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Luna und die Vergeltung der Geister – Kapitel 1

Fröhliches Halloween! Wie bereits mehrfach angedeutet, habe ich diesmal etwas Besonderes für euch: eine Leseprobe meines ersten geplanten Romans – Luna und die Vergeltung der Geister.

Seit Jahren rede ich nun davon und seit Jahren möchte ich mein Manuskript auch überarbeiten (die erste Fassung war nämlich schon 2019 fertig 😅). Also habe ich endlich beschlossen, Luna wieder mehr Priorität zu geben. Daher werde ich heute und die kommenden fünf Wochen (dann wieder montags) je ein überarbeitetes Kapitel hochladen. Die weiteren Kapitel landen dann (wenn auch unregelmäßig) auf Patreon, bis ich hoffentlich irgendwann einen richtigen Roman herausbringen kann.

Nun wünsche ich euch aber viel Vergnügen mit dem ersten Kapitel und wie immer …

Viel Spaß beim Gruseln!

Kapitel 1:

„Luna, reichst du mir bitte die Streichhölzer?“, fragte Natalie.

Während ich ihr die kleine Schachtel reichte, sah ich nervös zu den drei weißen Kerzen, die vor ihr standen. Bereits bei dem Gedanken an das, was wir vorhatten, krampfte sich mein Magen zusammen. Da die Anderen jedoch völlig ruhig wirkten, versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen. Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, meine Brille gerade zu rücken – das tat ich immer, wenn ich nervös war, selbst, wenn die Brille gar nicht schief saß.

Nachdem Natalie die Kerzen angezündet hatte, hielt sie die Flamme unter ein Räucherstäbchen.

„Eww. Was ist das denn für ein Gestank?“, jammerte Jenny, die sich sofort die Nase zuhielt.

Wie immer übertrieb sie. Ich roch es ebenfalls und empfand den Geruch nicht als eklig. Es roch bloß nach … nun ja, nach Rauch.

„In der Anleitung steht, dass man einen Sitzungsleiter ernennen muss, der die Fragen stellt“, erklärte Natalie, um von dem Geruch abzulenken. „Haben wir eine Freiwillige?“

‚Warum übernimmt Lisa das nicht? Es war immerhin ihre Idee‘, dachte ich, traute mich aber nicht, den Gedanken auszusprechen.

„Luna kann das machen. Wir haben das ganze Zeug immerhin schon eingekauft“, erwiderte Jenny.

Ich riss die Augen auf. „I-ich?“, stammelte ich. „Aber ich bin doch gar nicht vorbereitet!“

Mein Protest war zwecklos.

„Ach komm. Du kennst das doch aus den ganzen Filmen. Frag einfach nach dem Namen und so weiter“, ermutigte mich Natalie.

Ich verkniff mir, sie darauf hinzuweisen, dass Geisterbeschwörungen in Filmen meist in einem Blutbad mit mehreren Toten endeten.

Nachdem ich noch einen Moment erfolglos versucht hatte, mich herauszureden, schaltete Lisa das Licht aus und wir setzten uns an einen kleinen Tisch. Mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier sah ich zu dem ominösen Brett, das zwischen uns lag. Im flackernden Licht der Kerzen sah es fast so aus, als wäre es lebendig. Es war das erste Mal, dass ich ein echtes Ouija-Brett sah:

In den beiden oberen Ecken standen die Worte ‚Yes‘ und ‚No‘, darunter das Alphabet und eine Zahlenreihe. Am unteren Ende standen in Großbuchstaben die Worte ‚GOOD BYE‘.

Natalie räusperte sich, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Hier steht, dass niemand seine Beine gekreuzt haben darf“, erklärte sie. Dann legte sie nach einem letzten flüchtigen Blick die Anleitung beiseite. „Wir alle legen jetzt einen Finger auf die komische Scheibe. Dann fragt Luna, ob uns ein Geist hören kann, und wir warten ab, ob etwas passiert.“

Mein Zeigefinger zitterte, während ich ihn auf die Planchette legte. Das Holz fühlte sich seltsam kalt an. Als ich meinen Blick wieder hob, sah ich, dass die anderen drei Mädchen mich erwartungsvoll ansahen. Natalie nickte mir aufmunternd zu.

Zuerst brachte ich kein einziges Wort über die Lippen. Ich saß bloß da und atmete einige Male tief ein und aus, lauschte meinem schnellen Puls, während ich versuchte, mich zu beruhigen. Dann schaffte ich es endlich, über meinen Schatten zu springen, und legte los: „Hallo? Kann uns irgendjemand hören?“

Die Luft schien vor angespannter Erwartung zu pulsieren. Es war so ruhig, dass ich die anderen atmen hörte. Ansonsten geschah nichts. War ich zu unhöflich gewesen?

„Ist hier ein Geist, der mit uns reden möchte?“, versuchte ich es erneut.

Wieder nichts. Wir sahen einander fragend an. Jenny sah gelangweilt aus.

Kurz überlegte ich, ob ich meinen Finger wegnehmen sollte. Andererseits wusste ich, dass ich wieder die Dumme sein würde, wenn ich als Erste aufgab.

Als alle sechs Augen wieder auf mich gerichtet waren, seufzte ich. Ich würde es noch einmal versuchen müssen. Doch gerade, als ich den Mund öffnen wollte, erklang ein hölzernes Schaben. Die Planchette bewegte sich in Richtung ‚Yes‘.

Mit großen Augen starrten wir einander an. Hatte eine der anderen die Planchette bewegt? Oder war es etwa ein echter Geist?

Natalies eindringlicher Blick riss mich aus meinen Gedanken. Stumm formte sie mit den Lippen die Worte „frag was“.

Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust und übertönte jetzt alles andere. Bumm bumm, bumm bumm, bumm bumm. Ein unwohles Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, während ich die nächste Frage stellte: „Geist, wie ist dein Name?“

Es vergingen einige Sekunden, die mir wie Minuten vorkamen. Wir starrten alle vier gebannt auf das Brett. Dann bewegte sich die Planchette wieder mit ihrem leisen Schaben. Der erste Buchstabe war ein S, dann ein T, dann ein E, ein R, ein B, ein T – „sterbt“.

Das unwohle Gefühl in meinem Magen schlug sofort in Übelkeit um. Ich konnte die aufkommende Unruhe der anderen förmlich spüren.

Natalie zog als Erste den Finger weg. „Egal, wer von euch das war, das ist nicht lustig!“, schrie sie.

Sie hatte gerade das letzte Wort ausgesprochen, als ein plötzlicher Windzug aufkam, der die Kerzen ausblies. Um uns herum war es plötzlich stockdunkel. Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte Totenstille im Raum.

Dann schrien wir alle durcheinander. Ich sprang so ruckartig auf, dass ich mit dem Schienbein gegen den Tisch knallte. Ich spürte es kaum. Mit einem Satz war ich bei der Tür, tastete mit der Hand panisch an der Wand entlang. Hier irgendwo musste er doch sein. Da! Ich drückte den Schalter und die Deckenlampe ging an.

Das Geschrei stoppte. Um mein rasendes Herz zu beruhigen, schloss ich einen Moment meine Augen und zwang mich, tief durchzuatmen.

„Sind alle in Ordnung?“, fragte ich schließlich, während ich mich zu den anderen drehte.

Ich weitete die Augen vor Schreck. Es waren aber nicht meine Freundinnen, die mir den Schock bescherten – sie waren alle in Ordnung, soweit ich es beurteilen konnte –, sondern die fremde Frau: An der Stelle, wo ich eben noch gesessen hatte, stand jetzt eine asiatisch aussehende Frau in einem schwarz-roten Kimono. Trotzdem ihr Gesicht bis unter die Augen von einem edlen roten Seidenfächer bedeckt war, sah es ungewöhnlich hübsch aus. Sie starrte mich an. In ihrem Blick, der sich wie ein Messer in mich bohrte, fehlte jedes Anzeichen von Wärme. Als unsere Augen sich trafen, durchfuhr mich ein eiskalter Schauer, als hätte man einen Wassereimer über mich gekippt. Dann war sie verschwunden.

Ich blinzelte einige Male, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo die Frau sich eben in Luft aufgelöst hatte. Die anderen schienen sie nicht gesehen zu haben.

Natalie zog an meinem Ärmel. „Komm Luna, lass uns nach Hause fahren“, drängte sie.

Ich beachtete sie nicht. Stattdessen fragte ich völlig ruhig: „Habt ihr das auch gesehen?“

„Ja. Wir waren alle dabei. Irgendetwas hat die Scheibe bewegt und die Kerzen ausgepustet. Lass uns jetzt bitte gehen“, erwiderte Natalie sichtlich nervös, während sie weiter an meinem Ärmel zog.

„Nein. Ich meine die Frau, die eben im Zimmer stand“, sagte ich und hob den Zeigefinger, um dahin zu deutete, wo ich sie gesehen hatte.

Die Mädchen sahen mich fassungslos an, während ich zwischen ihnen hin und her sah. Dann nahm Jenny Lisa am Arm und verließ mit ihr hastig den Raum. „Kann ich heute Nacht in deinem Zimmer schlafen?“

Als ich mit Natalie in ihrem Auto saß, schwiegen wir einander an. Wir hatten kein Wort mehr gesprochen, seit wir uns von Jenny und Lisa verabschiedet hatten.

Irgendwann durchbrach sie das Schweigen. „Du warst das, oder?“, fragte sie. „Du hast die Scheibe bewegt und die Kerzen ausgepustet.“

„Was? Ich … Nein!“, erwiderte ich. Ich starrte sie fassungslos an. Wie konnte sie so etwas auch nur denken?

„Du hattest von Anfang an gesagt, dass wir die Séance zu sehr auf die leichte Schulter nehmen. Wir haben deine Warnungen ignoriert, weshalb du uns eins auswischen wolltest“, sagte sie und klang, als wäre sie von ihrer Theorie vollkommen überzeugt. „Nur das mit der Frau war vielleicht etwas zu viel. Jenny wird doch jetzt nie wieder in ihrem Zimmer schlafen können!“

Ich war sprachlos, wusste nicht, was ich sagen sollte. Andererseits wollte ich ihr nicht das Gefühl geben, mit meinem Schweigen zuzustimmen. „Wenn man die Planchette absichtlich bewegt, kann das böse Geister herbeirufen. Denkst du wirklich, das würde ich riskieren?“

Natalie sah für einen Moment so aus, als würde sie darüber nachdenken, sagte dann aber nur: „Ach. Ich weißt es doch auch nicht. Vielleicht war die Frau auch bloß Einbildung. Es war schon ein ziemlicher Schock, als die Kerzen plötzlich ausgingen.“

Ich schwieg. Einbildung? Konnte das sein? Hatte ich mir die Frau wirklich nur eingebildet? Einerseits hoffte ich es. Ich hatte noch immer vor Augen, wie sich das Wort ‚sterbt‘ auf dem Brett gebildet hatte. Andererseits würde es beuten, dass mit mir etwas nicht stimmte – Schock hin oder her, so etwas konnte man sich doch nicht einbilden, oder?

Weiter zu Kapitel 2


Das war das erste Kapitel von Luna. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wenn ihr nicht warten wollt, könnt ihr Kapitel 2 bereits jetzt auf Patreon lesen. Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Halloween, eine angenehme Woche und freue mich auf eure Kommentare!

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