich einen Blick ins Haus … Und erstarrte. Ich hatte mit einigem gerechnet: Spuren ihm Mehl, unzähligen roten Punkten an der Wand, keiner Veränderung. Doch was ich vor mir sah, traf mich wie ein Schlag gegen Kopf.

Überall klebte rote Flüssigkeit an den Wänden. Sie zog dunkelrote Spuren über die Tapete. Es sah aus, als würde Blut aus tiefen Wunden fließen. Doch das Schlimmste war, dass wir nicht eine einzige Spur im Mehl finden konnten …

Die Polizei war fast sofort vor Ort. Wir erfuhren noch am selben Tag, dass es sich bei der Flüssigkeit um Blut handelte. Einige Tage später kamen die Laborergebnisse. Es war eindeutig Menschenblut.

Bleibt noch zu sagen, dass wir das Haus insgesamt nur noch dreimal betreten hatten: Einmal, um ein Medium erfolglos nach einer Ursache suchen zu lassen, ein anderes Mal, um einen Priester das Haus erfolglos reinigen zu lassen und ein letztes Mal, um endlich auszuziehen.

Die Legende:

La maison qui saigne (französisch für „das Haus, das blutet“) – im Deutschen häufig „Das blutende Haus“ genannt – ist ein Haus in Saint Quentin, Frankreich.

Zwischenfälle:

Das blutende Haus hat seinen Namen aufgrund mehrerer scheinbar übernatürlicher Ereignisse aus dem Jahr 1986.

Alles begann, als ein junges Paar – Lucie und Jean-Marc Belmer – gemeinsam mit ihrem Hund in dem Haus eingezogen sind. Jean-Marc war LKW-Fahrer, weswegen Lucie häufig mit ihrem Hund alleine war.

Zuerst fand Lucie lediglich einige eingetrocknete rote Flecken auf dem Küchentisch. Sie dachte sich nichts weiter dabei, weswegen sie die Flecken entfernte.

Kurz darauf tauchten jedoch weitere unerklärliche rote Flecken auf – an den Wänden, auf der Bettwäsche, auf der Kleidung. Immer, wenn man sie entfernte, waren sie am nächsten Tag wieder da.

Das Paar blieb aber weiterhin ruhig und erklärte sich, dass es wahrscheinlich mit den frisch gestrichenen Wänden zusammenhing.

Dann kamen jedoch weitere unerklärliche Phänomene hinzu. So gab es nachts laute Geräusche. Je nach Aussage reichen diese Geräusche von scheppernden Töpfen über zerbrechendes Porzellan und seltsames Flüstern bis hin zu Schreien.

Aber auch hier suchte das Paar nach einer logischen Erklärung und schob die Geräusche auf die Nachbarn.

Außerdem öffnete und schloss sich die Kellertür scheinbar von selbst.

Als die Phänomene nicht aufhörten, soll Lucie schließlich Angst bekommen haben. Es ging so weit, dass das Paar die Polizei einschaltete.

Neben weiteren Vermutungen – z.B. dass der Hund eine Verletzung am Schwanz haben könne, die beim Wedeln die Flecken erzeugen würde – konnte die Polizei jedoch nichts tun.

Familie Belmer beschloss schließlich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie reinigten sämtliche rote Flecken im Haus und verteilten über all Mehl auf dem Boden. Anschließend verließen sie das Haus und übernachteten auswärts.

Als sie am nächsten Tag zurückkamen, sollen die Wände jedoch voller roter Flüssigkeit gewesen sein, als würde Blut aus einer frischen Wunde laufen. Das Mehl hingegen war völlig unverändert und wies keine Spuren eines Eindringlings aus. Die Polizei wurde erneut eingeschaltet.

Hier kommt der einzig bestätigte gruselige Fakt ins Spiel: Als die Polizei die Flüssigkeit untersuchte, stellten sie fest, dass es sich um menschliches Blut handelte – wenn auch kein frisches.

Als Folge hierauf haben Lucie und Jean-Mark Belmer ein Medium und einen Priester zu Rate gezogen.

Darüber, ob der Priester helfen konnte, sind sich die Leute im Internet uneinig. Fakt ist, dass die Belmers irgendwann aus dem Haus ausgezogen sind und bis heute von den neuen Bewohnern keine weiteren Phänomene gemeldet wurden. Im Gegenteil: Einer der Bewohner hat explizit gesagt, dass ihm in dem Haus nie etwas Unerklärliches widerfahren sei.

Man findet im Internet außerdem allerlei falsche Gerüchte. Das bekannteste von ihnen – dass das Haus auf Empfehlung des Priesters abgerissen wurde, woraufhin man Überreste von über 50 deutschen Soldaten aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg gefunden habe – ist zwar inzwischen weiter verbreitet, als die Wahrheit, jedoch reine Fiktion.

Das blutende Haus steht noch heute – nur, dass es nicht mehr blutet.

Ort des Geschehens:

Das blutende Haus steht in der französischen Gemeinde Saint Quentin.

Die genaue Adresse werde ich hier nicht bekannt geben, da die neuen Besitzer bereits mehrfach über unerwünschten, teilweise nächtlichen Besuch von Schaulustigen beschwert hat.

Erklärung:

Eine wirkliche Erklärung für das blutende Haus gibt es keine. Man weiß nicht, wer das Blut an den Wänden, auf der Wäsche, dem Küchentisch oder der Kleidung verteilt hat.

Auch weiß man nicht, wieso sich die Kellertür so seltsam verhalten hat oder wie die nächtlichen Geräusche entstanden sind (oder ob es sie überhaupt gab).

Es ranken sich viele Theorien um das blutende Haus und seine Ereignisse. So gibt es Leute, die von Geister, Flüchen oder gar Dämonen ausgehen.

Die am weitesten verbreitete Theorie ist jedoch, dass die Familie Belmer selbst für den Spuk gesorgt hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen – vielleicht war Frau Belmer alleine mit ihrem Hund auch einfach nur langweilig.

Aber was wirklich in dem blutenden Haus passiert ist, wird wahrscheinlich ewig ein Rätsel bleiben.


Was haltet ihr davon? War das blutende Haus real oder hat die Familie Belmer es sich ausgedacht? Wie würdet ihre reagieren, wenn solche Ereignisse plötzlich in eurem Haus passieren? Schreibt es in die Kommentare!

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4 Kommentare

    • Jeremie Michels schreibt:

      Bis auf die Bakeneko kannte ich die Legenden/Wesen tatsächlich noch nicht. Ich muss zwar wie immer gucken, ob sie sich für eine Geschichte eignen (und zu „hocho-san“ habe ich nichts finden können), aber vielen Dank für die Tipps! ^^

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