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Krasue (2020)

Krasue

Krasue gehören zu der Art von Wesen, die es besonders auf schwangere Frauen abgesehen haben. Wenn ihr solche Geschichten also nicht mögt, solltet ihr lieber etwas anderes lesen.

Die Geschichte:

„Wenn irgendetwas sein sollte, rufst du sofort an!“, mahnte Mama mich.

„Natürlich mâae. Jetzt geh schon. Hab einen schönen Abend, an dem du dir keine Sorgen um mich machen musst!“, erwiderte ich. Mâae ist die thailändische Anrede für die eigene Mutter.

„Aber Yuna, ich werde mir immer Sorgen um dich machen“, erwiderte Mama. „Und natürlich auch um deinen Kleinen“, fügte sie hinzu und legte eine Hand auf meinen Bauch.

Ich musste mich zusammenreißen, nicht zurückzuweichen. Musste spüren, wie sie liebevoll meinen Bauch berührte. Eine Berührung, die nicht mir galt, sondern einem Bündel aus Fleisch, Blut und Knochen, das in meinem Körper heranwuchs. Alleine bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Aber ich wusste, dass es nachher endlich vorbei sein würde …

Ich winkte meiner Mutter nach, als sie mit dem Auto losfuhr, während ich ein künstliches Lächeln aufgesetzt hatte. Dann ging ich zurück nach drinnen.

In dem Moment, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, fiel auch meine falsche Maske. Verzweifelt sank ich zu Boden, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und weinte. Ich weinte, weil meine Mutter sich auf ihren Enkel freute. Weinte, weil mich vor sieben Monaten ein fremder Mann missbraucht hatte, ohne mein Einverständnis in mich eingedrungen war und ich jetzt sein Kind in mir trug. Ich weinte, weil ich mein Baby niemals lieben würde.

Ich hatte mit Mama bereits darüber geredet. Sie hatte mir nicht erlaubt, das Kind abzutreiben, als ich von der Schwangerschaft erfuhr. Sie meinte, dass es falsch wäre, dem Kind eine Chance auf sein Leben zu nehmen, dass es nichts dafür könne, was sein biologischer Vater mir angetan hat. Ich würde meinen Sohn schon noch lieben lernen.

Aber wie konnte ich das? Wie konnte ich etwas lieben, dass mich an den schlimmsten Tag meines Lebens erinnerte? Etwas, das mir jeden Tag aufs Neue vor Augen führen würde, was mein Vergewaltiger mir angetan hat?

Nein, es konnte so nicht weitergehen! Ich durfte das Kind niemals bekommen!

Seit Monaten versuchte ich jetzt bereits, meine Schwangerschaft zu beenden. Erst hatte ich überlegt, Tabletten zu nehmen, aber das hätte Mama mir nie verziehen.

Ich hatte sogar versucht, es als Unfall darzustellen. Aber jedes Mal, wenn ich am oberen Ende der Treppe stand und mir wieder und wieder einredete, mich einfach fallen zu lassen, schaffte ich es nicht.

Und so habe ich mir schließlich einen anderen Plan überlegt. Ironischerweise war es Mama, die mich auf die Idee gebracht hat. Sie hatte vor einigen Monaten von außen Dornenzweige an die Fenster gelegt – ein in Thailand üblicher Brauch zum Schutz gegen Krasue.

Diejenigen, die nicht in Thailand wohnen, wissen wahrscheinlich nicht, wovon ich rede. Sie kennen die körperlosen Köpfe nicht, die nachts durch unsere Städte und Dörfer schweben, auf der Suche nach frischem Fleisch – besonders nach ungeborenen Babys. Man sagt, sie holen sie mit ihrer langen Zunge direkt aus dem Leib der werdenden Mütter …

Natürlich wusste ich, dass es nicht ungefährlich werden würde. Wenn die Krasue von dem Fötus nicht satt wurde … Nein! Daran durfte ich nicht denken. Zu lange hatte ich auf eine Gelegenheit gewartet, meinen Plan durchzuführen! Ich durfte jetzt keinen Rückzieher machen. Auf die eine oder andere Weise würde es heute endlich enden! Ich konnte so nicht weiterleben!

Während ich ins Schlafzimmer ging, fühlte sich mein Kopf unglaublich leer an. Immer, wenn ich meinen Plan in Gedanken durchgegangen war, dachte ich, dass ich Angst hätte, die Dornenzweige vom Fenster zu entfernen und die kleine Flasche Schweineblut in das Beet darunter zu kippen. Doch in meinem Kopf herrschte völlige Stille.

Dann setzte ich mich auf mein Bett und wartete. Eine frische Brise wehte kalte Nachtluft in meinen Raum.

Ich wusste, dass es dauern konnte. Aber wenn es stimmte, was die Leute sagten, würde eine Krasue das Blut über große Stecken hinweg riechen können …

An der Existenz der Krasue hingegen zweifelte ich nicht eine Sekunde. Nicht, weil ich an alles glaubte, wovon die Leute redeten, sondern, weil Mama einst eine gesehen hatte. Während ihrer Schwangerschaft mit mir soll eine von ihnen um das Haus geschwebt sein, um einem Weg nach drinnen zu suchen. Die panische Angst meiner Mutter war für mich Beweis genug.

Als ich die ersten Schreie hörte, war ich mir noch unsicher, was es war. So ein Tier hatte ich noch nie gehört … Konnte es sein …?

Die Schreie wurden lauter. Sie klangen irgendwie menschlich, aber gleichzeitig völlig unmenschlich … Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll … Jedenfalls trieben sie mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Erste Zweifel breiteten sich in mir aus. Aber was sollte ich jetzt noch tun? Die Zweige lagen draußen. Und rausgehen war keine gute Idee.

Nein. Ich musste bei meinem Plan bleiben! Ich konnte mit der Saat meines Vergewaltigers, die in meinem Körper wuchs, nicht länger leben!

Die Schreie wurden unangenehm laut, aber gerade nur so laut, dass ich mir die Ohren nicht zuhalten musste.

Dann sah ich draußen etwas. Es war eine Art schwaches Leuchten. Nein, mehr ein kaltes Glühen.

Ein Gesicht tauchte aus der Dunkelheit vor meinem Fenster auf. Es war eine junge, wunderschöne Frau. Das Glühen ging von ihr aus.

Als sie in das Zimmer schwebte, sah ich, dass sie keinen Körper hatte. Ich sprang auf.

Unterhalb ihres Kopfes befanden sich keine Schultern. Stattdessen hingen Gedärme aus ihrem Hals heraus. Ich erkannte ein Herz, den Magen, den Darm. Ein Anflug von Übelkeit überkam mich. Als dann ein Gestank dazu kam, der mich an eine Mischung aus Gülle und Verwesung erinnerte, war es zu viel für meinen Magen. Ich fiel auf die Knie und übergab mich.

Als ich wieder aufsah, schwebte der Kopf direkt über mir. Panisch warf ich mich zurück, wollte aufstehen, doch das Gewicht meines Leibs ließ mich auf den Rücken fallen. Der Teppich dämpfte meinen Aufprall.

Was hatte ich getan? Wieso dachte ich, dass es eine gute Idee sei, dieses Ding in mein Haus zu lassen!?

Die Krasue hatte inzwischen meinen Bauch mit ihren Augen fixiert. Als sie ihren schönen Mund öffnete, blitze eine Reihe spitzer Zähne daraus hervor. Dann schob sich ihre lange Zunge wie eine Schlange aus ihrem Mund. Sie zuckte und zappelte aufgeregt, während sie sich meinen Beinen näherte.

Ich war unterdessen völlig regungslos. Starr vor Angst. Der Adrenalinschub blieb aus. Es war, als hätte mich jegliche Hoffnung verlassen.

Kalt und schleimig schlängelte die Zunge sich an meinem Bein entlang. Die Krasue leckte über meinen geschwollenen Bauch, bevor ihre Zunge in meiner Hose verschwand. Es fühlte sich an wie damals …

Als die Zunge in mich eindrang, riss eine seelische Wunde auf, die noch nicht genug Zeit zum Heilen gehabt hatte.

Ich fühlte mich völlig machtlos … beschmutzt … Als die Zunge sich in mir bewegte, musste ich wieder gegen die Übelkeit kämpfen.

Ich schloss meine Augen und ließ meinen Kopf auf den Teppich fallen. Mir kam kein einziger Schrei über die Lippen. Tränen liefen meine Schläfen hinab und sammelten sich in meinen Haaren und Ohren.

Es sollte aufhören! Es sollte endlich aufhören!

Ich spürte jeden Millimeter, den sich die Zunge in mir bewegte. Nachdem die Krasue das Baby mit ihrer Zunge umwickelt hatte, begann sie, es aus meinem Leib zu ziehen.

Sie ging dabei alles andere als sanft vor. Der Schmerz war unerträglich. Jetzt konnte ich meine Schreie nicht mehr zurückhalten. Es fühlte sich an, als würde mein gesamter Körper durch meinen Unterleib gezerrt werden. Zentimeter für Zentimeter …

Und dann … war es vorbei. Mit einem letzten Ruck riss die Krasue den Fötus aus mir heraus. Der Schmerz blieb, flaute aber deutlich ab.

Ich spürte … Erleichterung. Nennt mich ein Monster, aber ich war froh, dass das letzte Stück meines Vergewaltigers endlich aus mir heraus war.

Als die Krasue den Fötus fraß, zwang ich mich, wegzusehen. Ich wollte das Baby nicht sehen, wusste, dass die Bilder mich ewig verfolgen würden. Warme Tropfen spritzten auf mich herab. Ich hielt meine Augen geschlossen.

Dann leckte die Krasue plötzlich wieder über meine Beine. Hatte der Fötus ihr nicht gereicht?

„Nein … Nicht …!“, jammerte ich. Noch immer traute ich mich nicht, hinzusehen.

Plötzlich herrschte Stille. Kein Schmatzen. Kein schleimiges Geräusch, das die Zunge verursachte. Nichts.

Ich wagte es, die Augen zu öffnen. Die Krause war verschwunden. Zwischen meinen Beinen klebte Blut … Frisches Blut … Mein Blut! Doch ich würde es überleben. Dessen war ich mir sicher. Mein Albtraum hatte endlich ein Ende.

Die Legende:

Die Krasue ist ein thailändisches Monster – manchmal wird es auch als Geist bezeichnet –, das einen ganz besonderen Heißhunger auf die Föten und Neugeborene hat.

Aussehen:

Die Krasue besteht aus dem schwebenden Kopf einer jungen, wunderschönen Frau. Aufgrund der Herkunft sind es häufig Thailänderinnen.

Unterhalb des Kopfes befindet sich jedoch kein Körper, sondern der Magen, das Herz und die Gedärme, die aus dem Kopf heraushängen.

Man ist sich uneinig, ob sie einen Hals besitzt.

In ihrem Mund sind messerscharfe Zähne und eine unnatürlich lange Zunge.

Zudem heißt es, dass sie von einem geisterhaften Leuchten oder Glühen umgeben sei.

In manchen Legenden hat die Krasue tagsüber außerdem einen Körper, denn sie nachts abstößt. Am Tage sieht sie daher wie eine völlig normale, jedoch immer müde Frau aus.

Eigenschaften:

Die Krasue sind nachtaktive Wesen, die einen unstillbaren Hunger auf Fleisch und Blut besitzen. Ihre Leibspeise sind neugeborene Babys und Föten.

Sollten sie nichts Besseres finden, sollen sie aber auch Fäkalien oder Leichen fressen.

Es heißt in Thailand, dass man über Nacht keine Wäsche draußen zum Trocknen hängen lassen solle. Anders als bei den Kuntilanak zieht sie zwar keine Krasue an, die Wesen nutzen sie aber, um sich den Mund abzuwischen. Daher soll man am nächsten Tag an der Wäsche häufig Blut oder Fäkalien finden.

Was eine Krasue hingegen wirklich anlocken soll, sind der Geruch von Blut und schwangere Frauen.

Zum Glück gibt es aber eine einfache Methode, sein Haus vor den Krasue zu schützen: Man muss Stacheldraht, spitze Stöcker oder dornenbesetzte Zweige vor Fenstern und Türen anbringen. Die Krasue fürchtet sich davor, dass ihre Organe daran hängenbleiben, weswegen sie sich ihnen nicht nähert.

Wenn die Krasue jedoch wissen, wo eine Schwangere wohnt, sollen sie um das Haus kreisen und nach einem Eingang suchen, während sie schrille Schreie von sich geben. Diesen Schreien sagt man unter anderem nach, dass sie der werdenden Mutter Krankheiten bringen.

Sollte eine Krasue dann auch noch in das Haus gelangen, sucht sie die Schwangere auf. Sie nutzt ihre unnatürlich lange Zunge dazu, das ungeborene Baby aus ihren Leib zu reißen, um es anschließend zu fressen.

Ob eine Krasue sterblich ist, kommt auf die Version der Legende an.

Sollte sie einen Körper besitzen, den sie am Abend zurücklässt, versteckt sie diesen sorgfältig. Wenn jemand den Körper zu stark beschädigt oder versteckt, kann die Krasue nicht zu ihm zurückkehren und stirbt bei Sonnenaufgang. Diese Version der Legende ähnelt stark den philippinischen Manananggal.

Wenn sie keinen Körper besitzt, ist es hingegen unklar, wo sie sich tagsüber aufhält.

Außerdem behaupten einige Leute, dass eine Krasue stirbt, wenn man ihre Gedärme vom Kopf trennt.

Lebensraum/Vorkommen:

Die Krasue leben hauptsächlich in Thailand. Dort sollen sie ganz besonders in ländlichen Gebieten vorkommen.

In anderen asiatischen Ländern gibt es außerdem ähnliche Wesen, die jedoch einen anderen Namen und häufig leicht andere Eigenschaften besitzen.

Ursprung:

Die bekannteste Ursprungslegende einer Krasue besagt, dass sie einst eine wunderschöne Frau war – in neueren Versionen häufig sogar eine Prinzessin.

Die Frau war einem Mann versprochen, den sie nicht liebte. Als dieser schließlich von ihrer Untreue erfuhr, veranlasste er, dass seine Frau durch Verbrennung hingerichtet werden solle.

Die Frau war verzweifelt. Sie suchte eine Hexe auf, die ihr ein Elixier gab, um sie vor dem Feuer zu schützen. Sie trank das Elixier jedoch zu spät, sodass nur ihr Kopf, ihr Magen, ihr Darm und ihr Herz geschützt waren. Der Rest fiel den Flammen zum Opfer. Es heißt, dass der Kopf sich daraufhin in eine Krasue verwandelt habe.

Andere Ursprungslegenden besagen, dass der Fluch der Krasue ein falsch ausgeführter, schwarzmagischer Zauber oder die Bestrafung für eine Sünde sei. In manchen Fällen muss die Frau die Sünde nicht einmal selbst begangen haben, sondern wurde für das Vergehen eines Verwandten oder ihres Ehemannes bestraft oder für ein Verbrechen, dass sie in einem früheren Leben begangen hatte.

Eine weitere Möglichkeit, wie sich eine Frau in eine Krasue verwandelt, ist, indem sie Nahrung zu sich nimmt, die mit dem Speichel oder dem Fleisch einer Krasue verseucht wurde.


Was haltet ihr von den Krasue? Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr in Thailand schwanger wärt? Würdet ihr euer Haus gegen die Krasue schützen oder glaubt ihr, dass so etwas übertrieben wäre? Schreibt es in die Kommentare!

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4 Kommentare

  1. Rabbat07 schreibt:

    Mann kann sich einfach davor schützen.
    Lösung für Frauen:lesbisch oder transexuel sein.
    Lösung für Männer: ^^

    (Das mit lesbisch und transexuel war jetzt nicht blöd gemeint. Ich respektiere sowas)

    • Jeremie Michels schreibt:

      So einfach ist die Lösung dann aber leider auch nicht. Man kann sich seine Sexualität schließlich nicht aussuchen. Außerdem hätte es einen Vergewaltiger sicherlich wenig interessiert, ob sein Opfer auf Männer steht oder nicht. ^^‘

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